Charlie zieht aus!
- Fischer Schatzinsel
- Erschienen: Juni 2009
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„Charlie zieht aus" handelt nicht etwa von den Schwierigkeiten und Erlebnissen, die mit einem Umzug verbunden sind. Diese Geschichte aus der Charlie-Reihe beschreibt vielmehr das selbstgewählte Abenteuer eines unzufriedenen, siebenjährigen Chaoten, der es zu Hause nicht mehr aushält und deswegen beschließt eigene Wege zu gehen.
Charlie glaubt dass die Welt fernab von seinem nervigen Bruder Max und ohne seinen Eltern, die ihn offensichtlich nicht leiden können, besser ist. Also packt er eines Tages das Wichtigste (u.a. Teddy, Spardose, Fotoalbum, Steine, Hundehaufen aus Plastik, Juckpulver, ein T-Shirt mit Skelett Motiv und Playstation sowie Minifernseher) und entflieht dem Stubenarrest. Er kann einfach nicht verstehen, warum seine steinalte Mutter böse auf ihn ist, obwohl er lediglich die Gratis-CD aus der Cornflakes-Packung mit dem Messer in den Firmencomputer seines Vaters gestopft hat.
Er klagt seinem besten Freund und Nachbarn Henry sein Leid und beschließt einfach wegzugehen. Man werde schon merken was man am ihm hat. Zu schwer bepackt kommt er nicht weit und richtet sich schließlich hinter dem Schuppen im heimischen Garten ein. Das hat einige Vorteile, denn der beste Freund ist nah, Strom für Fernseher und Playstation vorhanden und die Versorgung mit Leckereien ist sichergestellt, da seine Mutter die Tiere im Garten seit Charlies Auszug großzügig mit Käsebroten, Kartoffelchips und Apfelkuchen versorgt. Als Henry am Abend nach Hause in sein Bett geht, wird es doch recht einsam und als es dann auch noch zu regnen beginnt, wird Charlie leicht panisch. Er flieht zu Henry und verbringt 39 schweigende Stunden in dessen Zimmer, was ihn ernorme Überwindung kostet und schrecklich unzufrieden macht. Schließlich bekommen sich die beiden Freunde wie immer in die Haare.
Charlie belauscht seine Eltern, die überraschend oft zu Besuch bei Henrys Eltern sind, seit dieser weggelaufen ist. So erfährt er, dass sie froh sind nicht mehr genervt zu werden, ihn aber auch sehr vermissen. Schließlich beschließt er, seiner Mutter und dem leckeren Toast zuliebe zurückzukehren und stellt fest, dass das Beste am Weglaufen die Wiedersehensfreude der anderen ist.
Mit Charlie wurde ein weiterer Lausbuben-Charakter aus England importiert, der das Zeug zum Serienhelden hat.
Die Geschichten, sämtlich aus der der Sicht des siebenjährigen Jungen Charlie geschrieben, sind leicht verständlich und machen einfach Spaß. Schnell wird deutlich, wie unbekümmert er ist und wie wenig er seine „steinalten" Eltern verstehen kann. Das Chaos, das er zu Hause verursacht hat, wird in seinen Augen total überbewertet. Was ihn aber nicht wundert, da er sich ohnehin komplett missverstanden und ungeliebt fühlt. Selbstverständlich übertreibt der Siebenjährige maßlos und trotzdem liefert uns Hillary McKay einen wunderbaren Einblick in die egoistische aber auch verletzliche Gedankenwelt des kleinen Chaoten. McKay formuliert so überzeugend im Sinne von Charlie, dass man schnell Partei ergreift und die Eltern selten gut weg kommen. Schließlich kann man sogar nachvollziehen, dass Charlie sich zum Auszug gezwungen fühlte.
Glücklicherweise erweisen sich die Eltern Charlies verständnisvoller als erwartet. Obwohl diese von Beginn an wissen, dass Charlie nicht wirklich weg ist (die kleinen Leser verstehen das erst recht spät und wundern sich mit Charlie über all die vermeintlichen Zufälle), spielen sie das Versteckspiel mit und unterstützen ihn sogar, indem Sie ihn über seinen Mittelsmann Henry mit dem Nötigsten versorgen. Selbst als er ganz offensichtlich bei seinem Freund untertaucht, wird dessen Mutter eingeweiht. Schließlich erhält er sogar die Möglichkeit zurückzukehren, ohne sein Gesicht zu verlieren.
McKay legt Charlie teils witzige, teils verblüffende Äußerungen in den Mund. Häufig ertappt man sich als Mutter dabei, zwischen den Lagern zu schwanken. Das liegt auch an der ironischen Komponente des Buches. Erstleser werden den feinen englischen Humor verstehen und Spaß daran haben. Kinder im Vorlesealter lieben die fantasievollen Streiche und markigen Sprüche der Jungs. Es macht also Sinn, die Bücher der Reihe aufzubewahren und später erneut zu lesen.
Fazit:
Hilary McKay bietet mit ihren Charlie-Geschichten echtes Lesefutter für aufgeweckte Jungs. Die Geschichten der Charlie-Reihe eignen sich bestens für Erstleser, sind aber auch zum Vorlesen gut geeignet. Mit Charlie ist eine vorlaute aber auch sympathische Figur entstanden, mit der sich Kinder leicht identifizieren können.
Hilary McKay, Fischer Schatzinsel
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