Käpt’n Mausbart und die Gewitterinsel
- Ravensburger
- Erschienen: Juni 2009
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[ab 11 Jahren]
Die zwölfjährige Emiline lockt das Abenteuer: Sie gibt ihren sicheren Job beim reichen Mäusesammler Isiah Lovelock in ihrer Heimatstadt Altstadt auf, um bei der Mannschaft des berühmten Freibeuter Drewshank anzuheuern. Dieser will auf Lovelock's Auftrag hin den berüchtigten Piraten Käpt'n Mausbart jagen, der die wertvollsten Mäuse der Welt erbeutet hat.
Mäuse spielen in Alex Milways Buch eine grosse Rolle, viele Personen haben in der im Buch geschaffenen Welt eine zahme Maus auf ihrer Schulter sitzen (Mausbart hat sogar mehrere Mäuse in seinem Bart sitzen, daher sein Name) und einmal werden sie sogar zum Retter in der Not.
In ihrem Job als Mäusewartin, also jemand, der Mäuse hütet und aufzieht und gegebenenfalls einfängt, wenn diese ihren Käfigen ausgebrochen sind, bekommt es Emiline mit den unterschiedlichsten Mäusearten zu tun: da gibt es „Scharfkrallen", also Mäuse mit messerscharfen Krallen, oder Elefantenmäuse, die riesengross sind und wegen ihrer stämmigen Beine in einer rauen Hafenkneipe sogar als unermüdliche Bedienung (und sicher ehrfurchtgebietende Rausschmeisser) eingesetzt werden.
Trotzdem will Emiline sich verändern und sich lieber an der Jagd auf den berühmt-berüchtigten Piraten Käpt'n Mausbart beteiligen; schliesslich will sie später einmal Mäusejägerin werden und nicht bis an ihr Lebensende nur auf die kleinen Nager aufpassen.
Die gefährliche Jagd auf den Piraten entpuppt sich jedoch als Falle. Von Isiah Lovelock eingefädelt, gilt sie auch dem eigentlich unbescholtenen Freibeuter Drewshank.
Er war nur ein Ablenkungsmanöver für Mausbart, damit ihn die übermächtige Kriegsmarine von Altstadt - ebenfalls durch Lovelock geschickt - leichter einfangen kann.
Umzingelt von der Kriegsmarine gelingt es Mausbart, sich auf die Gewitterinsel, seinen Schlupfwinkel auf einer Vulkaninsel, zurückzuziehen. Vorher nimmt er aber noch den Freibeuter Drewshank und dessen Mannschaft, unter ihnen auch Emiline, gefangen und versenkt dessen stolzes Schiff.
Eine Meuterei unter seinen eigenen Leuten führt jedoch zu seiner und Drewshanks Auslieferung an die Kriegsmarine. Beide sollen am Galgen hängen, auch Drewshank, der mittlerweile zuviel von Lovelocks Machenschaften weiss. Glücklicherweise gelingt es Emeline und ihrem Freund, dem Erfinder Algernon, die beiden rechtzeitig zu retten.
Zum Schluss heuert Mausbart Drewshank und Emeline für seine neue Mannschaft an. Im nächsten Band „Mausbart und der Methulasemfluch", der im September erscheinen wird, will Mausbart sich von ebendiesem Fluch befreien.
„Käpt'n Mausbart und die Gewitterinsel" ist der erste Band einer Trilogie und ist das Erstlingswerk von Alex Milway. Es ist zwar spannend geschrieben, hat aber leider einige Schwächen. Die eigentlich originelle Grundidee, die Geschichte in der Zeit der Piraten und Freibeuter anzusiedeln, in der jedoch Mäuse eine sehr grosse und wichtige Rolle spielen (z.B. bedeuten die von Mausbart erbeuteten Goldmäuse, die wertvollsten Mäuse der Welt, den Reichtum der ganzen Stadt Altstadt) wird nicht immer stimmig umgesetzt.
Leider kommt es häufiger zu Ungereimtheiten: so kann Mausbart mit Hilfe eines Riesen, der das ganze Piratenschiff aus der Umzingelung zu dem Schlupfwinkel des Piraten hebt, entkommen.
Dieses phantastische Element wirkt störend in der sich ansonsten realistisch gebenden Geschichte. Dieser Anspruch wird zum Beispiel deutlich durch die jedem Kapitel vorstehenden lexikonartigen Texte, in denen die verschiedenen Mäusearten mit Hinweisen zu Zucht und Pflege detailliert beschrieben werden.
Dem Lesefluss hinderlich ist auch die Häufung von wenig wahrscheinlichen Elementen wie zum Beispiel der Nebelmaschine, mit der der Pirat feindliche Schiffe lahm legt oder das U-boot des Erfinders Algernons, das massgeblich an der Rettungsaktion am Ende beteiligt ist.
Durch den allwissenden Erzähler zwar mitreissend in Szene gesetzt, wirken die Charaktere jedoch eher eindimensional und wenig lebensecht. Da gibt es zum Beispiel Emiline, ein „starkes Mädchen", Algernon, den „verrückten Erfinder" oder den Piraten Mausbart, der anfangs als grausam und „Schrecken der siebzehn Meere" beschrieben wird, um sich schliesslich als „rauher Kerl mit weichem Kern" zu entpuppen.
Es gibt jedoch auch ziemlich makabere Elemente, so zum Beispiel die Eingangs- und Schlussszene, in der der Leichensammler Mr. Droob, aufgedunsene Wasserleichen aus dem Fluss fischt. Nichts fur zarte Gemüter sind auch die Schilderungen der aufgespiessten Köpfe hingerichteter Piraten im Hafen.
Fast genüsslich wird der Aufbau des Galgens für Mausbarts Hinrichtung und die Schrecken derselben beschrieben, die gut ein Viertel des Buches einnehmen.
Ob das nun am am sprichwörtlichen schrägen britischen Humor liegt, bleibt dahingestellt.
Eine Altersempfehlung wird dadurch erschwert, dass sich das Buch vor allem in den Illustrationen und dem Titelbild eher an jüngere Leser richtet, aber die düsteren Elemente wie aufgedunsene Wasserleichen oder aufgespiesste Piratenköpfe wohl eher für ältere Leser geeignet sind. Da die Heldin ein Mädchen ist, das Thema „Piraten" aber eher Jungen interessiert, ist die Zielgruppe unklar.
Fazit:
Ein zwar spannend erzähltes, aber nicht immer stimmig umgesetztes Piratenabenteuer - durch die zahlreichen makaberen Szenen frühestens für Kinder ab 11 geeignet; allerdings sollten sie bereits über ein entsprechendes Nervenkostüm verfügen.
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