Ottoline und das Schulgespenst

Ottoline und das Schulgespenst
Ottoline und das Schulgespenst
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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonJun 2009

Idee

Ottoline findet allein ihren Weg und sie mag ihre Schule für anders Begabte, aber ein Gespenst stört Ottolines Suche nach ihren besonderen Fähigkeit

Bilder

einfallsreiche, originelle Zeichnungen des Autors begleiten seinen Text und ergänzen die Geschichte sehr eigenwillig

Text

fantasievolle wie einfache Beschreibungen eines autonomen Kinderlebens mit seltsamem Schulunterricht, zu empfehlen für Leseanfänger, ausgestattet mit vielen anregenden Illustrationen

[ab 7 Jahren]

Ottoline landet in ihrem neuen Abenteuer in einer seltsamen Schule, die so kuriose Unterrichtsfächer anbietet wie: Kicherkurs, Stuhldienst, Heulsusentraining oder Rülpsklub. Wie es ihr und dem treuen Mr Munroe dort ergehen wird und was sich hinter dem ominösen Gespenst verbirgt, davon erzählt dieses bilderreiche Kinderbuch auf komisch ernsthafte Weise.

Ottoline wohnt mit Mr Munroe, ihrem treuen, zottligen Wesen aus den norwegischen Sümpfen im Pfeffermühlenhaus. Ihre Eltern sind eifrige Sammler und immer auf Reisen, schreiben aber fleißig Postkarten und versorgen ihre Tochter mit allem, was sie benötigt. Ottoline hat nie Langeweile, sie schreibt in ihr Notizbuch, kümmert sich um ihre Einzelschuhsammlung und natürlich verbringt sie viel Zeit mit Mr Munroe.

Bei einem Spaziergang durch den Pimpinell-Park trifft Ottoline Cäcilia Fitzgerald-Gilbert III. und ihr patagonisches Pony Murmel. Das leicht hochnäsige Mädchen erzählt ihrer neuen Freundin gern fantastische Geschichten, z.B. von Jungen, die so große Füße haben, dass diese als Sonnenschirme dienen können. Mr Munroe mag Cäcilia nicht, sie hält ihn für einen Hund, was eine Frechheit ist und außerdem denkt sie sich zu viele angeberische Geschichten aus. Mr Munroe ist ein bisschen eifersüchtig. Aber Ottoline ist begeistert und möchte alles von Cäcilia wissen. Cäcilias Vater arbeitet bei der Großstadtbank und hat einen extrem vollen Terminkalender. Wenn er ihr mal eine Gutenachtgeschichte vorlesen soll, muss die Tochter einen Termin mit seiner Sekretärin vereinbaren. Ebenso ergeht es Cäcilia mit ihrer Mutter, die beim Großstadtmuseum tätig ist, in einer hohen Position, versteht sich. Cäcilia ist mit anderen Worten sehr allein. Als das Mädchen Ottoline von der Alice-B.-Sanders Schule für anders Begabte berichtet, ist Ottoline ganz Ohr. Sofort schreibt sie ihren Eltern, dass sie diese Schule besuchen möchte, um herauszufinden, welche Begabung sie hat.

Als Ottoline ihre Koffer packen will, hilft ihr ein Bär dabei, der an kalten Tagen in Ottolines Schrank wohnt. Am nächsten Tage reist Ottoline mit den anderen Schülern zur Alice -B.-Sanders-Schule. Jeder Schüler hat einen Gefährten dabei. Das Wunderkind Albert Zweistein hat den Roboter Nimm-3 dabei, die Schwestern Luise und Liselotte Lilienthal begleitet der Tukan Richard und neben der Tochter des Sultans sitzt der große Elefant Bye-Bye. Auf der Fahrt erzählt Cäcilia ihre unglaublichen Geschichten. Auf einem Hügel thront die Alice-B.-Sanders- Schule.

Eine skurrile Figur reiht sich nun an die andere. Angefangen beim Butler des Internats, der sich Grimsby nennt und wie Frankensteins Monster aussieht. Die Unterrichtsstunden lauten: Tagträumen für Fortgeschrittene, So-sein-wie, Teetrinkkunde oder Unnützes. Ottoline probiert nun alles aus und sucht verzweifelt nach ihrer besonderen Begabung. Aber was sie auch anstellt, sie kann sie nicht entdecken.

Bei einer Pyjama-Party erzählt Cäcilia dann wieder ihre Gruselgeschichten und wie es dazu kam, dass Alice B. Sanders diese Schule gründete. Zu jedem englischen Anwesen gehört natürlich ein Gespenst. In der Sanders-Schule soll es der Hengst der Hammersteins sein. Mr Munroe übrigens wurde in die Stallungen verbannt. Dort beobachtet er eigenartige Dinge, die mit dem patagonischen Pony von Cäcilia zu tun haben. Ottoline sucht erneut nach ihrer Begabung, aber sie kann weder jonglieren, noch beherrscht sie Vorhang-Origami, sie wickelt sich eher ungeschickt in die Vorhänge ein. Es ist zum Verzweifeln. Als die Kinder am Wochenende von den Eltern abgeholt werden, bleiben Ottoline und Cäcilia im Schloss. Cäcilia hat schreckliches Heimweh und Ottoline tröstet sie.

Plötzlich beginnt in der Nacht der Spukterror. Unheimliche Klopfgeräusche sind zu hören und jemand bemalt die Porträts und fordert alle auf zu fliehen. Alle denken, dass dieses Gespenst der Hengst von Hammerstein ist. Seltsame Dinge geschehen auch während des Unterrichts. Panik bricht aus. Die Schule wird geschlossen werden müssen. Ottoline und Mr Munroe, der bereits einen Verdacht hat, hecken einen pfiffigen Plan aus. Wer sich nun hinter dem Gespenst wirklich verbirgt und welche besondere Begabung Ottoline für sich entdecken wird, wer weiß? Nur eines, wenn Kinder Heimweh haben, kommen sie manchmal auf die verrücktesten Ideen.

Chris Riddell hat sich eine originelle Mädchenfigur, die etwas Ähnlichkeit mit seiner Tochter Kate hat, ausgedacht, die autonom und lebensfroh durch die erdachte Geschichte wandelt. Auf jeder Seite des Buches unterstreichen und ergänzen Chris Riddels fein gezeichnete Illustrationen in schwarz-weiß und blau diese Freundschaftsgeschichte mit vielen witzigen Details ( Ottoline hat immer zwei verschiedene Schuhe an, Teekannen mit zwei Tüllen, ein Bär mit Schultertuch gibt hilfreiche Tipps beim Koffer packen, durch die Katzenklappe passen auch Ponys und und und). Der englische Illustrator erfindet neben den eigenartigen Fantasiefiguren zwei originelle Mädchen: die bodenständige Ottoline und die vornehme wie fantasiereiche Cäcilia. Gekleidet sind die Kinder äußerst altmodisch und doch sehr selbstbewusst. Große Hüte, Regenschirme und beinlange Kleider gehören zur piekfeinen Ausstattung. Es wird vornehm Tee getrunken, man flaniert im Park. Die Erwachsenen bekleiden nur Statistenrollen. Den Reiz der Geschichten macht die Kombination von Fiktion und realem Hintergrund aus. Zwischen dem Text und den Bildern entspinnt sich ein Wechselspiel, denn sogar die Bilder sind mit Sprechblasen ausgestattet und sorgen für eine Reihe von Zusatzinformationen. Wer will, kann dieses Kinderbuch auch als großen Comic lesen. Komisch ist, wie Chris Riddell diese reale Welt mit seltsamen Figuren bevölkert. Ottoline jedenfalls ist nicht auf den Kopf gefallen, sie ist offen, mitfühlend und neugierig. Mr Munroe sagt nicht viel, ist aber ein äußerst wichtiger Partner bei der Lösung der so ganz anderen Kriminalfälle. In Planung ist ein weiteres, aber dann wohl letztes Ottoline-Abenteuer.

Fazit:

Fantasiereich und geheimnisvoll erzählt der englische Autor und Illustrator Chris Riddell eine wunderbare Geschichte, die gerade für Mädchen ein Lesevergnügen ist. Wie Pippi Langstrumpf lebt Ottoline eine autonomes Leben. Allerdings ist Ottoline für ihr Alter sehr vernünftig und irgendwie auch very british.

Karin Hahn

 

Ottoline und das Schulgespenst

Chris Riddell, Sauerländer

Ottoline und das Schulgespenst

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