Hund & Hase
- Jacoby & Stuart
- Erschienen: Mai 2009
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Familie Hund und Familie Hase stehen sich in dieser fast klassischen Geschichte verfeindet gegenüber. Warum sie sich einfach nicht riechen können, keiner weiß es. Doch wie ergeht es den Kindern der Familien bei diesem hundsgemeinen Konflikt der verfeindeten Parteien? Hannes Hase und Hugo Hund setzen sich über den dummen Streit der Erwachsenen hinweg und das kam so......
Hannes Hase und Hugo Hund wohnen in Hummelhausen. Obwohl sie gemeinsame Interessen haben, in die gleiche Schule gehen und sich eigentlich gar nicht gut kennen, können sie sich genau so wenig wie ihre Familien ausstehen. Auf infantile Weise beschimpfen sich die Familien in regelmäßigen Abständen gegenseitig. Sie stehen am Zaun und rufen den anderen Gemeinheiten zu. Warum Hund und Hase sich nicht mögen, weiß kein Tier. Alte Vorurteile werden gepflegt und in schöner Manier nie in Frage gestellt. So war es schon immer und so wird es auch bleiben.
An einem heißen Sonntag wollen Hase- und Hundejunge in die Heide zum Wettlauf. Hannes darf nicht, denn es könnte gefährlich werden. Hugo darf nicht, denn mit dem Hasengesindel soll Hugo nichts zu tun haben, obwohl bei dem Lauf auch andere Tiere dabei sind. Jede Familie beschimpft die andere Familie und plappert nach, was schon immer gesagt wurde: Viele Hunde sind die Feinde der Hasen. Hasen nagen alles kaputt und haben zu viele Kinder. Hugo und Hannes hören sich alles an, erhalten auf ihre Fragen keine ordentlichen Antworten und sind sauer, weil sie beim Spektakel in der Hasenheide nicht dabei sein dürfen. Doch als wäre es Gedankenübertragung springen beide gleichzeitig aus dem Fenster und sprinten zur Wiese. Noch im letzten Moment erhalten sie ihre Startnummern und schon geht der Wettlauf an diesem heißen Tag gegen Schwein, Dachs, Ziege, Wildschwein, Katze und Fuchs los.
Hund und Hase setzen sich an die Spitze des Feldes und beschimpfen sich in gewohnter Weise wie die Rohrspatzen. Doch dann bricht ein Gewitter aus und das Rennen wird beendet. Hase und Hund sind schon so weit, dass sie erst beim Blitzeinschlag ganz in ihrer Nähe bemerken, dass sie aufhören müssen. Hannes ruft Hugo zu, er solle sich in Sicherheit bringen. Hugo stellt sich unter einen Baum, aber Hannes bittet ihn zu sich in die tiefe Senke, damit nichts geschieht. Hugo hat große Angst vor dem Gewitter und Hannes tröstet ihn. Auf einmal sitzen beide friedlich beieinander und beschützen sich. Die Eltern daheim, Familie Hund und Familie Hase, sorgen sich, natürlich getrennt, um ihre Kinder.
Hannes hat nun Angst, dass sie sich verlaufen haben und nie wieder nach Hause finden. Aber Hugo tröstet ihn und schnuppert sich den Weg frei. Endlich kommen sie bei Axel Dachs an und können sich auch wieder orientieren. Plötzlich sehen sie das vermisste Schweinekind Marie und retten es von einer kleinen Insel. Hannes und Hugo kehren als gemeinsame Sieger heim und ernten die dankbaren Worte vom Schweinevater. Als Preis erhalten die beiden Gewinner ein paar Rollschuhe, mit denen sie mal allein und dann zu zweit durch die Gegend fahren können. Ihr Publikum sind die jeweiligen verfeindeten Familien, die sich nun offenbar tolerieren.
Rotraut Susanne Berners Bilder „stehen an dem Weg, der in die Kindheit führt", schrieb Michael Krüger, Verleger und Buchautor. Besser kann man es wohl nicht ausdrücken, wenn man sich in die Bilderwelten der Künstlerin vertieft. Die bekannte Illustratorin, die im letzten Jahr ihren 60. Geburtstag feierte, hat viele, viele Bilder- und Kinderbücher, aber auch Erwachsenenliteratur bebildert und somit bearbeitet. Mehrere Anthologien und Hausbücher sind erschienen. Kürzlich kam „Alphabet & Zeichenstift" auf den Markt, ein wunderbares Wiedersehen mit all den bekannten Figuren der Rotraut Susanne Berner. Am Schönsten jedoch sind ihre eigenen Geschichten, die Karlchen-Pappen ( zuletzt „Ein Schwesterchen für Karlchen"), die unterschiedlichen, großformatigen Wimmelbücher oder „Das Abenteuer", „ ein buntglitzerndes kleines Feuerwerk am Bilderbuchhimmel", wie es eine Rezensentin bezeichnete und nun „ Hund & Hase".
Mit genial einfachem Strich, mit Wärme und Zärtlichkeit und vielen kleinen Details erzählt die Künstlerin in diesem neuen Buch mit originellen Bildideen die alte Geschichte von Vorurteilen und Missverständnissen, die über Generationen einfach ungefragt weitergegeben werden. Auf jeder Seite oder Doppelseite findet sich ein Bild, das den Text weitererzählt. Interessant sind die Wortkombinationen mit Hund und Hase, die Rotraut Susanne Berner in ihren Text einbaut. Immer wieder werden Kinder beim Zuhören oder Lesen darauf aufmerksam: Da liegt der Hase im Pfeffer, hundsgemein, Hasenbrot, hundelend u.a.
Rotraut Susanne Berners Geschichten und Bilderwelten sind frei von Prätention und didaktischen Zwängen. Mit Leichtigkeit, Anmut und Witz inszeniert sie eine Geschichte, die Kindern bildhaft und sprachlich anspruchsvoll vom alltäglichen menschlichen Leben erzählt, auch wenn die Akteure Tiere sind. Hugo und Hannes helfen sich ganz selbstverständlich und da geht es nicht darum, wer wem nun unsympathisch ist. Jeder kann mit seinen Fähigkeiten dem anderen beistehen. Die Geschichte bedarf keiner Erklärung, denn sie öffnet dem jungen Leser / Zuhörer von ganz allein die Augen.
Am liebsten zeichnet Rotraut Susanne Berner mit Buntstiften und auch bei „ Hund & Hase" ist der Strich sichtbar und spürbar. Es ist das Einfache, das so schwer zu Papier zu bringen ist. Sie ist darin Meisterin.
Fazit:
Rotraut Susanne Berners Stil ist unnachahmlich. Sie erzählt ohne zu moralisieren von den Schwächen der Erwachsenen, ohne sie wahrhaft bloßzustellen. Es liegt im Ermessen der Kinder eigene Schlüsse zu ziehen.
Rotraut Susanne Berner, Jacoby & Stuart
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