Ein kleines Mädchen, ein Haus, ein Tiger, ein Löwe - das klingt doch sehr spektakulär. Geht das überhaupt, Löwen und Tiger als Haustiere halten? Matilda macht es vor.
Einen Großteil des Tages verbringt Matilda damit, ihre beiden „Katzen" zu versorgen. Sie füttert sie und führt sie aus. Klar, dass alle in der Umgebung Angst haben vor den beiden Tieren. Dabei sind sie ganz lieb und niedlich. Eine Katze ist gelb, die andere ist gestreift.
Für Kinder stehen Tiere auf der Hitliste ganz oben. Haustiere hat man erst einmal lieb, vor allem wenn sie kuschelig sind. Aber ganz schnell können die lieben Vierbeiner auch ganz schön anstrengend sein, denn mit dem „Besitz" hat man auch Verantwortung übernommen. Katzen bedürfen einer speziellen Beachtung, aber sehr oft machen sie was sie wollen und nehmen selten Rücksicht.
So auch Gustav und Knut, die beiden Katzen von Matilda. Täglich muss das kleine Mädchen „20 Liter Eintopf mit Speck" kochen, vom Einkauf ganz abgesehen. Selbst wenn ihre beiden Katzen sitzen, überragen ihre Köpfe, die stehende Matilda sehr deutlich. Ein bisschen Angst und Respekt haben alle außerhalb des Hauses, wenn Matilda ihre Katzen ausführt, sei es in der Stadt oder am Steg am Fluss. Da hat Matilda ganz schnell viel Platz, wer möchte sich schon gern einen Platz mit einem Löwen und einem Tiger teilen?! So ist Matilda schon froh, wenn der Tag zu Ende geht und sie alle drei zusammen kuscheln können. Und am nächsten Tag sieht alles schon ganz anders aus.
Matildas Katzen erweisen sich als Kätzchen, für die das Mädchen sorgen muss, denn es seien ja schließlich ihre, sagt die Mutter.
Im Rückblick eröffnet sich die Geschichte nun völlig anders. Matilda empfindet so, wie Jan Lööf sie zeichnet. Klar, sie wollte die Tiere haben, aber die Pflichten sind doch groß. Jeden Tag müssen die Katzen gefüttert werden - da kann man schon mal übertreiben bei der Größe der Mahlzeit. Immer soll Matilda für den Auslauf sorgen - ach, wenn die Nachbarn doch Angst vor den beiden hätten. Ständig kommen die Katzen in ihr Bett - egal, ob sie auch mal allein sein will. Die Samtpfoten können auch mal zu Plagegeistern werden. Aber eigentlich nicht für Matilda. Denn sie liebt ihre Katzen, auch wenn sie am Ende doch ein wenig kleiner sind.
Jan Lööf schreibt eine Geschichte, die zwischen Realität und Vorstellungskraft nicht unterscheidet und die so gezeichnet ist, dass auch für den Betrachter die Vorstellung des kleinen Mädchens zur Realität wird. Es gelingt ihm ein Malstil, der authentisch scheint und zugleich künstlich ist. Matilda steht fast gelangweilt zwischen den Tieren, deren Stockmaß sie gerade erreicht. Köstlich wie sie mit dem Löwen beim Waschen und Fönen umgeht, absolut mutig, wie sie dem Tiger mit der Schrubber-Zahnbürste die scharfen und großen Zähne putzt. Die Mimik der beiden Großkatzen unterstreicht diese abstrakte Situation. Die Illustrationen im Haus haben einen deutlich skizzierten Hintergrund. Dagegen wirken Mensch, Tier, Haus und Baum außerhalb des Hauses wie ausgeschnitten und ausgedacht vor einem glatten Hintergrund. Interessant sind die Buchdeckel-Innenseiten mit den unterschiedlichen Köpfen von Gustav und Knut. Ein Löwenkopf zwinkert uns vielsagend zu und am Ende wird klar, was er uns damit sagen will.
Die Sprache ist für die anvisierte Leserschaft altersentsprechend verständlich, leichtgängig und knapp gehalten.
Fazit:
Ein kleine aber feine Geschichte, die durch ihre einfallsreichen Illustrationen überzeugt und am Ende mit einem Augenzwinkern überrascht. Nicht nur Kinder mit Haustieren werden dieses Buch lieben.
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