Einfach Nur Grace

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Kinderbuch Couch
88%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonApr 2009

Idee

Die lustige und frohmachende Alltagsgeschichte mit sympathischer Heldin und wirklichkeitsnahen Charakteren bietet einen hohem Identifikationswert

Bilder

Die witzigen Zeichnungen der Autorin im beliebten Comic-strip-Stil bereichern und unterstreichen die Handlung

Text

Die humorvolle Erzählweise und die kindgerechte Sprache machen das Buch zu einem Lesevergnügen.

Grace lässt sich nicht unterkriegen, wenn es im Leben mal nicht so läuft, wie sie es will: anstatt loszuheulen, versucht sie sich aufzubauen. Zum Beispiel durch das Zeichnen von nicht-ganz-so-super-Abenteuern oder durch den Einsatz ihrer eigenen Superpower Empathie, um andere aufzuheitern, denen es schlecht geht.Leider laufen diese Aufheiterungsaktionen manchmal schief...

Grace hat es nicht leicht, gleich drei weitere Mädchen mit dem Namen Grace befinden sich zu Schuljahresbeginn in ihrer Klasse, sodass sie von ihrer Lehrerin, um diese besser auseinander zuhalten, durch ein Missverständnis den Namen „Einfach nur Grace" erhält.
Sie lässt sich aber nicht durch dieses oder andere Missgeschicke im Leben (wenn sie zum Beispiel im Schultheaterstück nicht die begehrte Rolle eines tanzenden Maiskolben bekommt sondern nur die langweilige Rolle eines stehenden Baumes) deprimieren.
Sie liebt es auch, Listen zu den verschiedensten Themen zu erstellen, zum Beispiel „Was Jungen machen" oder „Was ich über Mrs. Luther als Nachbarin weiß" . Diese Listen sind für sie ein Hilfsmittel, um ihre Umwelt zu erfassen und zu begreifen.

Als sie versucht, eine Nachbarin, die sich ein Bein gebrochen hat, mit Hilfe ihrer besten Freundin Mimi aufzuheitern, geht diese Aktion leider völlig schief.
Die Postkarten, die sie im Namen der geliebten Katze der Nachbarin an diese verschickt, werden für die Erpresserbriefe eines mutmaßlichen Entführers gehalten, als eben diese Katze plötzlich verschwunden ist.

Ausgerechnet der eklige Sammy Stringer aus ihrer Klasse (der zum Beispiel in der Nase bohrt oder Löwenkacke ganz toll findet) hilft ihr dabei, die Sache wieder in Ordnung zu bringen.

So wird der junge Leser genau da abgeholt, wo er sich befindet, in seiner Alltagswelt nämlich. Auf ihrer Webseite web.me.com/chariseharper/SITE/START_HERE.html sagt die Autorin, dass Grace so ist, wie sie selbst gerne als Acht-jährige gewesen wäre.


Die meisten Leser werden sich in der sympathischen Heldin und deren Probleme wieder finden.

Die Hauptprobleme sind sicher die kleinen Missgeschicke des Lebens, oft ausgelöst durch ihre Umwelt und wie man am besten mit diesen umgeht. Die Welt der Erwachsenen und deren Regeln, verkörpert vor allem durch die Eltern, erscheint oft unverständlich, zum Beispiel, kein Fernsehen vor dem Abendessen oder Grace darf nicht alleine Fotos auf dem Computer ausdrucken, obwohl sie sich damit prima auskennt.

Auch sind ihr manche Mitschüler einfach unsympathisch. Fast alle Jungen, die oft eklige Angewohnheiten haben, allen voran die, die oft Essensreste zwischen den Zähnen hängen haben wie der ihr widerliche Sammy Stringer. Eine Abneigung hat sie auch gegen Heulsusen wie Grace F., von ihr nur Miss Mies genannt.

Der Autorin gelingt es so ein hohes Identifikationspotential zu schaffen, das besonders von der wirklichkeitsnahen Darstellung der Charaktere unterstützt wird.

Sympathisch und sogar nachahmenswert ist die Art der Heldin, mit diesen Problemen umzugehen.
Statt auf Hilfe von aussen zu warten, tut sie entweder Sachen, die ihr selbst gut tun oder sie denkt an andere.

Gleich zu Beginn wird durch Graces erste Liste zum Thema „was ich alles nicht geworden bin" der Ton des Buches gesetzt, und der Leser erfährt so, dass die Ich-Erzählerin, Grace, Humor besitzt und sich selbst nicht so wichtig nimmt.

Die Sprachwahl wirkt altersgerecht und authentisch. Viele Dialoge und kurze prägnante Sätze beleben die Handlung und wirken dem Alter der Heldin entsprechend. Charlise Mericle Harpers Sprache ist auch voller Humor, der aber immer positiv ist und nicht negativ kritisierend. Es macht deshalb einfach Spaß, dieses Buch zu lesen. Auch ältere Geschwister (meine fast elf-jährige Tochter hat das Buch in einem Rutsch gelesen und für sehr gut befunden) und erwachsene Vorleser (ich musste beispielsweise beim Lesen öfters schmunzeln) werden auf ihre Kosten kommen.

Der Text ist nicht in Kapitel gegliedert, sondern in kurze Abschnitte, die oft von Zeichnungen und Listen aufgelockert sind. Diese Einteilung macht es dem Leser oder Vorleser einfach, das Lesen zu unterbrechen und weiterzulesen, auch wenn man mal nicht soviel Zeit hat.
Diese Aufteilung und der großgedruckte Text führen dazu, dass auch ungeübte Leser und ungern lesende Kinder schnell das Erfolgserlebnis haben werden, ein ganzes Buch gelesen zuhaben.

Die vielen witzigen Zeichnungen der Autorin im - bei Kindern sehr beliebten - Comic-Strip-Stil, unterstreichen die Handlung und bereichern den Text. Sie ahmen auf sehr gelungene Weise die Zeichenkünste einer Achtjährigen nach.

In seiner Heimat USA war dieser Titel so erfolgreich, dass schon weitere Fortsetzungen erschienen sind.

Fazit:

Die fröhliche Handlung, kindgerechte Sprache, realistisch dargestellte Charaktere und die sympathische Heldin machen dieses Buch zu einem gelungenen Lesevergnügen ab acht Jahren.

Andrea Delumeau

 

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