Wilde Kinder - Löwen
- Gerstenberg
- Erschienen: März 2009
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[ab 5 Jahren]
Mit der Reihe „Wilde Kinder" von Gerstenberg zeigt uns die preisgekrönte „Wildlife"-Fotografin Gabriela Staebler eindrucksvolle Einblicke in die Kinderstube von Löwe, Giraffe & Co. Für das Buch „Wilde Kinder/Löwen" hat sie aus den 20 Jahren, die sie das Löwenrudel nun beobachtet, ganz besondere Momente zwischen Löwenkinder und - mutter ausgewählt.
Dramatisch beginnt das Leben der kleinen Löwenkinder, die von der Löwin fernab des Rudels zur Welt gebracht wurden; um ein Haar wären sie Opfer einer tobenden Büffelherde geworden. Doch die kleinen Racker haben unverschämtes Glück, denn unter dem Totholz waren sie wie in einer Höhle vor den tödlichen Tritten der Büffel geschützt. Vorsichtig birgt die Löwenmutter ihre drei Junge und leckt sie erst einmal liebevoll ab. Der Leser atmet auf, alle drei Löwenkinder sind wohlauf. Doch Mutter und Kinder müssen noch eine weitere Hürde nehmen: Wird das Rudel - allen voran der „Pascha", das Löwenmännchen - die Neuankömmlinge akzeptieren? Sie haben erneut Glück. Der „Pascha" ist an diesem Tag sogar besonders guter Laune und beschnuppert seinen Nachwuchs wohlwollend.
Nun beginnt das Familienleben. Während die kleinen Löwen im „Kindergarten" gut behütet herumtollen, jagt eine Gruppe Weibchen für das Rudel. Die Aufgaben sind klar verteilt: Wer für das Kinderhüten zuständig ist, wer jagt und wer das Rudel vor Rivalen schützen muss. Letzteres ist natürlich die Aufgabe des „Paschas" . Denkt man zuerst, dass es sich hier um einen ziemlich faules und zudem noch gefrässiges Familienmitglied handelt - denn er ist der erste der von der Beute fressen darf, die die Weibchen erlegt haben - so gibt uns Gabriela Staebler zu bedenken, dass gerade der Pascha bei Kräften sein muss, um einen männlichen Rivalen in die Flucht schlagen zu können. Würde ein fremdes Männchen das Rudel übernehmen, hätte das auch dramatische Folgen für die Jungtiere, die der neue Pascha nicht dulden würde.
In Zeiten der Dürre und des Hungers harren die Löwen in der Savanne aus, sie ziehen nicht mit den Herden fort. Dabei kommt es auch vor, dass sie sogar Aas fressen. Da die Jungtiere auch in diesen harten Zeiten immer als letzte an die Beute dürfen, kommt es sehr häufig vor, dass sie verhungern oder von der Löwin schlicht vernachlässigt werden. Die Natur hat wie immer ihre Gründe: Denn wenn nur der Nachwuchs überlebte, wäre nichts gewonnen. Die Jungen würden ohne ihre Mutter ebenfalls sterben. Nur auf diese Weise, wenn die Löwin für weiteren Nachwuchs sorgen kann, ist der Fortbestand des Rudels gesichert.
Seit 20 Jahren beobachtet Gabriela Staebler nun schon ein Löwenrudel in Kenia - eine sehr lange Zeit, in der sie ganz offensichtlich so manch magischen Augenblick einfangen konnte. Die unglaublich intensiven Aufnahmen des Löwenrudels, insbesondere jene, die das zärtliche Miteinander zwischen Löwin und ihren Jungen zeigen, sind zweifellos das Herzstück in ihrem Bildband, der Dreh- und Angelpunkt bei unserer Exkursion in die Savanne Kenias. Sie hat die Natur der Löwen auf eine ganz besondere, auf ihre Weise, eingefangen.
Ihre Liebe zu den grossen Raubkatzen Afrikas bringt sie auch in ihren Texten zum Ausdruck. Teilweise sehr anspruchsvoll für Kinder formuliert, baut sie anfangs eine gespannte Stimmung auf, die dann wieder in eine sehr lebendige Beschreibung des „Löwenalltags" mündet. Überwiegend gut verständlich, spannend und greifbar beschreibt sie das wilde Leben ihrer Protagonisten, das ihnen mitunter auch ganz schön übel mitspielen kann. Doch es gibt auch Momente des Innehaltens. Mit Eindrücken von Kenias Sonnenuntergang - sehr malerisch unterstützt durch ihre Beschreibungen - vermittelt Gabriela Staebler ein Ahnung davon, wie es ist, wenn die Wildnis Kenias zur Ruhe kommt.
Am Ende des Buches rundet Gabriela Staebler den Ausflug in die Welt der Löwen mit „Wissenswertes von A bis Z" ab.
Hier erfährt man in aller Kürze Aufschlussreiches und Verblüffendes von A wie Alter, über P wie Paarung bis hin zu S wie Steckbrief. Nach den vielen Eindrücken, die von den Kindern im Verlauf des Buches gesammelt werden, sind diese Fakten sehr willkommen und werden sicherlich mit grossem Interesse aufgenommen.
Fazit:
Die wilden Tierkinder bringen Menschenkinder zum Staunen. In Gabriela Staeblers Aufnahmen kann man die besondere Verbundenheit der Fotografin mit ihren Löwen wiederentdecken. Mit viel Feingefühl fängt sie die emotionalen und sehr privaten Momente des Rudels ein und kommentiert sie einfühlsam aber dennoch sachlich.
Gabriele Staebler, Gerstenberg
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