Jesse ist mehr als überrascht, als mit ihm ein Stein zu sprechen beginnt. Noch unsicher, ob das nur Einblildung war, ahnt der Junge nicht, dass er schon bald zusammen mit seiner Cousine ein Drachenbaby hüten und vor den Fängen eines gemeinen Drachentöters bewahren muss...
Jesse ist zu Besuch bei seiner Cousine Daisy und seinem Onkel Joe, einem Steinsammler. Als sie eines Tages auf einem alten Vulkan, Spitzberg genannt, nach Steinen suchen, hält Jesse ein besonderes Exemplar in der Hand. Besonders vor allem in der Hinsicht, dass der Stein zu ihm spricht. Doch das behält Jesse lieber erst einmal für sich.
Onkel Joe und Daisy sind derweil überzeugt, dass es sich bei dem gefundenen Stein um ein so genanntes Donnerei oder auch Geoden handelt, in dem sehr schöne Kristalle stecken sollen. So beschließt Onkel Joe den Stein auch gleich aufzuspalten. Doch gerade als Onkel Joe damit beginnen möchte, ruft der Stein wieder nach Jesse und die Versuche, das Donnerei aufzusägen enden nicht nur in zerbrochenen Sägeblättern.
Auf Bitten von Jesse werden keine weiteren Versuche unternommen, das Donnerei zu öffnen und so landet es zunächst in Jesses Sockenschublade. Doch schon am nächsten Tag macht ein Rumpeln aus seinem Zimmer deutlich, dass dort etwas ziemlich Ungewöhnliches vor sich geht. Und als Jesse und Daisy nachschauen, staunen sie nicht schlecht, denn mitten im Zimmer steht ein kleines Echsenwesen.
Jesse und Daisy sind verzückt, erst recht, als der kleine Drache Worte zu formulieren und mit ihnen zu sprechen beginnt . Doch bei aller Freude stehen sie schon kurz darauf vor eine ganzen Reihe von Problemen: Wie versorgt man einen Drachen, der offensichtlich Hunger hat, sich für gewöhnliche Nahrungsmittel aber nicht zugänglich zeigt und wie erklärt man seinen Eltern, dass man gerne einen Drachen als Haustier hat, der beinahe täglich um das doppelte seiner Größe anwächst?
Doch all das wird nahezu bedeutungslos, als ein gewisser Herr St. Georg - ja, bei diesem Namen wird so mancher an das „sagenhafte" Vorbild denken - auf den Plan tritt und behauptet , der Drache gehöre ihm. Jesse und Daisy müssen zu ihrem Schrecken erfahren, dass dieser es eigentlich nur auf das Blut des kleinen Wesens abgesehen hat.
Glücklicherweise hilft den beiden ein gewisser Professor Andersson auf der Internetseite drachengefunden.org (Wer nun übrigens mit Neugier die Website aufruft und hofft auf weitere Informationen zu stoßen, wird enttäuscht sein. Hier gibt es leider überhaupt nichts zu sehen... schade.). Als es dem gemeinen St. Georg schließlich gelingt den Drachen an sich zu nehmen, müssen sich Jesse und Daisy schnell etwas einfallen lassen, wenn sie die kleine „Emmy" nicht verlieren wollen...
Es gibt wahrlich berühmte Drachen oder prähistorische Echsenwesen in der Kinderliteratur, die einem von Menschen gefunden Ei entsprungen sind. Allen voran natürlich das Urmel von James Krüss oder auch Crusoe der Wasserdrache von Dick King Smith. Und auch Kate Klimos Geschichte lebt natürlich zunächst von dem besonderen und rätselhaften Umstand, dass so ein wundersames Wesen in unsere Welt gerät.
Kate Klimo gelingt es mit ebenso einfachen wie wirkungsvollen Mitteln, die kleine Emmy für Jungen und Mädchen gleichermaßen unterhaltsam zu gestalten, mischt sie doch verschiedene Handlungskomponenten so leichtgängig zusammen, dass Langeweile gar nicht erst aufkommt. Da ist zum einen natürlich das spannende Abenteuer um die Entdeckung und Entführung der kleinen Emmy und zum anderen die nicht immer leichte Pflege des kleinen Drachens, den ein besonderes und nicht gelöstes Geheimnis um seine Herkunft umrankt. Frech, wie der Titel uns verspricht, ist Emmy dabei aber übrigens eigentlich nicht wirklich - der amerikanische Originaltitel „Emmy. The Dragon in the Sock Drawer" ist da auch deutlich zurückhaltender.
Viele weitere kleine thematische Ergänzungen und Andeutungen lassen Leser und Zuhörer immer wieder aufhorchen auch wenn sie nicht durchgängig vertieft oder ausgebaut werden. Sei es die immer währenden Andeutungen von Emmy um „die Zeit davor" oder gar die Herkunft des hilfreichen aber auch seltsamen Professors, der nur über das Internet mit den Kindern kommuniziert. Das fällt dem Publikum aber gar nicht weiter auf, da sie stets mit Jesse und Daisy mitfiebern, sei es bei den Rettungsaktionen oder bei der Pflege der Kleinen Emmy, die oftmals sehr amüsant geschildert wird. Der Showdown fällt nicht allzu dramatisch aus und Blut fließt natürlich keines. Am Ende kommen Emmy schließlich noch ihre bereits früh ausgeprägten Verwandlungskünste zu Gute, um so dauerhaft in der Familie bleiben zu können.
Fazit:
Kate Klimo spickt ihr Abenteuer um Emmy, Jesse und Daisy mit vielen humorvollen Einlagen. Mit stimmigen Charakteren und einem gelungenen Spannungsbogen wird „Der frechste Drache der Welt" ganz sicher schnell seine Fans finden. Der stets flüssige und leichtgängige Erzählstil mit linearem Handlungsstrang eignet sich auch sehr schön zum Vorlesen bereits für Kinder ab sechs oder sieben Jahren.
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