Fünf Angstbären und ein unheimlicher Gast

  • Loewe
  • Erschienen: März 2009
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Kinderbuch Couch
84%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonMär 2009

Idee

Eine nette Bärenfamilie, deren Mitglieder für ihre Rollen stehen, lernt Neues über den Umgang mit Angst, der Anspruch des Vaters an sich selbst wird hinterfragt.

Bilder

Kreide in warmen Rot- und Gelbtönen erzeugt ein Gefühl von Harmonie und Geborgenheit, die Außenwelt ist in Ihre Bedrohlichkeit gekonnt in Kontrast dazu gesetzt.

Text

Außerordentlich detaillierte und variantenreiche Schilderung der Naturgewalten

„Monster gibt´s doch gar nicht!" beschwichtigt der Bärenpapa seine ängstlichen Kinder, die einer nach dem anderen in der sturmumtosten Höhle Zuflucht im Elternbett suchen. Obwohl mantra-artig wiederholt, tröstet dieser Satz nicht einmal das Familienoberhaupt selbst. Erst recht nicht, als der Schatten an der Wand zum unheimlichen Gast wird ....

Die tief verschneite windgepeitschte Landschaft des Eingangsbildes wirkt klirrend kalt und unwirtlich, ja bedrohlich. Einzig das anheimelnde Licht der Bärenhöhle erscheint als Fluchtinsel geeignet. Und siehe da, mit dem Umblättern sind wir unversehens hineingezogen in die friedliche Atmosphäre im ach so behaglichen Bau. Die warme Farbgebung im Höhleninneren, die wohltuende Beleuchtung, die verstreuten Spielzeuge als Hinweis auf die Bärenkinder und die offensichtliche Harmonie zwischen dem Elternpaar nehmen den Betrachter sofort für die Protagonisten ein.

Die Idylle wird zunächst gestört durch Baby Bär, der tollpatschig zum Papa gekuschelt kommt. Für dessen gutwilliges Beiseiterücken nimmt er schon mal die Bezeichnung „Angstbär" in Kauf. Doch um des Vaters Ruhe ist es schon geschehen - auch der ängstliche kleine Bär möchte sich zum daumennuckelnden Baby und den vermeintlich unerschrockenen Eltern legen.

Die sehr plastisch beschriebene Gewitterstimmung mit ihren Geräuschen und Lichterscheinungen wird immer bedrohlicher. Papa Bär versucht den Kopf-unters-Kissen-Trick- vergeblich. Denn nun begehrt auch noch der große kleine Bär Einlass ins Elternbett und liefert sogar einen recht bedrohlich klingenden Monster-Steckbrief! Inzwischen hellwach, beginnt Papa Bär den Schilderungen seiner Söhne Glauben zu schenken - erst recht, als ein verdächtiges Pochen an der Tür die Geräuschkulisse krönt. Nur widerwillig und schon stotternd kommt das Familienoberhaupt seiner Pflicht zum Tapfersein nach. Als schließlich noch die Kerze verlischt, ist es ganz schlecht um seine Courage bestellt - er springt kopfüber sicherheitshalber gleich unter das Bett. Als die Spannung derart ihren Höhepunkt erreicht hat, wird das Rätsel wohltuend harmlos gelöst: ein durch das Sturmbrausen nunmehr unbehauster Nachbar bittet um einen Schlafplatz.

Die Bärenkinder gehen als „moralische Sieger" aus der Situation hervor, denn endlich einmal können sie dem Angstbärenvater einen Spiegel vorhaltend triumphieren: „Monster gibt es doch nicht!"

Der Leser atmet mit der Bärenfamilie erleichtert auf, das Heulen und Pfeifen des Windes oder das Poltern, Dröhnen, Grummeln, Rumpeln und Grollen des Donners hat er förmlich selbst vernommen. Und ob der grell zuckenden Blitze, die über dunkle Wolken toben war auch der Zuhörer versucht, die Schultern höher zu ziehen - so ungemütlich und bedrohlich klang die Schilderung der Naturgewalten. Sprachlich ausgefeilt und detailreich geschildert, baut der Autor, Paul Bright, geschickt eine unheimlich große Spannung auf. Ganz sicher gebührt auch der Übersetzerin, Isabel Schatz, Erwähnung und Lob für die ohne jeden Zweifel flüssige und Übertragung aus dem Englischen.

Die Illustratorin, Jane Chapman, gibt dem Kontrast zwischen drinnen und draußen ein glaubwürdiges Gesicht. Sie drückt die Behaglichkeit mittels der warmen rot-gelben Töne ihrer Pastellkreiden aus und die Abwesenheit jeglicher scharfer Ecken und Kanten tut ihr Übriges. Zumeist füllt eine Szene die großformatige Doppelseite komplett aus, gelegentlich ergänzt um eine zweite. Diese zeigt wie im Comic-Stil die Fortsetzung der Handlung, die durch einen deutlich andersfarbigen Hintergrund abgesetzt ist.
Originell und bewusst eingesetzt fällt dem Betrachter auch der Perspektivwechsel angenehm auf, z.B. die Draufsicht auf die „Bett-Insel", sie schließt ihn förmlich mit ein.
Der dramatische Höhepunkt, die Erscheinung des „Monsters" schließlich ist auch ein gestalterischer. Die Illustratorin entschied sich hier für den Kunstgriff des Formatwechsels -kombiniert mit Kontrastfarbigkeit überraschend und gekonnt gelöst.

Fazit:

Eine gelungene Geschichte über den Umgang kleiner und großer Leute mit dem Phänomen Angst, gezeigt anhand einer sympathischen Bärenfamilie. Sprachlich und illustratorisch ein Genuss für Leser ab 3 Jahren.

Silvia Ströhmann

 

Fünf Angstbären und ein unheimlicher Gast

Paul Bright, Loewe

Fünf Angstbären und ein unheimlicher Gast

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