Wayne hasst Cowboys und würde alles lieber tun, als mit seinen Eltern in ein Cowboydorf zu fahren. Aber in ";Wayne und die Nacht der echten Cowboys" wird schnell klar, dass das Leben in einem solchen Dorf viel spannender ist als angenommen, auch wenn das meiste nicht echt ist. Davon weiß Johnny, der sprechende Präriehund zu erzählen.
Wayne ist ein kritscher Junge, der gerne tuscht und am liebsten seine Ruhe hat. Er ist gar nicht begeistert als er erfährt, dass er einen Tag in einem Cowboydorf verbringen soll. Umso mehr freuen sich scheinbar seine Eltern darüber. In hektischer Betriebsamkeit wird vom Bohnensalat bis zu den Cowboyhüten alles mitgeschleppt, was den Ausflug noch authentischer macht. Wayne will lieber malen. Und als er erfährt, dass er wegen eines Staus die ganze Nacht dort verbringen soll, bricht für ihn eine Welt zusammen.
Doch dann taucht der Präriehund Johnny auf und stellt Wayne all seinen Freunden vor. Er plaudert offen Geheimnisse aus und erklärt ihm, was echt und was Attrappe ist. Johnny und Wayne werden dicke Freunde und mit dem sprechenden Präriehund steigert sich bei Wayne auch langsam die Begeisterung für Cowboys. Er trifft auf die originellsten Gestalten, wie z.B. den Käfer Crossie, der nicht einschlafen kann oder die Pleitegeier Goldi und Hermine, die heimlichen Präsidenten des Cowboydorfs. Leicht frustriert über Silberseen, die sich als Spiegel entpuppen und die jeden Morgen eine ordentliche Portion ";pffit, pfitt" benötigen, um echt auszusehen, wandelt sich für Wayne der lästige Ausflug schließlich doch noch zu einem aufschlussreichen Abenteuer.
Am liebsten wäre Wayne alleine auf dieser Welt, damit er bestimmen kann, wie der Tagesablauf aussieht. Aber er hat Eltern und Geschwister, deren Bedürfnisse ebenfalls befriedigt werden wollen. Und so sieht er sich hin und her gerissen zwischen seinen beiden hektischen Schwestern, die immer etwas erleben wollen, seinen Eltern, die sich große Mühe geben ihn zu unterhalten und seinen eigenen Wünschen. Überhaupt kommen die Eltern, wie auch in anderen Werken von Hilke Rosenboom, eher schlecht weg. Das führt unter anderem dazu, dass bereits Nichtleser sich über das naive Verhalten der Eltern amüsieren und schon zu Beginn der Geschichte echten Spaß an den Texten entwickeln.
Die Mischung aus Western- und Fantasiegeschichte, in der fabelähnliche Wesen auftauchen, ist überaus originell und findet großen Anklang - und das nicht nur bei den Kleinen. Große werden schnell auf Zitate aufmerksam werden, die im geschichtlichen Zusammenhang einfach urkomisch sind (";Der Spatz im Silbersee" oder das Wortspiel ";Johnny - Wayne"). Das Buch ist, ideal zum Vorlesen, in sieben Episoden unterteilt. Jede dieser Episoden birgt Ironisches und Überraschendes und ist textlich so verpackt, dass Kinder den Zusammenhang verstehen und Erwachsene beim Vorlesen ebenfalls Spaß haben. In diesen Episoden werden die Begegnungen von Wayne mit den unterschiedlichsten Figuren geschildert. Nicht die klassischen Figuren, wie man sie aus der Kinderliteratur kennt, sondern zu klein geratene Schakale, riesige Geier und fingernagelgroße Käfer, die von jeher wenig sympathisch eingestuft werden. Bei Rosenboom werden sie zu Charakteren mit Gefühlen und schließlich echte Sympathieträger.
Wayne ist so, wie viele Jungs gerne sein würden: auf seine eigene Weise unheimlich cool und in den entscheidenden Momenten mutig. Stets neugierig, weiß er auf alle Probleme des ungewöhnlichen Cowboyalltags einen Rat und hilft damit Einigen aus der Patsche. Trotz seiner Besonnenheit hat er richtig viel Spaß an all dem was er erlebt.
Zeichnerisch zeigt die Illustratorin Eva Schöffmann-Davidov das Leben im Cowboydorf auf ihre ganz eigene, ein wenig skurrile Art und Weise. Als wolle Sie der Aussage von Johnny "; ...wir verbrauchen hier jeden Monat vier Tonnen Staub" Rechnung tragen, hat sie farblich das ganze Cowboydorf in erdig-staubige Töne getaucht. Die Zeichnungen sind alle einzeln für sich genommen wenig spektakulär, geben aber dem Gesamtwerk seinen ganz eigenen, ungewöhnlichen Stil. Eine konsequente Fortführung des Schriftlichen also.
Sprachlich ist Hilke Rosenboom ein guter Mix aus cooler Ausrucksweise, Zitaten und Wortspielen gelungen, dem die anvisierte Altersgruppe zu jederzeit gut folgen kann, egal ob das Buch vor-oder selbst gelesen wird. Darüber hinaus ist ihrem Stil eine ganz eigene Art von Anziehungskraft zu Eigen, die ihre Geschichten so interessant und einzigartig macht, dass man gar nicht mehr aufhören mag zu lesen.
Insgesamt wird auf ungewöhnliche, aber äußerst amüsante Weise den Kindern vorsichtig versucht die Augen zu öffnen. So werden sie ein wenig dafür sensibilisiert, Dinge zu hinterfragen und nicht alles für bare Münze zu nehmen.
Fazit:
Ein absolut empfehlenswertes, leicht getarntes, aber umso interessanteres Abenteuerbuch, das allen Spaß macht und sich inhaltlich äußerst angenehmen von den üblichen Kinderbuchthemen abhebt.
Deine Meinung zu »Wayne und die Nacht der echten Cowboys«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!