Der vierte König

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonDez 2008

Idee

Die drei Könige bilden mit dem vierten eine gefällige Einheit, der Spannungsbogen wird gut spürbar entwickelt, das Ende überrascht und entzückt.

Bilder

Orientalisch anmutend, farbenfroh, abwechslungsreich und stimmig die Handlung begleitend.

Text

Hinsichtlich der Satzlänge und Wortwahl angemessenes Niveau, für Kinder gut verständliche Darstellung des historischen Stoffes.

[ab 5 Jahren]

Prächtig illustriert und gestaltet das Cover, orientalisch inspiriert und einladend der Inneneinband, überraschend fremd eine scheinbar bekannte Geschichte - so beeindruckt uns ";Der vierte König". Was, wenn statt der drei legendären Heiligen Könige aus dem Morgenland auch ein vierter zu Jesu Geburt gereist wäre ... ?! Was hätte dieser Weise auf seiner Reise erlebt, welche Gabe dem holden Kind bringen können?

Alle Jahre wieder zur Weihnachtszeit werden sie erzählt, und in Krippenspielen wiederbelebt: die mit diesem hohen christlichen Fest des Jahres verbundenen Geschichten und Legenden. So kennen selbst weniger bibelfeste Leser auch jene von den drei morgenländischen Weisen, die auf Geheiß des König Herodes in nicht sehr friedlicher Mission nach dem neugeborenen Großen König ausgesandt werden. Mit etwas Überlegung gelingt es den meisten unter uns dann obendrein, die dem Heiland dargebotenen Geschenke zu rekonstruieren. So weit, so gut, die hier erzählte Geschichte deutet jedoch schon im Titel an, dass mehr als alter Wein in neuen Schläuchen gereicht werden soll. Ein vierter König reist mit den dreien und sucht, wie sie, nach einer einem König gemäßen Gabe.

Die Schatulle voll Gold und Edelsteinen, welche der erste König wählt, ist kostbar und edel. Das Kästchen feinsten Weihrauchs, das der zweite König auf einem Markt ersteht, erscheint diesem ebenfalls unzweifelhaft geeignet für den zu Beschenkenden. Die Wahl des dritten Königs fällt bekanntlich auf eine erlesene, ";Myrrhe" genannte, Heilsalbe, feilgeboten ausschließlich von fahrenden Händlern - gerade recht für den Heilsbringer. Die Ratlosigkeit des Vierten im Bunde steigert sich jedoch um so mehr, je näher die Gruppe der Stadt Jerusalem kommt. Keines der Angebote der Händler erscheint ihm wirklich angemessen.
Als schließlich ein silberner Sternenschweif über einem Stall in Bethlehem die kleine Gesellschaft zum Endpunkt ihrer Reise leitet, sind seine Hände enttäuschender Weise immer noch leer. Seine drei Mitreisenden eilen zu Maria, Josef und dem Kind und bringen ihre kostbaren Gaben dar. Er jedoch tränkt zunächst die vom weiten Marsch durstigen Kamele. Mit großer Ausdauer kehrt er wieder und wieder mit einem vollgeschöpften Tonkrug vom Brunnen zurück. Und dann, plötzlich, erblickt er in dem bauchigen Gefäß das Spiegelbild des Sterns, der ihn an diesen Ort geleitet hatte - unvergleichlich schön. Eine Gabe eines Königs wert! Selbst im Inneren des Stalls leuchtet das Wunder weiter. Das verzückte Jesuskind klatscht begeistert und lacht vergnügt. Seine Mutter Maria lobt die wahrhaft ";himmlische Gabe" und alle betrachten froh den Herrscher über das Himmelreich.

Die englische Kinderbuchautorin Mary Joslin verarbeitet in ";Der vierte König" eine alte französische Sage in ansprechender, kindgerechter Form. Allzu Schreckliches (das je nach Überlieferung durchaus als elementarer Teil der Legende gilt) wie z.B. Herodes` aus lauter Machtgier entspringende Anweisung, alle männlichen Kleinkinder zu töten, wird wohlweislich ausgespart. Die Herausstellung der Freude an dem mit Geld nicht bezahlbaren und gerade deshalb so ungeheuer wertvollen Geschenkes weist ganz unsentimental und daher um so wirkungsvoller auf die eigentliche Bedeutung des Weihnachtsfestes hin. Dies bietet einen genialen Ausgangspunkt für das Hinterfragen unserer Tradition, Teures und Ausgefallenes, aber wohl durchaus nicht immer Passendes zu schenken.

Der Illustrator, Richard Johnson bebildert den erzählten Stoff sehr stimmungsvoll in leuchtend-warmen Pastellkreidetönen. Detailreich an prominenter Stelle (wie den Gewändern der Weisen), zurückgenommen an anderer, lenkt er den Blick des Betrachters auf das Wesentliche. Interessant auch die vorgenommenen Perspektivwechsel. Kinder werden seine märchenhaft anmutende Szenerie in Petrol- und Orangetönen und den naiven Malstil sicher mögen.

Fazit:

Ein rundum gelungenes Weihnachtsbuch, das wegen seiner klaren und eingängigen Botschaft geeignet ist, über das Betrachten der gemalten und geschriebenen Geschichte hinaus noch lange nachzuwirken. Die Legende von den drei Heiligen Königen erscheint in dieser Fassung - erweitert um den Vierten - erst richtig rund und allemal wert, möglichst oft weitererzählt oder eben immer wieder (vor-) gelesen zu werden!

Silvia Ströhmann

 

Der vierte König

Mary Joslin, Pattloch

Der vierte König

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