Die Kürbiskönigin

Die Kürbiskönigin
Die Kürbiskönigin
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Kinderbuch Couch
89%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonDez 2008

Idee

einfaches Mädchen rächt sich an König, der nur sein Grünzeug liebt und sein Versprechen nicht hält

Bilder

filigrane, empfindsame und ausdrucksstarke Zeichnungen

Text

literarisch anspruchsvoll und doch leicht lesbar, viele sprachliche Bilder

Über die Liebe, ein nicht eingehaltenes Versprechen, einen unberechenbaren Zauberer und einen Riesenkürbis dreht sich diese Geschichte, erzählt nach einem alten japanischen Mythos. In Zeiten als die Menschen noch an Geister glaubten, geschahen unwahrscheinliche Dinge....

König Malko züchtet Gemüse, natürlich kein gewöhnliches. Die Kürbisse, Gurken oder Salatköpfe müssen enorm groß werden. Allerlei lässt sich der Gemüsefreund einfallen, um seinen Garten und die Gewächshäuser zu bewässern. Er gründet außerdem eine neue Wissenschaft, die Gemüsologie. Der Gemüseminister ist der zweitwichtigste Mann im Land.
Zu dieser Zeit leben aber auch die Geister neben den Menschen. Es gibt gute und unangenehme Geister. "; Die meisten aber kümmerten sich um ihre eigenen Angelegenheiten." Viele von ihnen machten es sich im Gemüse bequem, was dem König gar nicht gefiel.

Voller Stolz betrachtet der König sehr gern seinen Lieblingskürbis, der bisher auf die Größe eines Elefantenbabys gewachsen ist. Regelmäßig kommen Besucher und lauschen den Vorträgen des Gemüseministers. Sekretär Hiro schläft eher dabei ein oder dichtet einige liebliche Verse für seine Angebetete. Doch dann hören alle plötzlich ein Klopfen aus dem Riesenkürbis. Hiro vernimmt aber noch mehr, es sind entfernte Stimmen, die sich mit dem immer lauter werdenden Pochen vermischen.

Der König ist um seinen Schlaf gebracht, denn er vermutet im Kürbis einen gefährlichen Schädling, die anderen glauben an einen Geist. Das darf allerdings niemand laut sagen, denn es ist verboten von den Geistern zu sprechen. Hiro schlägt vor, den Kürbis aufzuschneiden. Die anderen sind entsetzt. Hiros zweiter Vorschlag wird dann angenommen und Hiro sucht im Auftrag des Königs den androgynen Zauberer, den Sohn des Fuchsgeistes. Angeblich soll seine Mutter eine Füchsin gewesen sein. Ihm voran fliegt immer ein blauer Schmetterling. Der Zauberer wohnt am Rande der Stadt. Hiro lebt in der Angst, dass der Zauberer ihn in irgend ein Wesen verwandeln könnte. Doch nichts geschieht. Hiro erkennt, dass das Haus des Zauberers kein richtiges Haus ist, sondern von lauter raschelnden und flatternden Büchern umgeben ist. Sehr praktisch für den Zauberer, er kann lesen ohne umblättern zu müssen. Hiro schafft es den Zauberer zu überreden. Er reist zum leidenden König und schaut sich den Kürbis an. Der Zauberer spricht mit dem Kürbis und sticht schließlich ein Loch in die Riesenfrucht. Ein Schlange entweicht und schlängelt sich zum König. Die Schlange verwandelt sich in ein schönes Mädchen. Hiro gefällt das traurige Mädchen. Zauberer und Hiro verwandeln sich in Schmetterlinge und schlüpfen ins Zimmer des Königs. Der Zauberer steckt ein Papierröllchen ins Schlüsselloch. Das Mädchen wird wieder ein Schlange. Sie kann aber nicht fliehen und verwandelt sich wieder in ein Mädchen. Sie sagt, dass sie jetzt die Kürbiskönigin ist, aber zuvor hatte der König ihr einen Antrag gemacht und versprochen sie zu heiraten. Einst fand der König gefallen an dem Mädchen und ihrem herrlichen Kürbis. Als der König das Mädchen um Kürbiskerne bat, wollte sie ihm keine geben. Er solle sie heiraten, dann bekäme er Kerne. Er sagte ja und erhielt die Kerne. Doch von Stund an kam der König nicht wieder. Das Mädchen wurde krank und verstarb. Das Mädchen konnte jedoch die Welt nicht verlassen und nistete sich in den Kürbis ein, der aus ihren Kernen gezogen wurde.
Der König ist immer noch sauer und will das Mädchen nicht heiraten. Er beschimpft den Zauberer. Hiro greift nach der Hand des Mädchens und greift ins Leere. Er will sich um sie kümmern. So zieht das Mädchen in Hiros Apfel und wohnt in ihm. In diesem Moment zerplatzt der Riesenkürbis und das Gewächshaus explodiert.

Die Berliner Autorin Malin Schwerdtfeger hat ihr erstes fantastisches Kinderbuch nach dem Mythos von Abe no Seimei, eines mittelalterlichen Kosmologen, der wirklich gelebt hat, geschrieben. Ihr König weicht vom Geisterglauben ab und sucht alle anstehenden Probleme in der Natur. Geister, die den Lauf des Lebens stören, sind Schädlinge und müssen bekämpft werden. Doch so rational lässt sich der Konflikt nicht aus der Welt schaffen. Wohl oder übel muss der Zauberer als Ermittler den Riesenkürbis untersuchen. Dem König bleibt auch gar nichts anderes übrig als sich mit dem alten Glauben auseinanderzusetzen. Für ihn ist klar, es muss einen Weg geben, um mit den Geistern im Einklang zu leben. Allerdings hat er sein Versprechen nicht gehalten, gestraft wird jedoch das schwache Mädchen und sie verwandelt sich in einen Geist. Dieser Dämon zerstört nun das Wunderwerk der Natur, das in gewisser Weise auch künstlich gezüchtet ist.

Für Kinder ab sechs Jahren gedacht, ist diese bildhafte, sprachlich elegante Geschichte, die ja mit dem Realen und Irrationalen, mit Aberglauben und Wirklichkeit und mit einem mystischen Weltverständnis spielt, nicht so leicht verständlich. Es gibt auch kein Märchen ähnliches Happy End, denn der König beharrt auf seiner egoistischen Position. Das Mädchen findet seine Ruhe in einem Apfel. Ein poetisches Ende.

Einnehmend schön und phantastisch in diesem schmalen Band sind die farbigen Bilder der französischen Illustratorin Isabell Pin, die heute in Berlin zu Hause ist. In eigenwilligen Perspektiven und mit Liebe zum Detail nähert sie sich dem Inhalt des Mythos, bleibt aber immer nah am Text.

Fazit:

Diese Geschichte zwischen Bilderbuch und Erzählung thematisiert im Subtext vieles, was über den Horizont sehr junger Leser hinaus gehen könnte. Das ist aber kein Problem, denn gelesen als fantastische Geschichte verbergen sich in ihr viele interessante Motive. Dieses Buch ist aber auch ein wunderbares Geschenk für erwachsene Leser, denn es geht wie in jeder guten Literatur um die Liebe und die allgemeingültige Frage: Wie soll man leben?

Karin Hahn

 

Die Kürbiskönigin

Malin Schwerdtfeger, Bloomsbury

Die Kürbiskönigin

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