Insekten
- Ravensburger
- Erschienen: Oktober 2008
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Duftende Ameisenstraßen, die Tanzsprache der Bienen, echt nahrhafte Heuschrecken oder als Wespe getarnte Käfer: ";Insekten" vom Ravensburger Verlag vermittelt vielerlei Fakten, mit deren Hilfe Kinder endlich mal ihren Lehrer verbessern, die Freunde neugierig machen oder die Großmutter verblüffen können. Denn kaum jemand wird all das gut verständlich aufbereitete Wissen über auf dem Kopf stehende Nebeltrinkerkäfer in der Wüste oder das Landkärtchen mit seiner außergewöhnlich gezeichneten Schmetterlingsflügel-Unterseite bereits sein eigen nennen, also schnellstens aufschlagen und losstaunen ...
Wer sich noch immer die Frage stellt, ob die Spinne zu den Insekten gehört, kann gleich zu Beginn des in sechs Kapitel unterteilten Buches fündig werden. Besagt doch die Definition im ersten Teil, dass sechs Beine, zwei Antennen und mindestens ein Paar Flügel zusammengehalten von einem dreigeteilten Körper (Kopf, Brust, Hinterleib) ein Insekt ergeben - da muß die Spinne ja wohl in einigen Kategorien passen ... Weiter erfährt der Leser, Aug in Aug mit einer großformatigen Ameisenjungfer, wie sich die kleinen Tierchen fortbewegen (laufen, fliegen, schwimmen) und dass sie dank extremer Widerstandsfähigkeit fast überall auf der Erde zu finden sind.
Wie jedoch ernähren sich Fangschrecke, Rüsselkäfer & Co? Mundwerkzeuge heißt hier das Zauberwort - zum saugen, kauen, lecken oder auch beißen. Kaum hat man das verstanden, erfährt man in leicht verständlicher Wortwahl, warum kein Mensch Schmetterlingsflügel berühren sollte und wie leuchtend grüne Raupen ihre Fressfeinde warnen.
Beflügelt von Tipps zum Imitieren eines Grillenzirpens (Kammzinken und stabile Fingernägel sind dafür ein perfektes Paar) und fasziniert von den 150 prächtigen Photos renommierter Naturfotografen blättert der interessierte Leser schließlich weiter und stößt auf etwas Unglaubliches: die Schilderung des mörderischen Treibens der Gottesanbeterin, die - ihr geliebtes Männchen in den todbringenden Fangarmen haltend - die Paarung auch dann noch fortsetzt, wenn große Teile des Partners bereits in ihren Magen wandern!
Beschaulicher geht es da schon in den ";behüteten Kinderstuben" der Buchengallwespen zu; viele von uns haben die kugelförmigen Gallen - kleine Zitronen ähnelnde Gebilde an den Blattunterseiten- sicher schon beim Spaziergang bemerkt, aber nicht gewußt, dass darin Wespenlarven schlummern ...
Die geschilderte Fürsorge der Ohrwurm-Mütter, die selbstlos fünf bis sechs Wochen lang ohne selbst Nahrung aufzunehmen bei ihrem Gelege verweilt um die Eier durch regelmäßiges Umdrehen und Ablecken vor dem Schimmelpilzbefall zu schützen, bringt unser durch Vorurteile geprägtes Bild von diesen Tieren doch etwas ins Wanken.
Nichts anderes als Staunen ist dann auch unsere Reaktion auf die Tatsache, dass viele der über eine Million verschiedenen Arten von Insekten bereits seit mehr als 300 Millionen Jahren existieren und als Erste, also noch vor den Vögeln, den Luftraum eroberten. Beliebt sind ja auch Schätzfragen wie die nach der Flügelschlag-Frequenz der Fliege pro Sekunde (!), die Antwort darauf findet sich im Abschnitt ";Gute Flieger".
Ob Libellenlarvenspuren in Fossilien oder Gletscherfloh, der nicht erfiert, weil er sein eigenes Frostschutzmittel produziert - die Texte enthalten gut dosiert und in verträglicher Länge bereits Vor- und Grundschulkinder interessierende Fakten über das Insektenleben. Die zahlreichen hochwertigen Fotos laden zum Durch- und Weiterblättern ein und schnell ergeben sich neue Fragen und Gelegenheiten zum Staunen.
Auf das Bild verweisende Bezüge kommen jedoch nur gelegentlich vor. Schade, dass nicht alle Bilder Titel enthalten und diese auf dem manchmal zu unruhigen Hintergrund wegen der gewählten Schriftfarbe - Gelb - nicht immer gut lesbar sind. Eine Herausforderung für das Leserauge stellen auch einige der Textseiten dar: Fundierte Informationen werden durch weiße Schrift auf bisweilen gelbem oder hellgrünem Papier schwerer entzifferbar als eigentlich nötig. Da die meisten Fotos ohnehin sehr farbintensiv sind, wäre Zurückhaltung in Sachen Farbe bei den Textpassagen sicher angebracht.
Hat der geneigte Betrachter sich durch 128 Seiten voller Gewimmel gewagt, wird auf der letzten Seite schließlich an seine Merkfähigkeit appelliert. Soll er doch in einer Art Bilder-Such-Spiel 12 gezeigte Bilder im Buch wiederfinden. Ein netter Abschluss, der jedoch nicht ein Sachregister ersetzt, das beim (Wieder-)Finden gesuchter Informationen unentbehrlich ist. Wie war das noch mit dem überdimensionalen Eiweißgehalt der Heuschrecken? Und warum züchtet die Blattschneiderameise eigene Pilze? Ob für ein Referat über den Kleinen Fuchs als häufigsten Schmetterling oder zur Enträtselung des Geheimnisses der blinkenden Glühwürmchen - wir würden sie gern schnell wieder finden um immer mehr zu lernen und zu staunen!
Fazit:
Ein äußerst anschaulich bebildertes und sehr lehrreiches Buch, das Kinder ab 5 Jahren fesseln und ihnen neue Welten zugänglich machen kann. Herausragende Fotos werden von informativen Texten ergänzt, die häufig gestellten Fragen beantworten und den nächsten Waldspaziergang zur wahren Entdeckungstour machen.
Christine Kemmet, Ravensburger
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