Die Brüder Severin und Nepomuk leben alleine in einem kleinen Haus mit Plumpsklo in einem Wald - ein Uhrmacher ist der einzige Nachbar. Eines Tages beschließen beide, ihren Vater zu suchen. Der hat sich scheinbar eines Tages mit einem Flugzeug aus dem Staub gemacht. Sie vermuten Ihren Vater in einer Wüste, dort könnte er Not gelandet sein...
Severin und Nepomuk packen also ihre Koffer. Anfangs sind es noch viel zu viele, um sie alle auf die Reise mitnehmen zu können, doch letztlich beladen sie einen alten Kinderwagen mit ihrem nötigsten Hab und Gut und ziehen los. Die erste Nacht verbringen die Brüder noch in einem Wald. Doch der darauf folgende Tag führt sie in eine Stadt, wo sie ein Hotel aufsuchen können. Am Morgen führt ";Herr Rezeption" die beiden Brüder auf Nepomuks frage, ob es in der Nähe einen Ort mit viel Sand gebe, zur einer großen Sandgrube. Werden sie hier endlich ihren Vater finden?
Doch die Brüder werden enttäuscht, machen stattdessen die Bekanntschaft mit dem Zirkusmädchen Tanja und ihrem Hund Joff. Während Severin beginnt sein Herz an Tanja zu verlieren, ist Nepomuk begeistert darüber, endlich einen Hund an seiner Seite zu haben.
Und der kleine Nepomuk rettet kurzerhand den Zirkus, indem er ein wichtiges Motorteil findet und der Zirkus endlich in die nächste Stadt weiterziehen kann.
Als sich ihre Wege wieder trennen, machen sich Severin und Nepomuk wieder auf den Weg nach Hause. Beide sind müde und erschöpft, Severin in Gedanken bei Tanja. Ihren Vater haben sie nicht gefunden und sie kehren in ein Haus ein, dessen Fenster in der Dunkelheit leuchten - es ist das des Uhrmachers...
Kinder lauschen interessiert und aufmerksam, wenn Severin und Nepomuk die vielen kleinen Abenteuer bestehen und natürlich sind sie teils darüber erstaunt, dass die beiden alleine in einem Wald und sogar in einem Hotel übernachten dürfen.
Der erwachsene Vorleser jedoch beginnt schnell zu hinterfragen, welcher tiefere Sinn in der Geschichte verborgen sein mag. Denn es fällt doch eine Besonderheit deutlich auf: ";Severin und Nepomuk" greift eine Vielzahl biblischer Symbole auf. Ulf Stark versteckt diese auch nicht etwa, sondern sie sind ein essentieller Bestandteil und der eigentliche rote Faden der Erzählung. Nepomuk trägt beispielsweise stets eine kleine Jesusfigur mit sich, die er dem heimischen Krippenspiel entnommen hat und die ihm in manchen Situationen Halt und Sicherheit gibt. Die Suche der beiden führt in die Wüste, ein Stern soll ihnen den Weg weisen. Im Hotelzimmer hinterlassen Severin und Nepomuk die Nachricht ";Vater gib uns ein Zeichen". Severin und Nepomuk stellen sich die Frage, wie ihr Vater sie erschaffen haben mag - mit einem Samen, den er in die Erde gesteckt hat? Ist ihr Vater vielleicht schon gegangen, bevor seine ";Saat" aufgehen konnte?
Im Hintergrund schwingt stets die Frage nach der Herkunft der beiden mit, denn genau diese würden wir auch nur zu gerne erfahren. Wer ist der Vater der beiden? Und was ist mit ihm wirklich geschehen? Gibt es ihn überhaupt? Meint Ulf Stark die Suche nach Gott?
Im Uhrmacher erkennen wir das Symbol für die Zeit und zu ihm kehren die Kinder zurück. Am Ende bezeichnen die beiden Brüder ihn als ";Urvater". Nun, selbst die Namensgebung der Kinder kann schließlich auf die heilig gesprochenen Bischöfe Severin von Noricum bzw. Köln, sowie Johannes von Nepomuk zurückgehen.
So ist die Suche der beiden zwar keine wirklich spirituelle Reise aber zumindest auch eine Suche nach Antworten auf religiöse Fragestellungen. In vielen Situationen schwingt die Sehnsucht insbesondere des kleinen Nepomuk mit; die Sehnsucht nach seinem Vater, die Sehnsucht nach Wahrheit und sein Wunsch, in ihrem eigenen kleinen Paradies bleiben zu können, in dem sich der ältere Severin so sehr langweilt. Es gibt viele Begebenheiten, hinter denen vor allem wir Eltern starke Gefühl entdecken.
Für Kinder sind das sicher nur sehr schwer auszumachende Aspekte, folgen sie doch mehr den raffinierten, kindgerecht angelegten Dialogen, die uns die gegensätzlichen Positionen von Severin, dem größeren - teils bevormundenden und manchmal gar ungerechten - Bruder und dem zurückhaltenden Nepomuk verdeutlichen. Mit einem überaus ruhigen Erzählfluss und den beiden konträr gestalteten Charakteren, gelingt Ulf Stark ein sehr sympathisches und leichtgängiges Buch, das Sabine Büchner mit sehr schönen Illustrationen begleitet, die uns Severin und allen voran Nepomuk noch mehr ins Herz schliessen lässt.
Fazit:
Irgendwie lässt uns Ulf Stark mit vielen Fragen zurück. Wie auch mit jener, ob das nicht genau sein Anliegen ist? Der religiöse Kern der Geschichte ist niemals als solcher aufdringlich und vieles scheint am Ende der Geschichte nicht mehr wichtig. Severin und Nepomuk sind zusammen, das Leben hat sich für sie ein Stück verändert. Kinder begleiten lediglich zwei Brüder auf einem Weg ihres Lebens . Und das macht jede Menge Spaß und hält viele gefühlvolle Momente bereit.
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