Kodo. Der Fluch des Samurai

Kodo. Der Fluch des Samurai
Kodo. Der Fluch des Samurai
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Kinderbuch Couch
82%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonSep 2008

Idee

Kodo kommt bei der Flucht mit seinem Vater vor einer räuberischen Ninja-Bande der Wahrheit über seine Vergangenheit auf die Spur.

Text

Auf dem Fundament japanischer Mythologie erzählt Bert Kouwenberg eine spannende Geschichte mit einem unerwarteten und dramatischen Plot.

[ab 11 Jahren]

Kodo hält sich mit seinem Vater vor einer grausamen Ninja-Bande versteckt. Insbesondere deren Anführer ";Schlange" will sich an Kodos Vater rächen, da dieser sich vor langer Zeit der Bande abgewandt hat, weil sie nur noch raubten und mordeten. Mit der Zeit aber kommt Kodo Stück für Stück der eigentlichen Wahrheit über seine Vergangenheit auf die Spur...

Um im zu befürchtenden Kampf mit den Ninjas dem Vater zur Seite stehen zu können, besteht Kodo darauf, die Kunst des Schwertkampfes zu erlernen. Das stellt sich schwieriger als erhofft dar, zumal sein Vater - der nur wenige Worte verliert - anfangs nicht besonders erfreut über diesen Wunsch ist. Doch Kodos Vater lehrt ihn schließlich die notwendigen Kampftechniken. Ein erstes Aufeinandertreffen mit den Widersachern endet vermeintlich siegreich.

Das Leben von Kodo ändert sich, als er einen Pinselgeist im Haus entdeckt, der nur für ihn sichtbar ist. Dieser begegnet Kodo anfangs auch erheblich zu vorlaut und mischt sich für Kodos Geschmack zu sehr in sein Leben und Denken ein. Doch mit der Zeit muss er erkennen, dass ihm der Geist wertvolle Anstöße vor allem im Hinblick auf die eigene Persönlichkeit gibt. Und - der Geist scheint mehr über seine Familie zu wissen, als er zugibt...

Kodos Vater lebt in ständiger Trauer um den Verlust seiner Frau und Kodos Mutter, doch die Gespräche von Vater und Sohn nähern sich meist nur zaghaft dem emotionalen Kern. Und auch dem Leser werden weitere Informationen über die Hintergründe vorenthalten.

Schon bald begegnen sie ihren Widersachern erneut, diesmal jedoch treffen sie Kodo schmerzlich. Ein Füchslein, das Kodo bei sich aufgenommen, gepflegt und wieder in die Freiheit geführt hat, scheint Opfer der Bande geworden zu sein. Die Lage spitzt sich weiter zu und ein letztes Aufeinandertreffen mit ";Schlange" und seiner Bande scheint unvermeidlich. Doch Kodo ahnt nicht, welcher Wahrheit er begegnen wird...

Es ist für den Leser nicht immer ganz leicht, sich dem mal selbstbewussten und mal zweifelnden Kodo auf der Flucht aus dem Zedernwald anzuschließen. Die auf die japanische Mythologie aufbauende Geschichte mit der starken Verankerung fernöstlicher Denkweisen und Symbolen erschwert es zu Beginn, der Erzählung zu folgen und sie konkret einzuordnen. Dies gilt insbesondere für ";thematische Neulinge". Und wer gar geglaubt hat, aufgrund des Titels eine klassische Abenteuererzählung oder gar ein Actionbuch vor sich zu haben, irrt doch gewaltig.

Aber auf der anderen Seite liegt genau darin der Reiz in Bert Kouwenbergs ";Kodo. Der Fluch des Samurai". Der Leser muss sich zunächst auf die Begebenheiten einlassen, muss den Stimmungen und den Personen ein wenig Zeit geben, damit sie sich entfalten können und Seite um Seite mehr ihrer Wahrheit offenbaren. Verständlicherweise will der holländische Autor nicht allzu früh Hinweise auf das eigentliche Geheimnis, das Vater und Sohn umgibt, liefern. So säht Bert Kouwenberg auch nur spärliche Hinweise auf das schicksalhafte Ereignis, das Kodos Vater seitdem belastet. Dem Leser bleibt damit nicht erspart, sich mit einer etwas mühsamen Ernte zu begnügen, die ihn eben durch die eingangs erwähnten vielen Aspekte der japanischen Mythologie führt.

Insbesondere die Dialoge zwischen Kodo und dem Pinselgeist sind ein wichtiger Ankerpunkt und ermöglichen Einblicke in Kodos Gemütszustand. Über die gemeinsamen Dialoge werden uns kleine Puzzleteilchen zugespielt und auch wir erkennen bald, dass der Geist mehr weiß als Kodo selber und im Nachhinein werden wir einige vorzeitige Anspielungen entdecken können.

Der Plot der Geschichte erwischt uns aber doch mit einer gewaltigen Überraschung und überaus dramatischen Wende - wer sich diese nun nicht verderben lassen möchte überspringt diesen Absatz. Denn als wir schließlich erfahren, dass Kodo und sein Vater bereits tot sind, gelangen wir an den eigentlichen Kern der Erzählung und wir erleben den Kampf zweier - vielleicht sogar aller beteiligten - Seelen um ihre Befreiung und Erlösung.

Nun, und damit hat uns Kouwenberg endgültig an der Angel, wollen wir doch alle Geheimnisse lüften und verschlingen die nächsten Seiten. Jetzt verzeihen wir Kouwenberg auch gerne den etwas abrupt abflauenden Spannungsbogen nach dem ersten Viertel des Buches.

Der derart gestaltete Plot gestattet Kouwenberg ordentlich Freiheiten in der dramaturgischen Entwicklung der Geschichte, die er auch gerne ausgiebig nutzt. Zum Ende jedoch führt er uns wieder auf einen gefühlsbetonten, geradlinigen Weg, dem wir gerne folgen und der uns ein ganzes Stück nachdenklicher auf die vergangenen Seiten zurückblicken lässt.

Fazit:

Ein gewisses Faible für das Thema und ein wenig Geduld sind durchaus gefragt, wenn man sich dem fernöstlichen Abenteuer um den Jungen Kodo stellt. Dann wird man mit einer feinfühligen Komposition aus Spannung und großen Gefühlen, alles auf dem Fundament japanischer Mythologie, belohnt.

Stefanie Eckmann-Schmechta

 

Kodo. Der Fluch des Samurai

Bert Kouwenberg, Sauerländer

Kodo. Der Fluch des Samurai

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