Mein Sternenpony
- arsEdition
- Erschienen: August 2008
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Die kleine Kati springt immerzu über den Besenstiel im Wohnzimmer- Parcour , schüttelt liebend gern ihre braune Mähne und kann von Karotten nicht genug bekommen. Kati macht es ihren Lieblingstieren nach, denn Kati liebt Pferde über alles. Ihr sehnlichster Wunsch besteht darin, einmal auf einem echten Pferd zu reiten. Doch als Papa sie und ihre Freundinnen auf einen Reiterhof einlädt, verfliegt die Freude schlagartig.
Wenn ihre Freundinnen, Karla und Marie zu Besuch kommen, spielen die Mädchen so lange ihre ausgedachten Pferdegeschichten nach, bis Katis großer Bruder Timm auftaucht und mosert. "; Ponyspielen - Kinderkram!" meint er und wenn schon ";Ponyspielen", dann sollen die nervigen Mädchen gefälligst im Garten weiter wiehern. Papa ist da andere Meinung. Die jungen Reiterinnen aus dem ";Wohnzimmer-Wald" sollten mal auf einem echten Pferd sitzen und deshalb lädt er die Mädchen kurzerhand zum Tag der offenen Tür beim Reiterhof Hennings ein. Gleich morgen können die Drei Stallluft bei der Schnupperstunde für Anfänger riechen. Karla und Marie machen vor Freude einen Luftsprung. Kati aber bleibt vor Staunen der Mund offen stehen. Hat sie doch eigentlich gar keine Erfahrung mit echten Pferden und dann sind die Echten ja auch viel größer als das Pony, das Papa ihr an die Kinderzimmer Wand gemalt hat. Timm kann es gar nicht abwarten. Er will dabei sein, wenn seine kleine Schwester auf einem Riesengaul sitzt. Jetzt wird ihr ganz mulmig. Richtige Angst hat die kleine Pferdenärrin plötzlich, riesengroße Angst- und am Abend ist alles anders als sonst.
Kati möchte weder eine ihrer Lieblings-Pferdegeschichten von Papa vorgelesen bekommen, noch soll Lulu, ihr Lieblingspony mit ins Bett. Als Papa das Licht ausmacht, drehen sich die Gedanken im Kreis. Kati hat Angst vor den großen Pferden, vorm Herunterfallen und davor, dass ihr großer Bruder sie auslacht. Wie schön wäre es doch, denkt Kati, wenn das Pferd klitzeklein wäre. Als sie noch kurz durch das geöffnete Fenster auf den hellen Mond schaut, traut sie ihren Augen nicht. Sind da nicht plötzlich ganz viele Sterne beieinander und sehen sie zusammen nicht wie ein Pony aus? Tatsächlich! Jetzt kommt die Sternenwolke direkt auf sie zu und ein klitzekleines, weißes Sternenpony landet sanft auf ihrem Fensterbrett. "; Hast Du Angst vor mir"? will das Sternenpony wissen und springt dabei neugierig in ihr Zimmer. "; Nein, du siehst doch so niedlich aus," bringt Kati gerade noch raus. Ganz entzückt von der Winzigkeit , bietet sie ihm gleich das Puppenbett für eine Übernachtung an. Dankend lehnt das Sternenpony ab. Es möchte gestriegelt werden, wie es sich für ein richtiges Pferd gehört. Kati nimmt dazu extra ihre Glitzerbürste und nach drei Strichen ist sie schon fertig. Größer müsste das Pony sein, das wäre schön. Dann könnte sie es viel länger bürsten und striegeln.
";Und Du möchtest wirklich, dass ich größer werde?" vergewissert sich das Pony, bevor es sich in eine Wolke aus Sternen hüllt. ";Aber ja", denn Kati hat schon Vertrauen zu ihrem Sternenpony gefasst. Sie ist wieder ganz verzückt, dass ihr das Pony, nachdem sich der Sternenstaub verzogen hat, jetzt bis zum Bauch reicht. Wie gerne würde sie sich auf seinen Rücken setzen, doch dafür ist es leider immer noch etwas zu klein. Schnell möchte Kati, dass das Sternenpony noch ein wenig wächst. Erneut wirbelt die Sternenwolke um sie herum und dann steht es vor ihr. Groß, so groß wie ein echtes Pony und Katis dunkle Gedanken sind verflogen. Jetzt möchte sie nur noch eines: Auf ihrem Sternenpony reiten.
Die ehemalige Grundschullehrerin Harriet Grundmann weiß worauf es bei der Verarbeitung von kindlichen Ängsten ankommt. Geschickt lässt sie das Pferd, vor dem unsere kleine Kati Angst hat, schrumpfen, so dass sie Vertrauen fassen kann. Schritt für Schritt, ganz im Tempo des Kindes, wächst mit der Größe des Pferdes auch das Selbstvertrauen, bis schlussendlich alle Ängste verflogen sind. Damit zeigt die Autorin auf ganz behutsame Weise, wie man sich Ängsten nähert und sie vor allem durch Hin- statt Weggucken schrittweise bewältigen kann. Hierbei prägt sie den Satz, ";Tu nichts, was dir Angst macht!" Das sollten wir Erwachsene im Umgang mit der kindlichen Angst berücksichtigen. Drängen und Überreden hilft nichts. Denn jedes Kind muss seine Ängste selbst bewältigen und darf sich dafür gerne auch mal so viel Zeit nehmen, wie es braucht.
Ana-Marie Weller unterstützt die zauberhafte Geschichte mit charmanten Bildern, die sie ganz ";mädchenhaft" illustriert. Mit den kullerrunden Augen und der niedlichen Stupsnase, hat die Illustratorin Kati, die kleine Hauptdarstellerin, so in Szene gesetzt, dass jedes pferdenärrische Mädchen gerne in diese Rolle schlüpfen möchte.
Zum Schluss, wen wundert es, bleibt der kleinen Kati das Versprechen von ihrem Sternenpony, immer dann wieder zu kommen, wenn es gebraucht wird. Das Ende der Geschichte ist der Beginn einer Freundschaft. Ein wirkliches Ende oder eine erste Episode? Dieser Ausgang macht es dem Team Grundmann / Weller möglich, weitere Erlebnisse für kleine pferdenärrische Mädchen zu veröffentlichen. Wir freuen uns darauf.
Fazit:
";Mein Sternenpony" eignet sich hervorragend als Gute-Nacht Geschichte - aber nicht ausschliesslich; denn obgleich sie mit dem glückbeseelten Einschlafen unserer Hauptakteurin endet und weitere pferdebegeisterten Mädchen in magisch, glitzernde Träume entführen könnte, zeigt die Autorin Harriet Grundmann vielmehr auf der Grundlage einer sanften und liebevollen Traumwelt, wie Kinder mit der Kraft ihrer eigenen Phantasie ihre Ängste überwinden können.
Harriett Grundmann, arsEdition
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