Das Monster vom blauen Planeten
- Fischer Schatzinsel
- Erschienen: August 2008
- 4
Gobo liebt Geschichten von fernen Planeten. Die Geschichte vom Planeten Erde, auf dem zweiäugige felllose Monster leben, liebt er ganz besonders. Sein Großvater hat vor vielen Jahren dort Urlaub gemacht. An seinem zweihundertsten Geburtstag bekommt Gobo ein Raumschiff geschenkt und beschließt ein Erdenmonster zu fangen. ";Schließlich hatten all seine Freunde längst ein Haustier von einem anderen Planeten."
Früh am Morgen startet Gobo in Richtung Erde und hat auch schon bald ein Erdenmonster - ein kleines blondes Mädchen - auf einer grünen Wiese entdeckt. Es sieht abscheulich aus, genauso wie sein Großvater es beschrieben hat, aber bei weitem nicht so gruselig, wie Gobo gehofft hatte. Mit seinem Fangstrahl schnappt sich Gobo das Erdenmonster und macht sich wieder auf in Richtung Heimatplanet.
Das Erdenmonster entpuppt sich als widerspenstig und wehrt sich in seinem Käfig. Es beschimpft ihn selber als widerliches Monster. Gobo ist bestürzt, als das Monster zu weinen und zu schluchzen beginnt und verlangt, wieder nach Hause zu dürfen. Also lenkt Gobo ein, als sie sich nach kurzen gegenseitigen Beschimpfungen von ihren Monden erzählen - Gobos Heimatplanet hat immerhin sieben - und das fremde Wesen diese zu gern sehen würde. ";Ich zeige dir die sieben Monde. Und dann bringe ich dich nach Hause."
Na, was ist denn jetzt los, ist etwa schon Schluss? Verdutzte und überraschte Kinderaugen werden nicht selten das Ergebnis der ersten Vorlesung von ";Das Monster vom blauen Planeten" sein. In der Tat lässt Cornelia Funke Vorleser und Zuhörer genau in dem Moment alleine im Weltall zurück, wo wir uns doch so sehr wünschten, dass die neuen Freunde gemeinsam das Universum erkunden.
Gobos Annäherung und das Einfangen des Erdenmonsters gestaltet sich wirklich überaus amüsant. Gebannt verfolgen wir ihn bei seinem Anflug auf die Erde und erfreuen uns an seinen herrlichen Beschreibungen unserer Welt. Die Freude über den geglückten Fang wechselt bei uns jedoch sogleich in Mitleid über die Situation des Mädchens. Der dreiäugige türkisfarbene Außerirdische ist dabei nicht im geringsten Angst einflössend. Sein vielmehr freundliches Wesen wirkt in seiner Hilflosigkeit um das merkwürdige Verhalten seines potentiellen Haustieres umso verletzlicher und menschlicher.
Über den noch distanzierten Blick von Gobo auch auf ";Steinwürfel, riesige graue Schlangen und stinkende Blechkäfer" - gemeint sind Hochhäuser, Straßen und Autos in einer Großstadt - werden wir motiviert, die Dinge mit anderen Augen zu sehen. Das gilt insbesondere auch für den Umgang mit unseren Mitmenschen - das zentrale Anliegen des Bilderbuches. Und wer könnte sich schon fremder sein, als ein dreiäugiger Außerirdischer und ein Menschenkind? Dass Gobo und das Mädchen, dessen Namen wir leider nicht kennen, schließlich Freunde werden, verdanken beide dem respektvollen Umgang mit den Gefühlen des anderen. Der jederzeit kindliche und sehr humorvolle Ton bewirkt, dass das alles gar nicht erst verkrampft und allzu ernst anmutet, sondern im Gegenteil jede Menge Spaß bereitet.
Barbara Scholz setzt das Weltraumabenteuer dabei mit sehr phantasievollen Illustrationen wunderbar in Szene. Der in geheimnisvolles Grün getauchte Weltraum schafft eine imposante Atmosphäre und die vielen ausgearbeiteten Details gestatten aufregende Ansichten in das Innenleben des Raumschiffes oder das Treiben auf dem Heimatplaneten von Gobo. Das rote Raumschiff von Gobo gleicht dabei einem nur allzu irdischen und alltäglichen Gegenstand - einem Staubsauger - und auch auf Galabrazolus werden ganz normale Briefe noch vom Boten zugestellt.
Fazit:
";Das Monster vom blauen Planeten" ist eine Begegnung der besonderen Art, die gerne noch etwas länger hätte ausfallen können. Mit Gefühl und Humor wecken Cornelia Funke und Barbara Scholz das Bewusstsein für ein tolerantes Miteinander. Vielleicht gönnen uns die Beiden in Zukunft weitere Einblicke in diesen vergnüglichen interplanetarischen Dialog.
Cornelia Funke, Fischer Schatzinsel
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