Leon und der falsche Abt
- Egmont Franz Schneider
- Erschienen: August 2008
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Man schreibt das Jahr 1334: In einem Kloster lebt der Waisenjunge Leon. Es lebt zufrieden zwischen den Mönchen und geht seiner täglichen Arbeit nach. Doch als das Kloster einen neuen Abt bekommt, überschlagen sich die Ereignisse und nicht nur Leon merkt schnell, dass mit dem neuen Oberhaupt etwas nicht stimmt.
Leon, dessen Vater Schweinehirt und Trinker war, lebt seit vier Jahren im Kloster, in dem sich zwei der Brüder besonders um ihn kümmern. Er wird gut versorgt und kommt sogar in den damals seltenen den Genuss, unterrichtet zu werden.
Wenn es die Zeit erlaubt, trifft sich Leon heimlich mit Anna, der Tochter des Vogts. Niemand darf von dieser ungleichen Verbindung wissen, aber für die beiden ist diese Freundschaft sehr wichtig, denn nur Anna kann Leon Dinge aus dem Kloster erzählen und Anna kann bei Leon endlich ihrer angestauten Wut über ihre Stiefmutter Luft machen
Jetzt wartet das Kloster auf seinen neuen Abt und Leon lauert Tag für Tag auf dessen Ankunft, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Der neue Abt ist jedoch kein guter, denn er kommt in Begleitung zweier grimmiger Gesellen, die Leon von nun an auf Schritt und Tritt folgen werden. Beide - Leon und der Abt -hegen von Anfang an keine Sympathie füreinander und so kommt es, dass der neue Abt Liudger Leon zurück zu den Schweinen in den Stall schickt. Er hätte keine Berechtigung im Kloster zu leben.
Leon bleibt nichts anderes übrig und muss sich traurig in sein Schicksal fügen ohne es sich jedoch nehmen zu lassen, nachts in der Kirche zu beten und seine Freunde Willibrod und Gernod, den Klosterarzt und Apotheker zu besuchen, die das auch nur zu gerne zulassen.
Währenddessen versucht der Abt Liudger immer häufiger herauszufinden, wo sich der Schlüssel für den Schrein mit dem wertvollen Kreuz befindet. Das jedoch hätte er üblicherweise von seinem Vorgänger erfahren müssen. Immer mehr Ungereimtheiten tauchen auf und Leon fragt sich, was mit dem neuen Abt nicht stimmt.
Eines Morgens wird Leon unsanft aus dem Schlaf gerissen. Ein Helfer des neuen Klostervorstehers, dem Leon den Spitznamen ";Beiß" angehängt hat, tritt und stößt auf ihn ein. Man wirft Leon vor, aus der Kirche gestohlen zu haben. Zum Glück verschafft ihm Willibrod ein wasserdichtes Alibi.
Doch nicht wenige Zeit später versucht man erneut Leon etwas anzuhängen: Auch dieses Mal
stürmen ";Schnapp" und ";Beiß" ohne Worte den Schlafstall von Leon und kommen mit einem Goldkelch wieder heraus. Es gibt für alle Umstehenden, auch Annas Vater ist darunter, keine Zweifel an Leons Schuld und sie versuchen, Leon zu fassen. Doch dem gelingt es zu entkommen und in den nahegelegenen Wald unterzutauchen.
Hier trifft Leon Anna wieder, die verzweifelt ist, denn sie soll verheiratet werden. Da auch sie ihr zu Hause verlassen will, hilft sie ihrem Freund ungesehen aus der Stadt zu kommen - und das, obwohl die Stadttore ausgesprochen gut bewacht sind.
Als die beiden im Wald ihr Nachtlager aufschlagen wollen, entdecken sie einen Schwerverletzten, der zu allem Übel noch sein Gedächtnis verloren hat und pflegen ihn. Schnell ist klar, wen die Beiden da gefunden haben.
Dass auch ein Mittelalterkrimi für Kinder geeignet ist, zeigt uns Eva Maaser hier auf eindrucksvolle Weise: Die Themen Freundschaft und Vertrauen in sich und andere werden dem Leser in einer spannenden, atmosphärischen Geschichte nahe gebracht.
Eva Maaser erzählt hier in einer Zeit und an einem Ort, die dem Leser der anvisierten Zielgruppe gar nicht vertraut ist und manchmal sogar befremdlich wirken mag. Doch dies macht letztlich eine der Zutaten aus, die eine höchst spannende Geschichte entstehen lässt, die den Bogen zu bekannten Themen und Gefühlen schlägt. So geht es hier um Vertrauen, das Leon in seine eigenen Gefühle hat, denn er traut dem neuen Abt ja von Anfang an nicht und gleichsam geht es um sein Vertrauen in die beiden Brüder, die ihn großgezogen haben; er kann sich absolut sicher sein, dass sie ihn nicht im Stich lassen werden. Ebenso bedeutsam wird für Leon die Freundschaft zu Anna auch über gesellschaftliche Schichten hinweg, was damals weit schwieriger war als heute.
Auch gewährt Eva Maaser ihren Leser/innen immer wieder neue Einblicke in das damalige Klosterleben. Sie beschreibt die unverständlichen Rituale, die den Jungen täglich umgeben und den Rythmus bestimmen. Dennoch bietet das Kloster mit all seiner Strenge ein Zuhause, in dem er sich geborgen fühlt.
Mit dem Fund des Unbekannten im Wald überschlagen sich die Ereignisse und das ungleiche Freundespaar, Leon und Anna, tragen tatkräftig zur Aufklärung aller Ungereimtheiten bei. Am Schluss sehen endlich auch die letzten Zweifler ein, was für einen tollen Jungen sie da unter ihrem Dach haben.
Fazit:
Dieser mitreißende Mittelalterkrimi gibt spannende Einblicke in eine fremde, ganz und gar andersartigen Welt. Eingebunden in dieser historischen Kulisse findet ";Leon und der falsche Abt" aber auch einen Zugang zu seinen Leser/innen indem es zeigt, dass man mit Mut und Vertrauen über sich hinauswachsen kann.
Eva Maaser, Egmont Franz Schneider
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