Marley ist ein unmöglicher Hund, der seinen Besitzern das Leben nicht unbedingt leicht macht - der aber doch so viel Zuneigung und Treue in seinem grossen Hundeherz hat, dass das Ehepaar Grogan einfach nicht anders kann, als ihn ebenso bedingungslos zu lieben.
Eigentlich hätten John und Jenny Grogan sehr stutzig werden sollen, als die Züchterin den kleinen Welpen, in den sich das Paar verguckt hat, zu einem Sonderpreis abgeben will. Und als sie den riesigen, wilden fast schon verrückten Vater des Junghundes durch das Dickicht der Farm brechen sehen, um sogleich in der Dunkelheit wieder zu verschwinden, hätten sie sich vielleicht noch mehr Gedanken über ihren Neuzugang machen sollen. Aber das taten sie nicht und schließlich hatten sie den Kaufpreis bereits entrichtet.
Als Marley bei Jenny und John Grogan einzieht, ist er noch ein kleiner verspielter Welpe. Doch Marley wächst schnell, sehr schnell. Schon bald wird er zu einem regelrechten Prachtexemplar und das nicht nur auf seine stattliche Grösse bezogen. Marley hat viele sehr gute Eigenschaften, wie seine unerschütterliche Gutmütigkeit, sein dickes Fell und seine überhaupt nicht nachtragende Art. Das fällt vor allem dann auf , wenn seine Besitzer ihre Aussetzer haben. Marley der keine Peinlichkeit und keine Missetat, die ein Hund nur begehen kann, auslässt, bringt das junge Paar an den Rand ihrer Belastbarkeit. Doch Marley liebt unerschütterlich und vergibt. Das schaffen auch John und Jenny - bis kurz hintereinander die beiden Söhne geboren werden. Übernächtigt und vollkommen überfordert findet Jenny einfach nicht mehr die Kraft sich mit Marley´s Eskapaden auseinander zu setzen. Der tägliche Marley-Mambo, ein Tanz den Marley immer dann aufführt, wenn er etwas Verbotenes in seinem grossen Maul verschwinden lässt, die regelmässigen Diebstähle am Essenstisch, die Zerstörungen, die Marley vor allem bei einem Gewitter anrichtet, seine wilde, stürmische Art ... all das ist mit zwei kleinen Kinder zu viel und Jenny verlangt von John, den Hund wegzugeben. Doch John gibt nur vor, ein neues zu Hause zu suchen, um Jenny zunächst zu besänftigen. Stattdessen richtet er seine ganze Energie darauf, diesem sturen, vor Kraft strotzenden Marley endlich Marnieren beizubringen. Und dabei geht auch auch so manches Mal nicht gerade zimperlich vor. Nachdem Marley in ganz jungen Jahren bereits aus der ersten Hundeschule herausgeflogen ist - John war tief in seinem Stolz als Hundebesitzer getroffen- finden die beiden nun eine Hundeschule, bei der es besser für sie läuft. Doch Marley muss auch so manche Übungseinheiten auf dem heimischen Rasen über sich ergehen lassen. Und es klappt: Marley gehorcht aufs Wort - ";ausser irgendetwas lenkte seine Aufmerksamkeit ab, etwas wie ein anderer Hund, eine Katze, ein Eichhörnchen, ein Schmetterling, der Postbote oder ein fliegender Löwenzahnsahmen" - und besteht sogar die Prüfung in der Hundeschule.
Eines Tages ist ein Filmteam im Hause der Familie Grogan, die in Florida lebt. Dabei entdecken sie Marley als Filmtalent und die wohl amüsanteste Episode aus dem Leben der Grogans nimmt ihren Lauf. Natürlich schnappt Herrchen vor Stolz fast über, aber Marley bleibt Marley und lässt sich nicht so einfach einspannen. Obwohl John fast sicher ist, dass sein Hund in den Tagen des Filmndrehs so etwas wie eine besondere Würde vor sich trägt.
Nach diesem fulminanten Höhepunkt kehren wir in den Alltag des wilden und unzähmbaren Marley zurück, erleben mit, wie der leibenswert-dumme Labrador so viel Salzwasser trinkt, dass er nicht nur verbotenerweise in das Meer erbricht (was ja noch unbeobachtet geblieben ist) sondern auch seinen fast flüssigen Stuhl in die Wellen des Ozeans entlässt. Für Marley ist der Hundestrand von jetzt an tabu - aber Marley schaut John an, als wäre ihm das wilde Tollen am Strand und in den Wellen es Wert gewesen.
Die Familie zieht noch zweimal um, am Ende sogar nach Pensylvania. Die Reise dorthin wird von der Familie per Flugzeug angetreten - Marley leidet lautstark im Gepäckraum des Flieges und heult wie ein Wolf - obwohl Labradors das eigentlich gar nicht können. In dem neuen Zuhause in Pensylvania lebt sich Marley hervorragend ein und freundet sich sogar mit den neu angeschafften Hühnern an. Doch bald muss sein Freund John feststellen, warum das Gekrähe der Hähne den guten Marley nicht im geringsten aus dem Schlaf reisst: Marley ist beinahe taub, er hört fast gar nichts mehr. Die wilde, unfreiwillige Schlittenfahrt von Hund und Herrchen war das letzte verwegene Abenteuer, das John mit seinem Hund noch erlebt. Marley wird alt und bekommt Arthrose in den Hüftgelenken. Immer wieder sieht es kritisch aus, doch der gute alte Marley stemmt sich immer wieder gegen die Widrigkeiten des Alters und schafft eine weitere Runde. Doch dann ist das Ende unvermeidlich. John muss die traurige Entscheidung treffen und den Hund einschläfern lassen. Für die ganze Familie Grogan ein schwerer Verlust.
Doch dann sehen sie in der Zeitung die ";Reinkarnation" ihres Marleys. Der sieht genauso aus, hat genau die gleichen ";schlechten" Angewohnheiten und sucht eine (sehr) verständnisvolle Familie, die bereit ist, ihn bei sich aufzunehmen. Grogans überlegen nicht lange; sie sind bereits auf dem Weg zu ";Lucky".
Der amerikanische Journalist John Grogan schrieb in einer kleinen Zeitung einen Artikel über seinen Hund Marley, nicht ahnend welche Flut an Zuschriften er bekommen würde. Aufgrund der grossen Resonanz beschloss er dann, ein Buch über Marley´s Lebensgeschichte zu schreiben - mit durchschlagendem Erfolg: Das Buch erschien im nu auf den Bestsellerlisten in Amerika und England. Monatelang auf Platz 1, belegt es nun seit mehr als eineinhalb Jahren die oberen Ränge der ";New-York-Times"-Bestsellerliste.
Aus der Sicht eines Erwachsenen erzählt ist dieser ";Weltbestseller" weniger ein Kinderbuch im klassischen Sinne als ein echter Schatz für alle Hundeliebhaber von 10 bis 100 Jahren. Vollkommen altersunabhängig erreicht John Grogan einen humorvollen Höhepunkt nach dem anderen und ich, als ehemalige Hundebesitzerin und Leidensgenossin in Sachen Erziehungsresistenz kann nur bestätigen: Es ist alles absolut aus dem Leben gegriffen. In freudiger Erwartung einer weiteren Eskapade Marleys verfällt man beim Lesen dieses Buches schnell und unbemerkt in ein Dauergrinsen, das durch gelegentliche Lachsalven nur noch verstärkt wird.
Marley, so beschreibt John Grogan sehr greifbar, ist ein Hund, dem die Lebensfreude regelrecht anzusehen ist. Gutmütig und ohne jede Arglist freut er sich am Alltag mit seinen geliebten ";Rudelmitgliedern" Jenny, John und den Kindern. Etwas irritierten mich aber die Lektionen, die ihm sein Herrchen in der Not, ihm endlich etwas Marnieren beizubringen, erteilt. Doch zum Glück stellen diese etwas rabiaten Erziehungsmethoden Ausnahmen dar und man darf nicht vergessen, dass der unmögliche Marley durch seine ungestüme, wilde Art nicht nur sich sondern auch andere in Gefahr bringen konnte.
So erzählt John Grogan von den echten und zweifelhaften Höhepunkten in Marleys Leben und beschreibt in kurzen, aber mitreissenden Kapiteln den Werdegang des energiegeladenen Familienjungrüden: Er ist wild, zerstört das Inventar der Familie, wird kastriert, ist immer noch wild und lehrt sein Herrchen fortan einen sehr entspannten Umgang mit Wohnungseinrichtungen. Dabei stellen die Filmaufnahmen zweifellos die Höhepunkte des Buches dar. Danach flacht die Erzählung ein wenig ab, behandelt den noch immer ziemlich turbulenten Alltag mit Marley und seiner bedingungslosen Liebe, die er John ausgerechnet während eines schlimmen Gewitter beweist. Danach belächelt John Marleys tiefe Angst vor Gewitter nie wieder. Das Ende beschreibt Marley immer noch als einen eigenwilligen, aber nun gealterten Hund, der trotz aller Beschwerlichkeiten von seinen Leidenschaften nicht ablassen will. Doch das Wissen um das unvermeidliche Ende trübt ein wenig die anfänglich unbeschwerte Stimmung.
John Grogans Beschreibung seiner tiefen Liebe zu seinem unmöglichen Vierbeiner macht direkt Lust, sich auch auf ein Abenteuer mit einem Hund einzulassen - wenn man nicht schon einen hat - und ist damit eines dieser Bücher, die uns davon überzeugen können, dass nur ein Leben mit Hund wirklich schön sein kann. Wir lachen, leiden und atmen gemeinsam mit John Grogan auf und am Ende weinen wir auch mit ihm. Dabei gewährt Grogan seinem treuen Freund einen würdigen Abgang, der nach meinem Geschmack auch hätte kürzer ausfallen können - aber das entspräche wohl nicht der Wahrheit und John Grogan hätte nicht die Möglichkeit gehabt, seine tiefe Zuneigung und Anerkennung für diesen Ausnahme-Hund so berührend zum Ausdruck zu bringen.
Fazit:
";Mein Hund Marley und ich" ist eines dieser unwiderstehlichen Bücher, die man Hundefreunden uneingeschränkt empfehlen kann. John Grogan ist eine wunderbar komische und turbulente Liebeserklärung an einen unmöglichen Hund gelungen. Mit viel Sprachwitz erzählt er von dem Glück, der Mittelpunkt im Leben dieses liebenswerten ";Problemhundes" gewesen zu sein. Ein Buch für die ganze Familie.
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