Der kleine Ritter
- Jungbrunnen
- Erschienen: Mai 2008
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Ein kleiner Ritter, der sich vor Pferden fürchtet? Ratlose Rittereltern und eine Burgziege entführen uns in eine amüsante Geschichte zum Thema Angst mit Happyend.
Der kleine Ritter lebt mit seinen Eltern, der Ritterin und dem Ritter auf einer großen Burg, so wie man sich das vorstellt. Drei Türme hat die Burg und 238 Zinnen und nicht zu vergessen 7 Burggespenster. Gespenst Nummer 7 begleitet den kleinen Ritter still bei seiner Geschichte quer durch das Buch.
Der kleine Ritter hat nämlich ein Problem, er hat große Angst vor Pferden. So große Angst, dass er sie weder hören mag, noch sehen will und ganz sicher nicht reiten möchte. Seinen Eltern gefällt das natürlich gar nicht, denn ein Ritter muss reiten können, sonst ist er kein Ritter.
Der kleine Ritter überlegt hin und her und sucht sich die Burgziege als sein Reittier aus. Und diese Ziege stellt sich im Nachhinein als ein sehr kluges Tier heraus. Sie spürt ganz genau, wie es dem kleinen Ritter mit seiner Angst ergeht. Ganz zufällig führt sie den kleinen Jungen an der Pferdeweide vorbei und zeigt ihm, wie die ";dummen Pferde ganz eigenartig laufen". Die Ziege und der kleine Ritter steigern sich in das Nachahmen von Pferdegeräuschen hinein, bis sie sich vor lachen krümmen.
Als sich die Ziege verletzt stellt und vorgibt nicht mehr laufen zu können, kommt der kleine Ritter zu dem Entschluss, dass nur ein Pferd die Ziege nach Hause tragen kann. Doch da die Ziege absichtlich ständig vom Pferd rutscht, muss der Junge mit auf das Pferd, um die Ziege festzuhalten. Der Kleine Ritter hat seine Angst im Spiel mit der schlauen Ziege überwunden.
Seine Eltern staunen mit großen Augen, als der kleine Ritter in den Burghof einreitet. Die Ziege springt vergnügt vom Pferd und der kleine Ritter wundert sich, dass sie doch nicht verletzt ist. Die Ritterin lobt die Ziege als sehr gute Reitlehrerin. Und in der Nacht führt Vater Ritter die Ziege zur Belohnung in den Gemüsegarten...
Ängste sind ein spezielles Thema und begegnen uns und unseren Kinder immer wieder aufs Neue. Daniela Römer hat mit ihrem Buch eine besonders schöne Art der Angstüberwindung beschrieben. Ihre Geschichte zeigt, dass man mit Verständnis, Sensibilität und einer Portion Geduld helfen kann, Ängste zu überwinden. Die Tatsache, dass der kleine Ritter nicht reiten will ist auch vielmehr ein Problem seiner Eltern; denn die meinen ja, dass ein Ritter reiten können muss, sonst ist er kein Ritter. Dieses Problem löst der kleine Ritter ziemlich elegant, denn er wählt sich ein Reittier, das seinem ";Tempo" angemessen ist. Er nähert sich dem Problem sozusagen in kleinen Schritten.
Übertragen auf unseren Alltag könnte das Problem auch lauten: ";Du bist fast 4 Jahre alt, du musst Fahrrad fahren können, alle anderen fahren auch Fahrrad". Vielleicht ist es auch hier ratsam, dem Kind das Tempo selbst zu überlassen.
Die Geschichte mit Clou und einer ziemlich schlauen Ziege erreicht seine kleinen Zuhörer mit einer lebensnahen und altersentsprechenden Sprache.
Die Autorin Daniela Römer lockert dabei ihren Text durch allerlei Wortspielereien auf, die sich schnell einprägen und der Sprache Leichtigkeit geben.
Die witzigen und eigenständigen Illustrationen von Susanne Wechdorn geben der originellen Geschichte den passenden Rahmen. Die Stiftzeichnungen sprechen eine besondere Bildsprache, die ausdrucksstarke Mimik - auch die der Tiere - transportieren den trockenen Humor der Geschichte wie auch die Eigenwilligkeit ihrer Charaktere. Das kleine Burggespenst mit der Nummer 7 ist dabei auf jeder Seite zu finden und fungiert so als stiller Begleiter der Geschichte. Ebenso fallen da auch die Katze und die Maus auf, die in jeder der einzelnen Stationen ihr Spielchen zum Besten geben. Parallel zur Geschichte zeigen auch sie eine Angstsituation - allerdings mit vertauschten Rollen: Die Katze hat nämlich Angst vor der Maus. Doch am Ende reitet die Maus auf dem Rücken der Katze zeitgleich mit dem kleinen Ritter auf dem Pferd in den Burghof ein.
Bei alledem wird gerade zum Ende hin deutlich, wie gewitzt die Ziege - ein doch ziemlich unziemliches Reittier für einen Ritter - ist. Dabei ist ihre für sie typische Eigensinnigkeit gerade hilfreich, um dem kleinen Ritter ganz unmerklich und spielerisch bei der Angstüberwindung zu helfen. Wer will einer bockigen Ziege auch widersprechen?
So muss auch Vater Ritter am Ende auch einsehen, dass ein Tier nicht von edlem Gestüt sein muss, um tapfer und klug zu sein.
Fazit:
Eine witzige und unterhaltsame Geschichte mit Hintersinn. Die Eigenwilligkeit der Ziege steht dabei der ";Bockigkeit" des kleinen Ritters in nichts nach. Kein Wunder also, dass gerade diese zwei einen ganz eigenen Weg finden, die Angst auszutricksen. Wunderbar humorvoll in Szene gesetzt, ist ";Der kleine Ritter" einfach ein unbeschwertes Mutmachbuch.
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