Wo das Glück wächst
- Fischer Schatzinsel
- Erschienen: März 2008
- 0
Ganz unglücklich ist die kleine Marie, denn der Umzug aus der Stadt aufs Land bringt so viel Ungewohntes und Fremdes mit sich. Die allgegenwärtige Ruhe auf dem Lande ist ihr einfach nicht geheuer. Doch da taucht der dicke Fritz auf und zeigt ihr, welche großartige Überraschung ihr neuer Garten bereithält.
Marie ist 6 und weiß nicht recht, was sie von den Vorteilen eines Hauses auf dem Lande halten soll. Sicher kann sie immer draußen spielen, doch das Draußen ist ihr fremd. Sicher braucht sie sich nicht mehr zu verabreden, da die Kinder alle direkt nebenan wohnen, doch die Kinder kennt sie nicht. Schüchtern beobachtet sie von ihrem Fenster aus die Nachbarskinder und den dunklen Wald der die Sonne verschluckt.
Nach einigen Tagen taucht der kleine Fritz auf und erzählt ihr, dass die von seiner Uroma gepflanzte Linde in Maries Garten ein Glücksbaum ist und bei allerlei Unglück helfen kann, z.B. bei Ärger in der Schule, Krankheiten oder Wackelzähnen. So kommen die beiden ins Gespräch und stellen fest, dass Marie auf dem Land noch gar nichts kennt. Auf dem Rücken des Pferdes Schnecke erkunden die beiden die fremden Straßen. Marie kribbelt es im Bauch vor Aufregung als sie die Namen aller Kinder und deren Geschichten erfährt. Auch die Angst vor dem Wald kann Fritz der verunsicherten Marie nehmen, indem er mit ihr Glücksbaumblätter sammeln geht. Als es Zeit wird ins Bett zu gehen, ist Marie so viel glücklicher als zuvor und so beeindruckt, dass sie zunächst nicht einschlafen kann. Doch dann wiegt sie das Rascheln der Glücksbaumblätter sanft in den Schlaf, begleitet von einem wunderschönen Traum.
Ganz harmlos kommt die Geschichte der preisgekrönten Autorin Cornelia Funke daher. Geschickt bedient sie sich einem Thema, dass sonst in umgekehrter Richtung erzählt wird, nämlich als Umzug vom gesunden Land in die anonyme Stadt. Aber auch die unverfälschte Natur und die Fremde in der Idylle können für Kinder diesen Alters schwer zu ertragen sein. So ist das, was Erwachsene als schön empfinden, zunächst bedrohlich für das Mädchen. Marie hat großes Glück, dass Fritz, ein kleiner Einzelgänger mit ausgeprägtem Selbstbewusstsein, sich so gut auskennt und ihr alles zeigt. So fügt sich schließlich alles zum Besten. Denn mit einem Glücksbaum im Garten und einem Freund, der Hund und Pferd besitzt, kann nichts mehr schief gehen. Das Buch endet mit dem Zubettgehen und dem Traum Maries und ist daher wunderbar als Einschlafvorlesegeschichte geeignet
Der Illustratorin, Regina Kehn, ist es gelungen, mit ihren Farben eine ländliche Spätsommeratmosphäre zu schaffen. Wenn sich Marie entspannt unter dem Glücksbaum im Gras ausstreckt, meint man das Rauschen der Glücksbaumblätter zu hören. Ebenso scheint es als rieche man die Sommerblumenwiese und freut sich mit den so wohl integrierten, großköpfigen Charakteren (Mensch + Tier) mit großen Kugelaugen, über die Idylle des Landlebens. Gekonnt werden die Augen zum Ausdruck der Gefühle, wie Neugierde, Argwohn und Überraschung, eingesetzt. Besonders der etwas lakonische Gesichtsausdruck von Pferd ";Schnecke" ist dabei ein echter Hingucker. Teils ungewöhnliche Perspektiven heben sich interessant ab und beeinflussen positiv das Gesamtbild dieser harmonischen Geschichte.
Fazit:
Die beliebte Kinderbuchautorin Cornelia Funke erzählt mit ";Wo das Glück wächst" eine vielleicht unspektakuläre, aber umso harmonischere Geschichte über das Unglücklich- und Glücklichsein auf dem Lande. Die schöne Spätsommeratmosphäre, in der die zum Teil etwas eigenwilligen Akteure agieren, hat die Illustratorin Regina Kehn sehr greifbar eingefangen. Als Lektüre für das allabendliche Einschlafritual ist dieses ruhige Buch bestens geeignet.
Cornelia Funke, Fischer Schatzinsel
Deine Meinung zu »Wo das Glück wächst«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!