Alle kleinen Mädchen träumen davon, einmal im Leben eine richtige Prinzessin zu sein: Mit einer goldene Krone auf dem Kopf und von allen bewundert. Großartig! Wenn sich dieser Wunsch dann aber zu erfüllen ";droht" , wird aber so manchem gekrönten ";Mini-Haupt" schnell mulmig.
In Filippas Kindergarten steht das Sommerfest bevor und Frau Zettel, die Leiterin der Gruppe, möchte mit den
Kindern für diesen besonderen Tag ein Theaterstück einstudieren. Die Kinder sind ganz aus dem Häuschen und aufgeregt geht es zu, als Frau Zettel die einzelnen Aufgaben verteilt. Es werden neben den Hauptdarstellern auch die wichtigen Nebenrollen verteilt und es wird noch die Besetzung für die Technik und Beleuchtung gebraucht.
Für Felix und Niko ist das schnell entschieden. Felix ist mutig, ganz besonders stark und kann am besten fauchen, er eignet sich absolut für die Rolle des Drachen. Nico hingegen will keinen Text auswendig lernen und sieht sich demnach in der verantwortungsvollen Rolle des Beleuchters. Durch das Geplapper hindurch, wer nun Elfe oder Waldgeist spielen wird, fragt Frau Zettel Filippa, ob sie wohl die Elfenkönigin spielen möchte. Texte lernt Filippa nämlich sehr schnell auswendig und auch sonst wäre sie die perfekte Besetzung. Filippa ist ganz erschrocken, ausgerechnet sie soll die
Hauptrolle übernehmen? Niemals!
Frau Zettel, umringt von Kindern die laut nach ihren Lieblingsrollen rufen, übersieht und überhört scheinbar Filippas zaghafte Versuche abzulehnen. Als wieder ein wenig Ruhe einkehrt, fasst Filippa noch einmal all ihren Mut zusammen und ruft Frau Zettel zu, dass sie die Hauptrolle nicht übernehmen könne; doch die erwidert aus der Menge heraus, als hätte sie den Protest nicht verstanden, dass Filippa mit ihren langen Haaren eine ganz zauberhafte Königin abgeben würde, da sei sie sich sicher. Filippa ist ganz unglücklich, die Kindergärtnerin scheint sie nicht verstanden zu haben.
Am späten Abend, als es eigentlich schon Schlafenszeit ist, sitzt Filippa in der Küche und grübelt darüber nach, was alles passieren müsste, damit das Sommerfest ausfällt. Da kommt ihre besorgte Mutter in die Küche. Filippa kann sie beruhigen, krank ist sie nicht, nur ratlos. Als sie Mama von dem Theaterstück und ihrer Ernennung zur Elfenkönigin erzählt, ist die total entzückt. Wunderbar ! Ganz stolz schmiedet Mama gleich Pläne für ein Kleid und gleich morgen muss sie noch Oma einladen.
Am nächsten Morgen im Kindergarten missglückt Filippa ein weiterer Versuch, Frau Zettel von ihrem Vorhaben abzubringen. Die Kindergärtnerin ist davon überzeugt, wer das lange Martinslied bis zur letzten Strophe beherrscht,
der wird ganz textsicher die Rolle der Elfenkönigin übernehmen können. Das sieht Filippa anders.
Erst als der ihre gesamte Kindergartengruppe einen Ausflug zu einer echten Theatervorstellung macht und Filippa heimlich mit Piet, ihrem Bären im Kinderzimmer übt, fühlt sie sich einigermaßen sicher und freut sich sogar ein wenig. Jetzt kann sie jedes Wort und jede Rolle auswendig. Mama und Papa, die heimlich an der Türe zum Kinderzimmer gelauscht haben, sind überwältigt von Filippas Können. Bleibt nur noch das entsetzliche Lampenfieber am Tag der Vorführung.
Mama tröstet Filippa kurz bevor es los geht und dann.... Der Vorhang hebt sich, die Vorstellung beginnt und nach der ersten Textpassage geht alles wie von selbst. Als dann noch am Schluss ein überwältigender Applaus einsetzt, bemerkt Filippa erst, dass sie es geschafft hat.
Martina Baumbach legt den Fokus in ihrem Buch ";Jetzt trau ich mich" auf die Ängste, Sorgen und Nöte die entstehen können, wenn der Mut fehlt und der Moment der Wahrheit unaufhaltsam auf ein Kind zurollt. Zuviele Sorgen und Ängste, die den Spass an einer solchen Veranstaltung gründlich verderben können.
Schnell identifiziert sich der kleine Bilderbuchgucker mit der hübschen ";Elfenkönigin" Filippa und entdeckt sich selbst darin. Denn das Gefühl, das sich mit der Geschichte im Bauch breit macht, ist auch ihm durchaus vertraut. Umso wichtiger ist es für uns Erwachsene zu verstehen, dass man mit Floskeln wie ";Du schaffst das schon...das ist doch nur halb so wild" die Kinder nicht ernst nimmt und deren Gefühle nur schwer beeinflussen kann - Kinder lernen durch erleben.
Eingebettet in einer einfühlsamen Kindergartengeschichte, die so überall geschehen könnte, zeigt die Autorin einen liebevolleren Weg auf, wie man Kindern Mut macht. Ohne Vergleiche und ohne spürbaren Druck wird Filippa an eine große Aufgabe herangeführt. Kinder sollte man in den Dingen bestärken, die sie ganz besonders gut machen und damit die Widersprüche und Einwände auflösen. Die Kindergärtnerin und die Mutter lassen sich nicht durch Filippas Scheu beeinflussen. In ihrer sanften Unnachgiebigkeit zeigen Sie dem Mädchen unmissverständlich, dass sie ganz fest an sie glauben. Nur mit jeder bewältigten Aufgabe wächst das Selbstvertrauen des Kindes und damit der Mut, sich neuen Herausforderungen zu stellen.
Die Figuren, gezeichnet vom Illustrator Jan Lieffering, ähneln dem Gesicht einer Waldorfpuppe. Es sind Augen Nase und Mund nur angedeutet und bringen keine konkrete Mimik mit. Inwieweit das ein Vor- bzw. Nachteil ist, entscheidet der Bilderbuchbetrachter für sich allein. Bei emotional gelenkten Geschichten wie diese, kann es auch sehr hilfreich sein, sich nicht konkret im Bild festzulegen. Damit bekommt die Gefühlswelt des kleinen Lesers ausreichend Raum um die Gesichtsausdrücke selbst zu formen. Für die Geschichte an sich stellt das keinen Nachteil dar, wer jedoch lieber einwandfreie Mimiken braucht, wird sie in diesem Buch vermissen.
Fazit:
Martina Baumbach zeigt, wie man mit dem Thema ";Angst vor der eigenen Courage" gefühlvoll und sensibel begegnen kann, um damit die Entwicklung des Kindes zu mehr Selbstbewusstsein zu unterstützen.
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