Bei dem Debütwerk von der Autorin Sylviane Donnio geht es um ein kleines trotziges Krokodil, das
partout Kinder fressen möchte und nicht das, was ihm seine Eltern vorsetzen, sei es auch noch so köstlich.
Archilles, ein kleines Krokodil, muss jeden Tag Bananen essen. Davon hat er aber so die Nase voll, dass er nun lieber Kinder fressen will. Schließlich wohnt er ja ganz in ihrer Nähe einer Menschensiedlung. Doch seine Eltern sagen ihm, er müsse noch viel essen, um gross genug dafür zu sein. Trotz grösster Mühe der Eltern, die ihm daraufhin die feinsten Lieblingsspeisen, wie eine riesige Knackwurst, servieren, bleibt er bei seiner Meinung. Erst die Begegnung mit einem kleinen Mädchen am Fluss überzeugt ihn, dass er sich wohl doch überschätzt hat, denn das Mädchen packt und ärgert ihn und wirft ihn dann kurzerhand in den Fluss zurück. Einsichtig kehrt Archilles zu seinen Eltern zurück - dann wird er eben warten, bis er gross genug ist, um es diesem frechen Mädchen heimzuzahlen...
Die vegetarischen Krokodilseltern haben es mit ihrem bockigen Sprössling schon schwer. Dieser möchte unbedingt Kinder fressen, obwohl er echte Kindergerichte wie Bockwurst, Kuchen, und Bananen serviert bekommt. Ungewöhnlich, gerade diese Gattung für den Fleischverzicht heranzuziehen, denn Krokodile gehören zur Familie der Reptilien - die letzten Überlebenden der Archosaurier - und sind eigentlich Fleischfresser. Tja, aber in diesem Fall sind sie Vegetarier- zumindest die Eltern. Dabei ist der Mensch bekanntlich der einzige Feind des Krokodils - das muss auch Archilles erfahren - eine Erfahrung, die Krokodil am besten früh machen sollte. Archilles bergreift, erst wenn er gross genug ist, kann er auch den Menschen gefährlich werden - doch dann, so hoffen vielleicht seine Eltern - wird ihr Sohn so vernünftig sein, dass er sich mit dieser Gattung, die Ledertaschen aus ihrer Haut macht, besser gar nicht anlegt.
Wie dem auch sei: Man könnte in diese Geschichte so manches Motiv hineininterpretieren - aber man sollte sie eher von der humorvollen Seite betrachten - auch wenn die verschrobene Darstellung für Kinder nicht so offensichtlich ist, wie für uns Erwachsene. Kinder finden es wohl auch ganz natürlich, dass Krokodile Menschen fressen wollen. Klaro. Was soll daran komisch sein? Und unter dem Strich zeigt das Mädchen in dieser Geschichte allen Kindern, dass sie es ist, die eben nicht gefressen wird, sondern, im Gegenteil, dem kleinen Krokodil eine ziemliche ";Watschen" verabreicht. Eine sehr drastische und tierunfreundliche Behandlung, die das kleine Krododil aber von seinem reptilischen Grössenwahn heilt. Wäre es humorlos hier darauf hinzuweisen, dass diese Art von Behandlung kein gutes Beispiel für den Umgang mit Tieren abgibt?
Die Sprache, die die humorvollen Illustrationen begleitet, ist kurz und knapp gehalten und für die Zielgruppe der ab drei Jährigen gut verständlich. Die Bilder von Dorothee de Monfreid erinnern an einen Cartoon, dessen Darstellungen sich auf die Hauptakteure beschränken. Die Mimik und die Körpersprache - allen voran die des kleinen Krokodils - wird treffend wiedergegeben. Archilles erinnert mit seinen grossen Augen ein wenig an den den berühmten ";Schnappi", was ihn ohne Zweifel für Kinder zum Hingucker macht.
Fazit:
";Dich hab ich zum Fressen gern!" ist ein humorvolles, kurzweiliges Buch das einfach nur gut unterhalten möchte. Kinder können sich in dem trotzigen Krokodil wieder entdecken und gleichzeitig mit dem resoluten Mädchen sympathisieren. Es bleibt jedoch die Frage, ob der hintergründige Witz dieser kleinen Geschichte auch bei ihnen ankommt.
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