Klaus Fledermaus kommt ganz groß raus

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonFeb 2008

Idee

David Mellings Plädoyer für die Kleinen ist, vor allem optisch, gelungen. Die urkomischen Charaktere der Tierkinder sind wie immer fantastisch aufs Papier gebracht. Leider aber sind sie für die jungen Leser nicht immer ganz eindeutig umgesetzt.

Bilder

Die einzigartigen Illustrationen sind das Highlight auch dieses Buches. Melling schafft es erneut, mit seinen witzigen, vermenschelten Tierdarstellungen zu überzeugen und Spaß zu machen. Die Verteilung der Inhalte auf die Seiten ist spannend gemacht.

Text

Altersgerechter, Bild beschreibender Text, der aber rhythmisch ein wenig holprig ist, so dass er sich leider nicht flüssig vorlesen lässt. Es wird übermäßig häufig betont, was aus den Bildern deutlich ersichtlich ist (z.B. dass Klaus nicht „zählt“)

Das wünscht sich wohl jeder, der ein wenig klein geraten ist und von anderen nicht für voll genommen wird -einmal positiv im Mittelpunkt zu stehen. Klaus Fledermaus hat sich bereits damit abgefunden immer hinten an zu stehen, als der Zufall ihm zu Hilfe kommt.

Die Elchkuh, Miss Muh, macht mit den Tierkindern einen Spaziergang durch den Wald. Charlotte Schaf geht gemeinsam mit Hilda Hase, Eric Ente hält Willy Wolf an der Hand. Nur der kleine Klaus Fledermaus trabt einsam hinterher. An einem Baum angekommen schrecken alle vor einem Knurren zurück, das aus der Baumkrone zu kommen scheint. Ob das wohl das Magenknurren eines hungrigen Kletterlöwen ist? Glücklicherweise stellt sich heraus, dass es nur der tapsige Klaus war, der laut murrend über eine Wurzel gestolpert ist. Als Miss Muh einen übel riechenden Windstoß erschnuppert, überlegt sie, ob das wohl der Atem eines schrecklichen Drachen sein könnte, aber erneut war es nur die unwichtige, kleine Fledermaus, die in eine stinkende Matschkuhle getreten ist. Es folgen immer neue komische Geräusche, die den Schülern Angst einjagen und deren Fantasie beflügeln. Aber es stellt sich jedes Mal heraus, dass es nur die kleine Fledermaus Klaus ist, die ganz ungewollt die Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Erschöpft pausieren die Spaziergänger bei einem ausgedehnten Picknick, als alle plötzlich wirklich in Gefahr geraten. Ein riesengroßer Bär zeigt wie laut und kräftig er sein kann. Doch da erschreckt sich das riesengroße Tier vor etwas Kleinem, Fauchendem: Klaus Fledermaus!. Von nun an zählt er doch. Die Tiere jubeln und auf dem Rückweg nehmen sie Klaus singend in ihre Mitte.

Der englische Illustrator David Melling hat auch bei diesem Buch erneut bewiesen, wie hervorragend konstant und vor allem komisch sein Malstil ist. Wie immer sind es die Bilder, die die Geschichte erzählen und die tierischen Charaktere zeigen, die auf eine herrlich menschliche Art und Weise an Dinge herangehen. Phantastisch wie die farbenfrohe Schar Furcht erregender Lausebengel dargestellt wurde - übrigens eine optische Anregung seiner Tochter, wie man auf der ersten Innenseite erfährt - mit Potential zur Entwicklung einer eigenständigen Melling-Geschichte. Unglaublich fantasievoll ist auch die Verwandlung eines knöcherigen Baumstumpfes in einen (leicht derangierten) Drachen.

Die Unwichtigkeit der heimlichen Hauptperson Klaus Fledermaus könnte nicht deutlicher dargestellt werden. Einem Suchbild ähnlich wird der ewig ignorierte und verkannte kleine Kerl hinter Wurzeln versteckt und unter Blättern vergraben. Als der Bild füllende Bär seinen Einsatz hat und alle unter dem Hieb seiner Tatze komikartig durch die Gegend geschleudert werden, hat der niedliche Antiheld seinen großen Einsatz. Wie der Elefant vor der kleinen Maus reiß aus nimmt, so erschrickt der Bär und bleibt mit fragenden Miene und dem locker unter den Arm geklemmten Baum wie angewurzelt stehen. Schade, dass hier nicht optisch gezeigt wird, wie ";groß" der Kleine in diesem Moment doch ist. Klaus bleibt ganz klein an den seitlichen Bildrand gedrückt, so dass es für kleine Betrachter schwer erkenntlich ist, warum der Bär die kleine Fledermaus überhaupt Furcht einflössend findet.

Melling nutzt die Aufteilung der Bildabläufe geschickt um Spannung aufzubauen. Auf einer Doppelseite wird geraten und fantasiert, auf der folgenden Seite wird das Rätsel gelöst, wobei auf den vordern Seiten bereits unzählige Hinweise versteckt sind.

Sprachlich ist es einer der schwächeren Mellings, obwohl von der routinierten Mirjam Pressler übersetzt. Der Text liest sich ein wenig holprig und die immer wieder kehrende Strophe des Wanderliedes ";Auf, auf, mir nach, ..., zwei und zwei und was Halbes dabei" wird besser verständlich wenn man den Originatitel ";Two by two and a half" kennt. Der deutsche Titel ";Klaus Fledermaus kommt ganz groß raus" nimmt das Ende der Geschichte leider bereits vorweg.

Darüber hinaus wurde den Kindern immer wiederholend folgender Satz in den Mund gelegt: ";Es ist nur der kleine Klaus und der zählt nicht", scheinbar als wolle man um jeden Preis verdeutlichen, dass Klaus absolut unwichtig ist, was aber völlig unnötig ist und unnatürlich klingt, da die Bilder das vollkommen ausreichend zeigen. Außerdem wird man erstmal erklären müssen, was es bedeutet, wenn einer nichts zählt, wo zählen doch immer im Sinne von Anzahl gebraucht wird.

Insgesamt tut das dem optischen Spaß an der Geschichte aber keinen Abbruch. Klaus Fledermaus ist und bleibt ein echter Melling, der insbesondere bei der Betrachtung der unzähligen witzigen Details zum Lachen bringt.

Fazit:

Ein großes Plädoyer für die Kleinen, die doch so oft unterschätzt werden und es als Außenseiter häufig schwer haben. Obwohl ";Klaus Fledermaus" in Bezug auf Sprache und Dramaturgie dieses Mal nicht ganz überzeugen kann, hat der preisekrönte Autor und Illustrator David Melling seine Geschichte vom kleinen Fledermäuserich wieder einmal wunderbar komisch umgesetzt.

Gabriele Jansen


Klaus Fledermaus kommt ganz groß raus

David Melling, Oetinger

Klaus Fledermaus kommt ganz groß raus

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