";Pomelo und sein Lieblingslöwenzahn"; verspricht uns 3 Geschichten mit 75 Möhren, 83 Rüben, einem viel zu großen Rüssel und einen kleinen Gartenelefanten. Sofort möchten wir mehr erfahren, über Pomelos Erlebnisse im Gemüsebeet und schnell schließen wir den kleinen Dickhäuter in unser Herz. Im Verlauf der Geschichten wirft er allerdings auch einige Fragen auf, mit denen er uns am Ende ganz schön alleine da stehen lässt.
Pomelo, der Held unserer Geschichte, ist ein kleiner, rosafarbener Elefant, der in einem Gemüsegarten lebt. Er ist so klein, dass er unter einer Löwenzahn-Pflanze sitzen kann. Hier ist auch sein Lieblingsplatz. Pomelo ist zwar sehr klein, aber dafür ist sein Rüssel um so länger. Die erste Geschichte erzählt uns, was er alles mit seinem langen Rüssel anstellen kann, wozu er nütze ist oder aber auch, wobei ein so langer Rüssel ganz schön störend sein kann. Beim Tanzen zum Beispiel, tritt Pomelo sich manchmal auf seinen Rüssel. Wenn er Mücken jagt, kann es passieren, dass er zwischen den Kieselsteinen hängen bleibt. Pomelo macht sich Gedanken darüber, wie er diesen langen Rüssel am besten transportieren kann, aber es fällt ihm so recht nichts ein. Beim Klettern allerdings ist ihm der Rüssel eine sehr große Hilfe, denn welcher Elefant kann schon in den Tomatenstauden herumturnen? Auch als Waldbeeren-Pflücker eignet er sich ganz hervorragend.
Eigentlich ist Pomelo ein sehr lustiger kleiner Bursche, aber manchmal macht er sich auch große Sorgen und bekommt Angst. Die zweite Geschichte zeigt eine Menge Beispiele, wovor ein kleiner Gartenelefant Angst haben kann. Da sind z.B. die großen Lauchstangen, die im Dunkeln ganz gespenstisch aussehen, oder die Schmetterlinge, die manchmal wirklich gemein zu ihm sind. Eine Menge Fragen bewegen Pomelo: Was ist da, wo der Garten zu Ende ist, wie geht es weiter oder hört einfach alles auf? Kann es vielleicht passieren, das nach dem Regen einmal alle Farben verschwunden sind? Wie soll es weitergehen, wenn sein Rüssel immer länger und länger wird? Schlimm wäre es für ihn, sollte sein Lieblingslöwenzahn ihn einmal verlassen.
Die dritte Geschichte kehrt wieder zu den lustigen Tagen zurück und erzählt ein Menge witziger Variationen, wie Pomelo sich die Zeit vertreibt. Manchmal rudert er z.B. in einer Nussschale über den Morgentau, er reitet auf dem Rücken der Schnecke Gigi durch die Karottenbeete oder er benutzt seinen langen Rüssel als Springbrunnen um die Ameisen zu beeindrucken. Pomelo fällt immer wieder etwas Lustiges ein, aber am liebsten sitzt er einfach nur unter seinem Lieblingslöwenzahn.
Die Idee, dass ein kleiner Elefant in einem Gemüsegarten lebt und dort unter einem Löwenzahn sitzt, fasziniert von Anfang an. Kinderherzen schlagen schneller, so verlockend ist die Vorstellung. Die Illustration beschränkt sich auf das Wesentliche, lässt viel Weissraum und ist so auch für die ganz Kleinen sehr schnell zu erfassen. Pomelo, der Elefant, vom Illustrator mit wenigen Strichen effektvoll zu Papier gebracht, vermag sich, zart rosa, schnell beliebt zu machen. Spannend wird das Ganze noch dazu, denn was soll ein Elefant bloß machen, mit einem so langen Rüssel? Ganz schnell gelingt es der Autorin Ramona Badescu, den kleinen Leser an die Geschichte über Pomelo zu fesseln, denn sie konfrontiert das Kind als erstes mit Pomelos Problem: der ungewöhnlichen Länge seines Rüssels. Kinder, für gewöhnlich Elefantenfans, finden das lustig und Besorgnis erregend zugleich. Pomelo sieht aber auch wirklich zu komisch aus, als er sich beim Tanzen auf den Rüssel tritt oder den Rüssel als Turban auf seinem Kopf zusammen rollt. Gespannt wartet der kleine Zuhörer, was so ein langer Rüssel noch für Möglichkeiten bieten kann, dabei wird der Fantasie hier freier Lauf gelassen und so manche Seite entlockt den Kindern spontan ein fröhliches Lachen. Neugierig und voller Spannung starten wir in die nächste Episode aus Pomelos Alltag.
Das auch das Leben eines Gartenelefanten nicht immer lustig und vergnügt ist, zeigt uns die zweite Geschichte, die sich mit Pomelos Ängsten beschäftigt. Einige der hier dargestellten Situationen sind sicherlich den allermeisten Kindern bekannt oder nachvollziehbar. Da ist z.B. Pomelos Angst vor der Dunkelheit, wenn plötzlich alles ganz anders aussieht oder seine Angst vor den Schmetterlingen, die manchmal wirklich gemein zu ihm sind. Verlustängste werden angesprochen, hier die Vorstellung, das Pomelos Lieblingslöwenzahn ihn einmal verlassen könnte. Dies sind für die meisten Kinder durchaus nachvollziehbare Gedanken und Gefühle, sie nehmen Anteil und vielleicht beantworten sie im Stillen einige von Pomelos Fragen, oder spenden ihm Trost. Leider aber bleibt sich das Kind hier völlig selbst überlassen. Das Buch wirft zwar Fragen auf und beschreibt Ängste, es bietet aber keinerlei Lösungen. Meiner Meinung nach ist hier ganz klar zu jeder beschriebenen Angst eine kleine Erklärung bzw. eine Anregung des Vorlesers von Nöten, möchte man das Kind nicht verstört mit der Geschichte allein lassen. Schade, das dies durch verwirrende Ausführungen noch zusätzlich erschwert wird: ";Pomelo hat Angst, dass du ihm weh tust, wenn du diese Seite umblätterst...";
Fast erleichtert ist man als Vorleser, wenn man zur dritten Geschichte gelangt, die den vielversprechenden Titel trägt: ";Die lustigen Tage";. Aber auch hier gelingt es nicht, an Witz und Spannung der ersten Geschichte anzuknüpfen, es fehlen die wirklichen Überraschungsmomente und die Erzählung plätschert ein wenig müde daher. Am Ende des Buches verabschiedet sich Pomelo bei seinen kleinen Zuhörern mit der Bemerkung, dass er es am allerliebsten hat, wenn man ihn in Ruhe lässt. Schade. Wir hätten viel lieber noch mehr über und mit Pomelo gelacht!
Fazit:
Pomelo kann eine Bereicherung für die Welt der Kleinen sein. Allerdings bedarf es dafür etwas mehr Zeit und Muße, reines Vorlesen ist zu wenig.
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