Kalle Mäuserich

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonJan 2008

Idee

Mit Krachmacher-Kalle hat die Autorin eine Figur entwickelt, die viel Lebensfreude ausstrahlt und von Anfang an sympathisch ist. Verbunden mit dem sanften Aufruf zur Toleranz ergibt sich eine lustige Geschichte mit Sinn und Tempo.

Bilder

Beinahe karikaturähnliche, bunt kolorierte Umrisszeichnungen mit starkem Charakter. Mensch und Tier ist Freude und Trauer deutlich von den Gesichtern abzulesen.

Text

Der Text muss flüssig durchgelesen werden, da die Reime sonst nicht funktionieren. Wortwahl bzw. Themenauswahl ist für die Altersgruppe erklärungsbedürftig aber lehrreich.

Wenn eine ganze Familie versucht eine vorwitzige kleine Maus aus dem Haus zu vertreiben, kann nur Krachmacher-Kalle am Werk sein. Der Mäuserich verschafft sich Respekt und versprüht pure Lebensfreude, insbesondere dann, wenn es etwas Leckeres zu essen gibt.

Der Mäuserich, der sich selbst Krachmacher-Kalle nennt, hat es sich in einem Müslipaket bequem gemacht und schläft den lieben langen Tag. Doch bei Mondschein hält er alle in Atem. Er fährt auf der Butter Ski und vergreift sich im Kühlschrank an allerlei Essbarem. Verzweifelt versucht man ihn loszuwerden, allerdings ohne Erfolg. Kalle kennt alle Tricks wenn es um Mausefallen geht , widersteht dem Hund des Kammerjägers, verwirrt mäusehungrige Eulen und hetzt die beuteerfolgsverwöhnte Katze Berta durch die Gegend. Wenn es etwas zu feiern gibt ist er auch immer dabei, bedient sich direkt bei Tisch, aber nicht ohne über das Essen zu nörgeln. Langsam aber sicher gewöhnen sich alle an Kalle und wenn er mal keine Lust hat etwas zu Essen, dann wird er beinahe vermisst. Als Kalle gestorben ist, spüren sie wie sehr seine Streiche fehlen. Es ist plötzlich so still im Haus und alle wünschen sich Krach, Abwechslung und den frechen Mäuserich herbei. Da hören die Trauernden ein Scheppern und vermuten zunächst Kalles Geist, der zurückgekommen ist, um sie zu trösten. Tatsächlich ist es aber der lebendige und absolut würdige Nachfolger von Krachmacher-Kalle.

Kalle ist ein richtig frecher Kerl und man wundert sich kaum, dass die gesamte Familie damit beschäftigt ist, dem Lärm und den Streichen ein Ende zu setzen. Die Jagd nach dem frechen Mäuserich wird beinahe zum Lebensinhalt. Dauernd werden neue Ideen geboren, wie man Kalle erwischen könnte. Mit der Zeit wird Kalle der erfolglosen Familie immer sympathischer. Dem Leser ist Kalle übrigens von der ersten Seite an sympathisch. Er sprüht vor Lebensfreude, nimmt alles so wie es kommt und mit reichlich Humor. Er ist nicht nachtragend, obwohl ihm nach dem Leben getrachtet wird, empfindet die Jagd auf ihn eher als Spiel. Das führt dazu, dass nicht nur wir, sondern auch die Familie beginnt ihn zu mögen.

Ganz unerwartet taucht der Illustrator Tony Ross die ansonsten bunt kolorierten, karikaturähnlichen Umrisszeichnungen ganz in steinernes Grau: Kalle ist gestorben und die Trauer zeichnet sich deutlich auf den Gesichtern der Familie ab (herrlich der Ausdruck der trauernden Katze Berta). Die Stille scheint erdrückend, der Appetit ist wie weggeblasen. Es wird schmerzhaft deutlich, wie sehr ihnen Kalle fehlt und was er ihnen doch letztlich bedeutet hat. Ja, so ist es im Leben häufig. Erst wenn man Etwas oder Jemanden verloren hat, wird einem bewusst, wie wertvoll es bzw. derjenige gewesen ist. Aber dann ist es leider zu spät, darüber nachzudenken, wie man es hätte besser machen können. Tony Ross überträgt die Überbringung dieser Botschaft bildlich einer selbstbewussten Maus, die deutlich zeigt, wie wichtig es ist das Leben zu genießen und die Zeit, die man hat, fröhlich zu verbringen.

Ob Kinder im Alter von vier Jahren diese Botschaft in Ihrer ganzen Bandbreite begreifen ist zweifelhaft, aber auch nicht unbedingt ausschlaggebend. Zurück bleibt eine spritzige Geschichte, die gute Laune macht und mit einem schönen Happy-End versöhnt. Insbesondere Vorschulkinder können bestens verstehen, wie viel Spaß Unsinn- und Krachmachen bringt und wie doof sich Erwachsene verhalten, die nichts anderes zu tun haben, als einer Maus hinterher zu jagen.

Einzig die Auswahl der Wörter und Schauplätze ist recht anspruchsvoll für die Altersgruppe. Als Erwachsener versteht man die Anspielungen sofort. Der in Reimen aufgebaute Text beschreibt, aber erklärt kaum. So bleibt es die Aufgabe des Vorlesers das Wort Torero zu erklären und mit dem Kampf gegen eine Eule in Verbindung zu bringen oder zu verdeutlichen warum es dem Kalle gelingt, den Hund des Kammerjägers durch Rodeoreiten (Mama, was bedeutet RODEO eigentlich?) auszuschalten. Ohne Erklärungsarbeit wird man einige lustige Sequenzen entdecken, der tiefere Sinn des Buches bleibt den Kindern aber verschlossen.

Fazit:

Trotz ";tragischem" Verlauf, ein fröhliches Buch über eine übermütige Maus, das auf etwas ungewöhnliche Weise die Wichtigkeit von Toleranz und Lebensfreude verdeutlicht.

Gabriele Jansen


Kalle Mäuserich

Jeanne Willis, Sauerländer

Kalle Mäuserich

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