Zauber der Wünsche

Zauber der Wünsche
Zauber der Wünsche
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Kinderbuch Couch
78%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonDez 2007

Idee

Sehr schön baut Fortunato den Charakter der bescheidenen und ängstlichen Flossi auf; seine Andeutungen und Stimmungen fesseln, doch zum Ende hin enttäuscht er mit einer einfallslosen Wendung und nimmt der Geschichte so ihren Zauber.

Bilder

immer wiederkehrende Vignetten in s/w von Fotunato, die Nadel und Zwirn zeigen sowie das alte Haus von Madame Taft.

Text

Wunderschön beschreibt Fortunato die geheimnisvolle Atmosphäre und das einsame Leben seiner Heldin. Doch das Ende entspricht sprachlich nicht dem vorangegangenen Tenor.

Das vielversprechende Cover mit dem Bild eines geheimnisvollen Mädchens lädt geradezu ein, in eine fremde Welt zu tauchen. Flosshilde, die von der alten Madame Taft vor elf Jahren als Baby aus dem Kanal gefischt wurde, schneidert tagein- tagaus die wundervollsten Kleider. Zu ihren herrschaftlichen Kunden ist die alte Dame stets sehr zuvorkommend, doch für Flossi findet sie kein herzliches Wort. Vieles scheint im Hause Taft, wo sich das Mädchen nur im Keller aufhalten darf, rätselhaft und da sind auch noch die wundersamen Stoffe, die ihr jeder etwas anderes zuflüstern...

Wenn Madame Taft auf eine ihrer Reisen geht, ist sie oft tagelang fort und Flossi, wie Flosshilde sich selbst nennt, weiß nie, wann die alte und unerbittlich strenge Frau zurück ist. Eigentlich darf Flossi den Keller nur auf Anweisung verlassen, doch ihre Neugier auf das geheimnisvolle Stofflager, das sie unter keinen Umständen betreten darf, wird immer größer. Eines nachts findet sie einen Weg, um in das Lager zu gelangen und ist verblüfft: Jeder der kostbaren Stoffballen versucht sie zu betören: ";ich bin so fein gewebt wie Feenhaar. Lass dich von mir bezaubern, mein Glanz hat Könige geblendet..." sagen sie und Flossi fühlt bei der Berührung der Stoffe etwas ganz eigenartiges. Natürlich wird sie von Madame Taft entdeckt und wird für mehrere Tage in ihren Keller verbannt, ohne ein weiteres Wort und ohne Nahrung. Flossi kennt das schon. Sie wundert sich nur, dass sie keine Aufgaben von Madame Taft erhalten hat. Die alte Dame scheint wirklich sehr verärgert zu sein. Doch noch verärgerter ist sie, als sie entdeckt, dass Flossi heimlich aus all´ den winzigkleinen Stoffresten für sich selbst ein wunderbares Kleid genäht hat. Sie versteht den Zorn der alten Dame nicht, versteht nicht, wofür sie bestraft werden soll. Denn Flossi möchte, wie jedes Mädchen, ein schönes Kleid tragen - und sie braucht einen Freund. Heimlich nimmt sie sich eines kleinen, zugelaufenen Hundes an.

Als Madame Taft den Hund umbarmherzig fortjagen will, fällt die alte Dame und bricht sich das Bein. Da sie nicht transportiert werden darf, liegt sie schließlich in der schmalen Koje von Flossi in dem dunklen, unbeheizten Keller. Nun muss Flossi die Schneiderei ";Nadel & Zwirn" weiterführen und mit einem Mal wird das Herz der alten Dame weich...

Voller Zauber führt uns Fortunato in Flossis geheimnisvolle Welt, in die kalten Kellerräume und in die schönen Verkaufsräume, in die sie jedoch kaum einen Fuss setzen darf. Flossis Leben ist voller Pflichten und Verbote. Ein leben mit Freunden, Spiel und Ausgelassenheit findet für Flossi nicht statt. Sie kennt es nicht anders. Und doch beginnt etwas in ihr aufzubegehren, das sie mit klopfendem Herzen auf die Suche gehen lässt, um hinter das Geheimnis von Madame Taft und ihren überaus honorigen Kunden zu gelangen.

Fortunato baut unterdessen eine wunderschöne winterliche Stimmung auf, die hervorragend in die Weihnachtszeit passt. Flossi beschreibt er als ein schüchternes, überaus bescheidenes Mädchen, das trotz aller Ungerechtigkeit nicht aufbegehrt. In ihren Schilderungen erkennen wir ihre Unsicherheit und Einsamkeit. Der Leser ist voller Spannung, auf welch wundersames Geheimnis dies alles hindeuten mag. Ist die alte, stets in schwarz gekleidete Madame Taft wirklich eine Hexe, wie Flossi glaubt? Das wird jedoch nicht so bald gelüftet. Fortunato beschreibt vielmehr auf eine sehr dichte Weise weitere, berührende Begebenheiten. Die Erwartungshaltung ist also nicht gering, als Fortunato endlich das Geheimnis um Madame Taft lüftet. Etwas enttäuscht war ich schon, als deutlich wurde, dass das eigentliche Geheimnis weniger mit dem Zauber der Stoffe und der vermeintlichen Magie von Madame Taft zu tun hat, sondern vielmehr mit Flossis Herkunft.

Zu Anfang voller Details aufgebaut, flacht die Geschichte dann auch mehr und mehr ab, bis das Ende schließlich sehr schnell und knapp erzählt wirkt. Manche Wesensänderung der alten Dame ist in diesem schnellen Erzähltempo nicht nachvollziehbar, noch dem Tenor der vorangegangenen Beschreibungen enstprechend. Schade, denn gerade der Anfang ist eine hervorragende Grundlage für ein wunderschönes, dichtes Märchen.

Fazit:

";Zauber der Wünsche" ist gründsätzlich eine schöne Geschichte für fantasievolle Mädchen. Der Roman von Fortunato mutet ein wenig wie das Märchen von Aschenputtel an und ist gerade zu Anfang besonders eigenständig und fantasievoll. Zum Ende hin nimmt der Roman aber einen eher oberflächlichen Verlauf. Die Botschaft der Nächstenliebe passt zwar gerade zu der weihnachtlichen Stimmung des Romans, wird aber auf den letzten Seiten nicht sehr überzeugend vermittelt.

Stefanie Eckmann-Schmechta


Zauber der Wünsche

Fortunato, Baumhaus

Zauber der Wünsche

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