Die Erzählung vom heiligen Nikolaus beinhaltet seine Lebensgeschichte von seiner Jugend bis zu seiner Zeit als Bischof.
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die bekanntesten Legenden aus seinem Leben: die Beschenkung der drei armen Mädchen, die Rettung der Pilger aus dem Sturm und die Hungersnot von Myra.
Nikolaus wurde im 4.Jahrhundert in Kleinasien - der heutigen Türkei - geboren. Seine Eltern waren sehr reich und starben früh. Der junge Nikolaus lebte ein Leben in Luxus, bis er eines Tages erkannte, dass ein Leben in Untätigkeit, Genuss und Vergnügen sinnlos ist. Daraufhin gab Nikolaus den armen und kranken Menschen seiner Heimatstadt von seinem Reichtum ab.
Eine Legende erzählt, wie er drei Töchtern eines armen Mannes mit Geld gefüllte Beutel in die Kammer (hier in die dort hängenden Socken) wirft, damit sie sich die Aussteuer für die Hochzeit kaufen können. Nikolaus als Spender will unerkannt bleiben, aber der Vater der Mädchen ertappt Nikolaus auf frischer Tat. Seine Großzügigkeit macht in der Stadt sehr schnell die Runde. Er wird bald als ein frommer, gebildeter und hoch angesehener Mann bekannt. Als dann in der Stadt Myra der Bischof stirbt, kommen aus den umliegenden Städte die Bischöfe zusammen, um einen Bischof zu wählen. Die Wahl fällt auf Nikolaus. Auch als Bischof setzt sich Nikolaus für die Menschen in Not ein. So erzählt die nächste Legende von der Rettung der Pilger aus dem Sturm auch von seinem unerschrockenen und mutigen Handeln.
Sein Gottvertrauen ist seine eigene Antriebskraft und er erinnert die Pilger an die Geschichte von der Sturmstillung Jesus auf dem See Genezareth. Nikolaus betet zu Gott und plötzlich hört auch hier der Sturm auf zu toben und wurde ganz still.
Immer wieder gelingt es dem heiligen Mann, auch in der größten Katastrophe zu helfen. In Myra herrscht schwere Hungersnot. Nikolaus verhandelt mit den Getreidehändlern, die auf dem Weg zum Kaiser sind und die Schiffe voll Getreide geladen haben. Die Händler überlassen ihm von jedem Schiff 100 Scheffel Getreide für Myra und trotzdem fehlt nicht ein einziges Körnchen des wertvollen Getreides bei Ankunft in die Stadt des Kaisers. Das Leben in Myra ist gerettet. Abschließend sagt Nikolaus: ";Es ist wirklich wahr, Gott kann helfen, wann immer es Menschen gibt, die an ihn glauben."
Obwohl es über das Leben des heiligen Nikolaus kaum geschichtlich gesicherte Daten gibt, existieren viele Erzählungen und Legenden, die das Leben des klugen und mutigen Bischofs beschreiben.
Auffallend ist, dass die Autorin, Lena Klassen, sich einerseits sehr an den historisch überlieferten Aspekten hält, jedoch andererseits Klischees des Weihnachtsmannes als Märchenfigur, wie Kinder ihn in diesem Alter kennen, bedient. Oder ist es Zufall, dass Nikolaus durch den Kamin die Beutel mit Geld wirft und diese zufällig in aufgehängte Strümpfe fallen? Nikolaus wird als Heiliger verehrt. Der Weihnachtsmann dagegen ist eine Märchenfigur, die mit einem Rentier-Schlitten durch die Luft fliegt und Geschenke durch den Kamin fallen lässt - u.a. in die dafür vorgesehenen Strümpfe. Der Nikolaus hat mit dem Weihnachtsmann also nichts gemein. Deshalb ist es um so wichtiger bei der historischen Beschreibung zu bleiben und nicht zu versuchen, die Kinder auf diese Art für sich zu gewinnen.
Diese historischen Beschreibungen sollten jedoch in einer kindgerechten und warmherzigen Sprache, auf Augenhöhe mit den Kindern vermittelt werden. Lena Klassen beschreibt in ihrem ersten Kinderbuch das Leben des heiligen Nikolaus auf eine sehr bibeltreue Weise, in einer Sprache, die es der empfohlenen Altersgruppe (ab vier Jahren) erschwert, einen Zugang zu der Geschichte finden. Es fehlt der Sprache einfach an Einfühlungsvermögen und lebendigen Details, um ";den Funken" überspringen zu lassen. Die älteren Kinder ab 7 Jahren kennen vielleicht die Geschichte von der Sturmstillung bereits - etwa aus dem Religionsunterricht oder von einem ihrer Besuche beim Kindergottesdienst. Sie können ihr Wissen somit in die Erzählung einbringen und haben damit das nötige Hintergrundwissen um die Lebensgeschichte des heiligen Nikolaus in dieser Version zu verstehen. Aber auch ihnen mag der Tenor der Geschichte zu trocken und distanziert vorkommen.
Die malerische, stimmungsvolle Illustration von Sabine Waldmann-Brun sind dagegen ein angenehmer und stimmungsvoller Hingucker in diesem Buch. Die Betrachtung der Illustration macht den kleinen Kindern Spaß. Die ausdrucksvollen aber dennoch freundlichen Gesichtszüge der Menschen unterstreichen die verschiedenen Stimmungen. Angst und Freude sind gut erkennbar. Die weiße Farbtupfengebung auf jeder Illustration weckt eine schöne Assoziation mit Schnee. Das wiederum ist ein stimmungsvoller Vorbote der beginnenden Vorweihnachtszeit.
Fazit:
Die Legenden stellen uns einen Mann vor, der so mutig und menschenfreundlich ist, dass sein Andenken bei vielen Menschen in hohen Ehren steht. Ein Anstoß zum Nachdenken über die eigentliche Bedeutung des Nikolausfestes im Hinblick auf die heutige konsumfreudige Geschäftswelt. Leider aber ist die Erzählung sprachlich zu trocken und zu distanziert, um Kinder mit der Wärme zu erreichen, die die Person des heiligen Nikolaus vor allem ausmacht.
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