Nein! Nein! Ich steig in kein fremdes Auto ein!
- Coppenrath
- Erschienen: Dezember 2007
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[ab 5 Jahren]
Das Thema ";nicht mit Fremden zu gehen" ist schon oft in Kinderbüchern behandelt worden. Der Autorin und Kriminalhauptkommissarin Petra Lazik gelingt es mit ihrer tiefgründigen und umfassenden Geschichte die Gefühle der Kinder und die Reaktionen der Umwelt kindgerecht aufzugreifen. Auf diese Weise gibt das Buch die richtigen Impulse, um Kind und Erwachsene für eine so brisante Situation zu sensibilisieren.
Marie und ihr kleiner Bruder Max sind auf dem Weg zum Kindergarten, als sie von einem Autofahrer angesprochen werden. Er bittet sie, ihm den Weg zur Kirche zu beschreiben und bietet ihnen kurzerhand an, sie mitzunehmen. Doch obwohl Max sehr gern mit dem schönen Auto gefahren wäre, verlässt sich Marie aber doch ganz auf ihr Bauchgefühl, wobei sie das Für und Wider innerlich genau durchspielt. Schliesslich sagt sie aber laut und deutlich: ";Nein!" und so entkommen sie dem nun nicht mehr so nett dreinblickenden Mann. Im Kindergarten angekommen, erzählen die beiden der Erzieherin die gerade erlebte Geschichte. Mit Wärme und Erfahrung werden die Kinder von ihr aufgefangen, und sie lobt sie für ihr richtiges Verhalten, sodass sich die beiden schnell beruhigen. In grosser Runde wird das Geschehen dann mit allen Kindern nochmal besprochen. Die Erzieherin bestätigt nochmal das richtige Verhalten von Max und Marie und ermutigt die Kinder auf ihr Bauchgefühl zu hören. Sie gibt ihnen Mut, auch gegenüber einem Erwachsenen mal Nein zu sagen , wenn ihr Gefühl im Bauch dies anzeigt. In dem gemeinsamen Gespräch, ermitteln sie, wie der Mann und sein Auto ausgesehen hat. Diese Details werden später weiter an die Polizei gegeben, denn ein anderes Mädchen kann sich an den Mann mit so einem Auto ebenso erinnern, sie hat ihn am Vortag ebenfalls in der Nähe des Kindergartens gesehen.
Aus dieser Geschichte lernen die Kinder nicht nur, wie man sich richtig verhält, sondern auch wie hilfreich es sein kann, das Geschehen beschreiben zu können. Sie werden ermutigt, ihre Erlebnisse zu erzählen, um sich selbst zu erleichtern, um aufgefangen zu werden und um zu zeigen, wie selbstständig sie schon sein können. Max hat Angst, dass er nach diesem Erlebnis nicht mehr ohne Erwachsenenbegleitung zum Kindergarten gehen darf. Mit viel Mitgefühl beruhigt ihn jedoch die Erzieherin, indem sie ein Gespräch mit den Eltern ankündigt, und somit das absolut korrekte und schon recht reife Verhalten von Max und Marie bestätigen kann.
Es ist natürlich ein Balanceakt, die Kinder einerseits vor solchen Gefahren bestmöglich zu schützen, ihnen aber andererseits die Möglichkeit zu geben, ihre Selbstständigkeit unter Beweis zu stellen, um sich selbst zu behaupten und sich damit vor Übergriffen schützen zu können. Es ist unmöglich ständig bei den Kindern zu sein, erst recht, wenn sich der Aktionsradius der Kinder vergrössert. Aber es ist sicherlich richtig, dass Max nur mit seiner grösseren Schwester zum Kindergarten gehen darf.
Dieses Buch ermöglicht es Familien und Erziehern mit den Kindern ins Gespräch zu kommen. Die gefährliche Situation wird erzählt, ohne dabei Angst oder Unsicherheit zu erzeugen.
Die Charaktere sind sehr überzeugend und wirken auf die kleinen Zuhörer direkt vertraut. Das vorbildliche Verhalten der Protagonisten wird gelobt und das Geschehen eingehend und tiefgründig bearbeitet, so dass die Aussage klar und deutlich verständlich ist. Für 4-jährige mag der Text vielleicht etwas zu lang sein, aber wenn sie leseerfahren sind, dürfte die Ausführlichkeit der Schilderungen kein Problem sein, da die Geschichte überwiegend einen schönen und spannenden Erzählbogen hat.
Die Illustrationen begleiten die Geschichte sehr nah und geben eine vertraute Alltagswelt der Kinder wieder. Mit leichtem Strich lässt Imke Sönnichsen die Stimmungen der auftretenden Personen leicht erkennen, um so deren Gefühle und Regungen zu zeigen.
Sehr schön dargestellt sind auch die Für- und Wider-Gedanken von Marie. Die Gedankengespenster spielen sich die Bälle regelrecht zu, aber Marie hat das Selbstbewusstsein und hört auf ihr Bauchgefühl, so dass sie ein klares und lautes ";Nein" sagen kann, während sie sich schützend vor ihrem kleinen Bruder postiert. Die Illustrationen beschränken sich auf das Wesentliche, so dass sie klar und eindeutig sind. Daher fällt es dem Betrachter leicht der ausführlichen Geschichte zu folgen.
Ein weiteres Plus an diesem Buch sind die abschliessenden Worte der Autorin und Kriminalhauptkommissarin Petra Lazik an die ";grossen" Leser. Hier bestärkt sie nochmals die Aussage des Buches, Kinder in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken, damit sie sich auch selbst schützen können. Eine kontinuierliche Erziehungshaltung von Elternhaus, Kindergarten und späterer Schule sind da wichtig.
Fazit:
Eine spannende Geschichte die überzeugend und tiefgründig geschildert wird. Hier werden alle angesprochen und aufgefordert richtig zu reagieren: Kinder, Eltern und Erzieher. Viel zu selten werden brisante Themen so tiefgründig und ausführlich aufgearbeitet. Die Erfahrung der Autorin Petra Lazik in ihrem Beruf als Kriminalhauptkommissarin spricht hier für sich - und so gibt sie wirklich gute Anregungen mit denen Kindern und Eltern auch im Alltag etwas anfangen können.
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