Liliane Susewind

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Kinderbuch Couch
88%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonNov 2007

Idee

Liliane und Jesahja sind Identifikationsfiguren der besonderen Sorte; doch sie ermutigen jeden, authentisch zu sein. Schöne Botschaften, humorvolle Episoden, eine rundum gut erzählte Geschichte.

Bilder

Die zahlreichen s/w Illustrationen von Eva Schöffmann-Davidov sind einfach köstlich und greifen die Gefühlswelt Lilianes wunderbar auf. Sie sind echte Hingucker, genauso wie die Vignetten am Anfang eines jeden Kapitels.

Text

Eine lebendige und humorvolle Sprache, die nahe an ihren Lesern ist.

Liliane mit ihren wilden roten Locken ist anders als andere Mädchen, denn sie kann mit Tieren sprechen. Da sie nicht schon wieder umziehen will, weil alle sie für verrückt halten, versucht Liliane ihr Geheimnis um jeden Preis zu verbergen. Doch es gibt Situationen im Leben, da muss auch eine Liliane Susewind Farbe bekennen; vor allen Dingen wenn die traurige Elefantendame Marta dringend ihre Hilfe braucht.

Liliane kann sich einfach nicht zu dem Mädchen Pia setzen, weil die neben den Topfpflanzen und noch dazu am Fenster sitzt. Doch mit dieser klaren Entscheidung, zieht Liliane gleich am ersten Schultag den Ärger der fiesen Mädchenclique auf sich. Auf ihrem einsamen Platz - ganz hinten - entdeckt sie aber mit Schrecken, dass gleich neben ihr der Hamster untergebracht ist. Ausgerechnet! Der schmachtet sie auch schon nach kurzer Zeit schon an, ebenso wie die Meisen auf dem Schulhof, die finden, dass ein kleines Schwätzchen mit Liliane ganz nett wäre.

Eher zufällig macht Liliane die Bekanntschaft mit Jesahja, dem wohl beliebtesten Jungen auf der ganzen Schule. Der bemerkt schnell, dass mit Liliane etwas anders ist. Erschrocken wendet er sich zunächst von ihr ab, als er bemerkt, dass um Liliane herum plötzlich die Sträucher erblühen, wenn sie lacht. Aber auch Jesahja hat ein Geheimnis: Er ist hochbegabt und fürchtet -einmal als ";Streber" abgestempelt - selbst zu einem Aussenseiter zu werden. Das ist auch der Grund, warum Jesahja in der Öffentlichkeit nicht zu Liliane, der Aussenseiterin, steht. Er zieht sich sogar feige zurück, wenn die Mädchen-Clique Liliane drangsaliert. Dabei könnte Jesahja ihr mit Leichtigkeit helfen.

Riskant wird es für Liliane, als ihre Klasse einen Ausflug in den Zoo macht; die Tiere reagieren sehr auffällig auf Liliane, recken ihre Hälse nach ihr, rufen ihre Artgenossen an das Gitter, damit die sich auch mal dieses Mädchen ansehen. Jesahja versucht, Liliane so gut es geht aus der Schusslinie zu halten. Doch er achtet sehr darauf, nicht mit ihr in Verbindung gebracht zu werden. Aber dann, im Elefantenhaus, gerät alles aus den Fugen: Die Elefantin Marta bekommt einen ihrer gefürchteten Tobsuchtsanfälle. Die ganze Klasse gerät in Panik - nur Liliane nicht, die begreift, dass die panische Elefantendame nicht bösartig, sondern nur krank und traurig ist. Traurig vor allem, weil sie den Verlust ihres Elefantenbabys, das man ihr vorsichtshalber weggenommen hat, nicht verkraftet.

Bei einem weiteren geheimen Treffen in den Büschen im Garten von Lilianes Haus drängt Jesahja Liliane, der Elefantenkuh zu helfen. Doch Liliane hält ihm entgegen, dass er sich ja auch nicht traue, sein Geheimnis preis zu geben. Die beiden erkennen, dass ihnen eines ganz besonders feht, nämlich Zivilcourage. Jesahja, weil er nicht den Mut hat zu seiner Begabung und zu Liliane zu stehen, und Liliane, weil sie aus Angst, sie könnte von allen wieder für verrückt gehalten und von ihren Eltern zu einem weiteren Umzug getrieben zu werden, der armen Elefantendame nicht hilft.

Zusammen mit Jesahja will sie das Geld für den Rückkauf des kleinen Elefanten zusammenkratzen. Sie plündern ihre Sparbücher - doch es fehlt noch ein Betrag, der genau dem entspricht, den man bei dem Wissenswettbewerb auf dem Schulfest gewinnen kann. Jetzt ist wirklich Mut gefragt, und Jesahja springt über seinen Schatten und nimmt an dem Wettbewerb teil. Doch Liliane ist sich darüber im Klaren, dass auch sie ihren Beitrag leisten muss: Sie geht in den Zoo und besucht die Elefantendame Marta...

Ein Mädchen, das wie der berühmte ";Dr. Doolittle" mit den Tieren sprechen kann. Allein das ist schon eine faszinierende Vorstellung. Tanya Stewner verwebt dieses reizvolle Thema geschickt mit der Problematik des Mobbings und der notwendigen Zivilcourage, um den ersten Schritt aus dem Gruppenzwang zu wagen. ";Du weisst doch, wie es in der Schule läuft" ist die lakonische Bemerkung Jesahjas über sein feiges Verhalten Liliane gegenüber. In der Freundschaft zwischen Liliane und Jesahja zeigt Tanya Stewner in ihrem gelungenen Kinderbuch-Debüt , wie wichtig es ist, zu der eigenen Persönlichkeit zu stehen - aber auch zu den Menschen, die man mag. Sie zeigt auf, dass es die Mobber sind, die am Ende allein dastehen - wird ihr Machtspiel erst einmal von ihren ";Mitläufern" durchbrochen.

In den wenigen Nebenschauplätzen zeigt Tanya Stewner ein modernes und nonkonformes Familienkonstrukt, in dem die Mutter für den Unterhalt der Familie sorgt, der Vater für die Belange der Familie einsteht und die Oma eine tatkräftige Handwerkerin ist, die die ";Männerarbeit" im und am Haus erledigt. Mit Selbstverständlichkeit ist dies Teil von Lilianes Alltag und wird so auch vermittelt. Humorvolle Episoden mit Tieren (und anderen Lebewesen) begleiten die Handlung und amüsieren in ihrer phantasievollen Betrachtung - denkt man nur an die wundersame Freundschaft zwischen der elitären Katze ";Frau von Schmidt" und dem kleinen Mischlingshund ";Bonsai" - . Die sozialen Betrachtungen hingegen, sei es von der Schulklasse, der Gruppen und Grüppchen sowie der Lehrer sind treffend, aber nehmen nicht den Kern von Tanya Stewners Erzählung ein. Sie benennt die Problematik, wendet sich aber schnell wieder der Geschichte von Liliane und Jesahja zu. Zwei, die in ihrer Andersartigkeit zu Verbündeten werden und die am Ende auch ehrliche Anerkennung finden.

Das harmonische Ende der abwechslungsreichen Erzählung zeichnet sich aus durch eine unerwartet schöne Wendung. Dieser tempo- und ereignisreiche Schlusspunkt macht die Erzählung dann auch richtig rund und lässt wünschen, man könne Liliane bei ihren Begegnungen mit den Tieren noch länger begleiten.

Fazit:

Das Kinderuch-Debüt ";Liliane Susewind" von Tanya Stewner ist einfach gut erzählt und überzeugt durch seine authentischen Darsteller. Witzig, unterhaltend - aber auch ernsthaft - geht Tanya Stewner die wahren Probleme der Kinder an und entwirft mit Liliane einen Charakter, der sich sicher noch für weitere tierische Abenteuer eignet.

Stefanie Eckmann-Schmechta


Liliane Susewind

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