Peter und die Schattendiebe

Peter und die Schattendiebe
Peter und die Schattendiebe
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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonNov 2007

Idee

wunderbar charakterisierte Darsteller wie schrullige Piraten, kampfeslustige Eingeborene, finstere Gestalten, mutige Kinder und streibare Vogelmädchen sind die gelungenen Darsteller dieses überaus spannenden, fantsievollen Kinos im Kopf.

Bilder

Die zahlreichen und ausdrucksstarken s/w-Illustrationen von Greg Call erinnern an nostalgische Zeiten und zeigen die Höhepunkte eindrucksvoll: In ihnen sieht man das Abenteuer.

Text

lebendig, komisch, intelligent, temporeich und mit dem Gespür für das richtige Timing – eine Erzählweise, die den Film im Kopf wie von selbst zum Laufen bringt. (Aus dem Amerikanischen von Gerda Bean)

Mit ";Peter und die Sternenfänger" (Ausgezeichnet mit Kinderbuch-Couch-Star*. Kinderbuch des Monats [09/2006]) haben Bave Barry und Ridley Pearson ihr Können als Kinderbuch-Autoren bereits unter Beweis gestellt. Der Nachfolgeband ";Peter und die Schattendiebe" steht aber seinem ";Vorgänger" in nichts nach. Im Gegenteil: Noch temporeicher, humorvoller und mitreissender nimmt uns Peters neue Geschichte mit in das alte London, das voller Gefahren steckt. Eine große Herausforderung für den tapferen Peter Pan und seine streitbare Tinker Bell.

Das beinahe friedliche Leben auf der Insel Mollusk, dem ";Niemalsland" der verlorenen Jungen, auf dem auch die Eingeborenen und die gestrandeten Piraten leben, findet ein jähes Ende. Eine düstere Gestalt mit Namen Lord Ombra geht an Land, um mit seinen Helfershelfern - u.a. dem nasenlosen Käpt´n Nerezza und Slank, einem alten Bekannten aus dem ersten Teil - den Sternenstaub zurück zu holen, der ihnen von den Sternenfängern abgenommen wurde.

Der lichtscheue Lord Ombra scheint kein Mensch zu sein, sondern ein dahingleitender Schatten, dessen Stimme mehr ein Stöhnen als klare Worte sind. Wird Lord Ombra der Schatten der Menschen habhaft, kann er ganz und gar in ihre Gedanken eindringen. Seelenlose Hüllen bleiben auf ihrem Weg zu dem Eingeborenenlager zurück; einst tapfere Krieger des Mollusker-Stammes. Doch die Nachforschungen der finsteren Gestalten ergeben, dass der kostbare Sternenstaub von Lord Aster, dem Vater von Peters Freundin Molly, nach London verbracht wurde.

Peter, der mit Häuptling ";Kämpfende Krabbe" zunächst vollauf mit der Rettungsaktion eines der verlorenen Jungen beschäftigt ist, erfährt von der Bedrohung. Er begreift sofort, dass nun seine Freundin Molly in London in größter Gefahr ist und will sie um jeden Preis warnen.

Peter schmuggelt sich auf die ";Le Fantôme", das Schiff von Käpt´n Nerezza, doch die Überfahrt gestaltet sich als Strapaze. Peter und Tinker Bell, die ein solches Aufheben um die Person Mollys gar nicht versteht, können die schwierige Situation kaum meistern. Bis zu ihrer Ankunft im grauen Hafen Londons bleiben die beiden aber unentdeckt und machen sich im sintflutartigen Regen auf die Suche nach Molly. Frierend, hungrig und müde irren sie durch die Gassen der Stadt. Peter kann hier nicht fliegen; er würde sofort auffallen - und das wird ihm so manches Mal zum Verhängnis. Tinker Bell gerät in die Fänge eines skrupellosen Vogelähndlers und Peter, der von diesem Schurken als Dieb beschudligt wird, kommt in ein finsteres Loch hinter Gittern. Doch der Sternenstaub, den er noch in seinem Anhänger um den er am Hals trägt, rettet ihn in letzter Sekunde.

Die Zeit drängt - sie müssen Molly finden - Peter hat endlich eine einfache wie geniale Idee: Er folgt dem Postboten, der einen Brief Peters an Molly zustellt. Doch Peter vergisst eine finstere Gestalt, mit der er schon eine ziemliche unliebsame Bekanntschaft gemacht hat. Der Mann hält heimatlose Kinder gefangen und zwingt sie zum Stehlen.
Eine Flucht ist Peter und Tink schon einmal geglückt, doch nun drückt der bösartige Mann erneut seine Pranke auf Peters Schulter und will ihn, so kurz vor seinem Ziel, mit sich nehmen. Ein kleiner netter Herr mit dafür umso größeren Hund kann dies jedoch verhindern. Der nette Herr, der Peter und Tinker Bell bestens zu kennen scheint, stellt sich als James Barrie vor und erklärt Peter das letzte Stück zu Mollys Haus.

Peter kommt gerade noch gerade noch rechtzeitig, um Molly vor dem finsteren Lord Ombra zu retten. Lord Ombra und seine dienstbaren Geister haben bereits Molly´s Mutter entführt und verlangen von Lord Aster im Austausch die Auslieferung des Sternenstaubs....

Wieder einmal haben Dave Barry und Ridley Pearson es geschafft über mehr als 500 Seiten hinweg fesselnd und ebenso fantasie- wie humorvoll zu unterhalten. Immer im Wechsel der Perspektiven, einmal aus Sicht Peters, aus der der Schurken um Ombra und aus Mollys Situation heraus, halten sie bis zum Schluss den den Leser in Atem - bis sich der große ";Showdown", bei dem die Geschicke aller Personen nach bekannter Marnier zusammenlaufen, wie ein Feuerwerk entzündet. Aber auch die vielen kleinen Abenteuer, die Peter und Tink im gefährlichen London bestehen müssen, sind für sich genommen schon spannende Höhepunkte in der Erzählung. Einzig die Piraten der Insel, allen voran Kapitän Schwarzbart, der nur noch Käpt´n Hook genannt wird, da er beim Kampf mit Peter eine Hand verlor, bleiben wo sie sind. Hook und seinen Mannen und natürlich auch ";Smee", dem unvergleichlich schusseligen Bootsmann, sind so mit den vermeintlich genialen Racheplänen ihres Käpt´ns beschäftigt, dass sie gar nicht mitbekommen, dass das Objekt von Hooks rastloser Jagd, nämlich Peter Pan, gar nicht mehr auf der Insel ist. Die Perspektivwechsel zur Insel, zu den Piraten und den zurückgebliebenen Jungs, sind dann auch die humorvollsten Schilderungen, die in ihrer lebendigen Darstellung einfach vor Situationskomik und punktgenauem Timing glänzen. Da ist ein herzhaftes Lachen schon sicher, wenn Hook in seiner Verzweiflung über Smees begrenztem Verstand nicht nur seine Hand, sondern auch den messerscharfen Haken gegen die Stirn schlägt.

Aber auch Tinker Bells eigenwillige Kommentare zeigen das Gespür des Autoren-Duos, auch in bedrohlichen Situationen dem Leser erleichternde Lacher zu entlocken. Kein Wunder, denn der Humor von Dave Barry und die filmische Inszenierung von Ridley Person lassen die Geschichte wieder einmal wie einen Film im Kopf ablaufen. Mit ihren Ausblendungen, oder, um im Film-Metier zu bleiben, auch Cliff-Hangern, halten die beiden Autoren die Spannung stets auf ihrem Höhepunkt, um dann zu einem anderen Schauplatz zurück zu kehren - manchmal aber auch, um mit einer kleinen, aber effektvollen Pause genau an diesem Punkt weiter zu erzählen.

Die Beschreibung von Lord Omba als unheimlich gleitender Schatten, gesichts- und körperlos unter seinem schwarzen Umhang, ist schon eine starke Personifizierung des finsteren Bösen. Ein archetypisches Bild von einer diffusen Bedrohung, das bei Kindern sicherlich nicht ihre Wirkung verfehlen wird. Das Aufgreifen von James M. Barries´ Originalidee von Peters eigenwilligem Schatten, den er wieder einfangen muss, ist hier wiedererkennbar. Zwar geschieht die Umsetzung nicht auf so unbeschwerte Weise, doch immerhin mit so viel Humor und Leichtigkeit begleitet, dass dieses Monster die Geschichte nicht dominiert. So findet man manches im neuen Gewand wieder; doch wird es nicht lieblos kopiert, sondern sehr überlegt in Szene gesetzt. Das beweist auch der indirekte Gruß an James M. Barrie, der in dieser Geschichte für einen kurzen Moment eine Rolle erhält. Es liest sich, typisch für die beiden Autoren, wie ein Augenzwinkern in Barries´ Richtung. Doch ich denke, es ist auch eine Verbeugung vor dem ";wahren Vater" des unvergesslichen ";Peter Pan".

Fazit:

Mit ihrem zweiten Band ";Peter und die Schattendiebe" entzünden Dave Barry und Ridley Pearson ein wahres Feuerwerk an spannungsgeladener Unterhaltung. Die Fans von ";Peter und die Sternenfänger" dürfen sich über diesen Fortsetzungroman freuen, denn er hält, was schon der erste Band verspricht: Abenteuer pur. Schade nur, dass auch das größte Abenteuer einmal zu Ende geht.

Stefanie Eckmann-Schmechta


Peter und die Schattendiebe

Dave Barry, Oetinger

Peter und die Schattendiebe

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