Wetten, dass Sie den Titel, einmal laut vorgelesen, nicht mehr aus den Ohren bekommen werden? Denn jeder kennt die kleinen Streitigkeiten unter Kindern. Was der Titel beschreibt, wird dann auch in einer lebhaften Geschichte unter Tieren umgesetzt: Jeder ist der Meinung er wisse es besser. Da kann nur ein Außenstehender helfen.
";So war das" beginnt die Erzählung des Dachses. Er habe mit seinem Freund Bär einen Steinturm gebaut, der Fuchs habe die Steine einfach umgeschupst, er habe gebrüllt, der Fuchs ihn deswegen gebissen und der Bär habe ihm geholfen. Der Fuchs schildert er habe beim Turmbau nur helfen wollen, weil der Turm so schief sei. Als der Turm dann umfiel, habe der Dachs geschrieen und der Bär gehauen. Der Bär aber sagt, der Fuchs habe ohne zu fragen einfach mitspielen wollen und dabei mit dnem Schwanz den Turm umgehauen. Vor Wut habe der Dachs gebrüllt und wurde vom Fuchs ins Bein gebissen. Da habe er dem Dachs helfen müssen.
Daraufhin streiten sich die drei Streithähne so sehr, dass es in eine wilde Keilerei ausartet. Das Eichhörnchen, das alles beobachtet hat, beendet die Auseinandersetzung lautstark und schildert was es gesehen hat. Doch die anderen Tiere wollen nicht dass es sich einmischt und streiten weiter. Weitsichtig bemerkt das Eichhörnchen, dass sie sich nicht verstehen können, wenn sie einander nicht zuhören und beschäftigt sich in aller Seelenruhe mit dem Bau eines Staudammes. Das finden Dachs, Fuchs und Bär so interessant, dass sie vergessen zu streiten und feststellen, dass miteinander spielen ohnehin viel schöner ist.
Der Titel macht sehr neugierig und wer das Buch ";Mutig, mutig! Von Katrin Schärer kennt, freut sich auf einen illustratorischen Augenschmaus. Das Buch hält zunächst auch was es titelseitig verspricht. Es handelt sich um einen handfesten Streit unter Freunden, die sich klassischerweise nicht einigen können, wer mit dem Streit angefangen hat. Leider aber bleibt der tatsächliche Ablauf so undurchsichtig, dass man schließlich kaum nachvollziehen kann, wie sich das Geschehene tatsächlich zugetragen hat. Wenn diese Unklarheit von der Autorin beabsichtigt war, um keines der Tiere als den Schuldigen dastehen zu lassen und um zu verdeutlichen, dass es im Streit nicht darum geht wer schuld ist, dann ist dies in diesem Zusammenhang nicht deutlich genug geworden - besonders im Hinblick auf die anvisierte Zielgruppe. Die möchte nämlich verstehen, was sich wirklich zugetragen hat, um weiterhin am Geschehen - auch in emotionaler Hinsicht - teilnehmen zu können.
Das Eichhörnchen, als Schlichter und Beobachter eingesetzt, hätte den Streit mit ein wenig Humor als absolut unwichtig darstellen können indem es gezeigt hätte, dass keiner der Beteiligten den Hergang richtig erzählt hat. Die Autorin wollte sicherlich aufzeigen, dass es sich in der Realität meist so zuträgt. Statt dessen greift das Eichhörnchen einen Teil des Fuchses, ein wenig der Bärenschilderung auf und vermengt dies mit eigenen Beobachtungen und verwirrt den Leser schließlich total. Die Autorin macht es damit dem Kind einfach zu schwer der Handlung zu folgen und die Sinnlosigkeit eines solchen Streites einzuordnen. Ansatzweise wird behandelt, wie wichtig Zuhören ist, um die anderen zu verstehen. So wird der Titel eifrig in Aktion umgesetzt, die Aussage, dass es manchmal sinnvoll sein kann, in sinnlosen Streitereien dem Anderen oder aber einem Außenstehenden zu hören, kommt aber leider zu kurz.
Die Geschichte endet, indem das Eichhörnchen seine Vermittlungsversuche aufgibt und sich einer anderen, interessanteren Tätigkeit widmet. Da alle Beteiligten mitmachen wollen, hört der Streit auf eine ganz natürliche Weise auf, nämlich durch Ablenkung. Dieses harmonische Ende versöhnt zwar ein wenig, kommt aber so überraschend, dass es seine Wirkung beinahe verfehlt. Der Streit ist so heftig und auch stellenweise brutal, dass das gemeinsame, harmonische Spielen zum Ende nicht mehr überzeugen kann.
Der Text ist kurz und beschränkt sich auf die jeweilige Schilderung der Einzelnen zum ";Tathergang". Die vier Schilderungsteile sind farblich mit jeweils einem anderen Rahmen versehen, was aber auch absolut notwendig ist, um feststellen zu können, dass sich die Schilderung von den vorherigen unterscheidet. Da sich die Farbzusammenstellung der Tierfelle und des Hintergrundes auf 12 Seiten so ähneln, ist dem genauen Handlungsverlauf leider auch bildlich nur schwer zu folgen. Das Auge ermüdet und weiß spätestens bei der Erzählung des Fuchses nicht mehr, woran es sich orientieren soll.
Wer wie ich ein absoluter Fan des Buches ";Mutig, mutig!" von Kathrin Schärer ist, wird sich wundern wie eindimensional die Figuren gezeichnet sind. Mit Ausnahme des Eichhörnchens fehlt allen Tieren die ausgefeilte Mimik, die ";Mutig, mutig!" zu so einem Sensationserfolg gemacht hat. Abgesehen von schmerzverzerrten Gesichtern während den Handgreiflichkeiten, gleichen sich die Gesichter der Tiere beinahe durchgehend. Auch ein Grund, warum der Betrachter nur all zu schnell den Faden verliert.
Fazit:
Ein Bilderbuch zum Thema Streit unter Freunden, dessen inhaltliche Aktion jeder gut nachzuvollziehen kann, dessen Handlung jedoch ein wenig zu kompliziert geschildert wird. Auch die ausdruckslosen Illustrationen, die zu wenig eindeutige Akzente setzen, können den reinen Schilderungen kaum Struktur geben.
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