Ein unerfahrener, ins Leben geworfener Junge, ein mutiger, vor Selbstvertrauen strotzender allerdings extrem kurzer Krieger und ein desillusioniertes, freches, sprechendes Fantasiewesen treffen sich zu einem Abenteuer der Extraklasse.
Sebastian Darks verstorbener Vater war ein erfolgreicher Hofnarr. Nun erbt sein Sohn den nicht gerade krisenfesten Job und die Arbeitsutensilien nebst maulendem Lasttier, einem Büffelop. Sebastian ist frohen Mutes, auch wenn er keine Witze erzählen kann. Ein Publikum zu unterhalten sollte schon eine Begabung voraussetzen. (Die Einfälle des Gagautors Caveney sind aber auch nicht sehr komisch.) Der Sohn eines Menschen und einer Elfe hat einfach kein Talent fürs Showbusiness. Der sprechende, bereits in die Jahre gekommene Büffelop Max kann sich seine sarkastischen Bemerkungen und unangenehmen Ausdünstungen nicht verkneifen.
Bereits auf der zweiten Seite ist klar, diese Geschichte ist kein klassisches Märchen, aber sie spielt in einer mittelalterlichen Fantasywelt. Um die Familie zu ernähren, zieht Sebastian in die Welt hinaus. Beim König Septimus in Kaledon will er eine Anstellung ergattern. Auf dem mühseligen Weg durch die Prärie treffen Sebastian und sein nörgelndes Lasttier Hauptmann Cornelius Drommel, vormals Mitglied der Armee von Königin Annisett. Sebastian stellt sich als König der Narren vor und Max besteht darauf, dass er nicht nur ein Wagen ziehendes Tier ist, sondern der Partner von Sebastian. Cornelius rümpft darüber die Nase und erzählt, dass er sich ebenfalls in Kaledon einen Job in der Armee suchen will. Max ist äußerst nachtragend und will natürlich wissen, aus welchem Grund der Krieger seine Armee verlassen musste. Kleinlaut muss der vom Leben gebeutelte Held zugeben, dass die Bürokratie schuld ist. Am Hofe der Königin wurde ein Erlass verkündet, dass die Mitglieder der königlichen Armee eine bestimmte Größe erreichen müssen. Cornelius wurde nun schriftlich bescheinigt, dass er zu klein zum Kämpfen ist. Bei der Spezialeinheit der Rotmäntel des Königs Septimus, einer Söldnerarmee, hofft er nun auf Arbeit und Brot.
Die drei Helden - der schwatzende Büffelop, der kein Vegetarier ist, der Krieger, der die Statur eines Liliputaners hat und der Narr, der sein Handwerk nicht versteht - treffen auf eine Truppe Briganten, gefährliche Kämpfer, die eine königliche Kutsche überfallen. Cornelius setzt in seinen Kämpfen immer auf das Überraschungselement und liegt meistens richtig. Da die drei gegen die Übermacht der Briganten nichts ausrichten können, schnappt sich Cornelius den Anführer und behauptet, dass er ihm in nur wenigen Sekunden das Haupt vom Rumpf schlagen könne. Die Wette gilt und Cornelius gewinnt. Als die drei bemerken, dass sie die Prinzessin Kerin und Nichte des Königs von Kaledon gerettet haben, wird ihnen nicht wohler. Die Thronfolgerin ist ein verwöhntes, hübsches aber unausstehlich verzogenes Gör. Von der Reise zu einem potentiellen Bräutigam wollte die Prinzessin noch rechtzeitig zu ihrem 17. Geburtstag in Kaledon zurückkehren. Gemeinsam fahren nun alle Überlebenden in die königliche Stadt. Und da der liebreizenden Prinzessin so schnell langweilig wird, soll Sebastian, an dessen Wagen ja gut lesbar König der Narren steht, ihre Fahrt mit Darbietungen verkürzen. Und, oh Wunder, die Prinzessin ist die einzige, die über Sebastians Wortspiele lachen kann.
König Septimus hingegen staunt nicht schlecht als seine Nichte wohl und munter zu ihrem Geburtstag in den Palast stolziert. Sein Plan ist gescheitert, denn die bezahlten Briganten sollten die Prinzessin kaltblütig töten. Immerhin hatte Septimus vor Jahren schon ihre Eltern aus dem Weg geräumt. Der amtierende König ist nicht bereit den Thron zu räumen. Eine neue Strategie muss her. Sebastian wird als Narr eingestellt und soll in einem spektakulären Event per Illusionskabinett und Zaubertrick die Prinzessin scheinbar verschwinden lassen. Als Elf spürt Sebastian jedoch die hinterhältigen Absichten des Onkels. Inzwischen wird der tapfere Krieger Cornelius in die Armee aufgenommen und in einen Hinterhalt gelockt.
Septimus' Absicht wird in die Tat umgesetzt. Er kann die Prinzessin entführen und Sebastian, kaum in Stellung, landet als Hexer im Kerker und soll seinen Kopf verlieren. Doch Cornelius lässt sich nicht so leicht töten. Er kehrt in die Stadt zurück, befreit Sebastian und holt auch den Büffelop aus den königlichen Stallungen. Zum Glück hatte das wachsame Tier die in einer Kiste eingesperrte Prinzessin gehört. Sie soll auf dem Sklavenmarkt in der wüsten Stadt Brigandia, der Stadt der Diebe, verkauft werden. Und so wie die Geschichte gestrickt ist, endet sie natürlich auch mit einem feuerwerksähnlichen Knall. In einem spektakulären Showdown wird die Prinzessin aus den Händen des grausigen Sklaventreibers befreit und erobert mit Mut und Courage ihren künftigen Thron zurück. Die drei Helden helfen tüchtig mit und ziehen dann ihrer Wege. Ein neues Abenteuer - angeblich bei den Piraten - winkt.
In seinem ersten Kinderbuch persifliert der englische Autor Philip Caveney mit leichter Hand das Abenteuergenre und greift tief in die Märchen- und Fantasykiste. Der ängstliche Narr schlüpft in die Kleider des Vaters und kann sie nicht ausfüllen. Dabei sitzen Herz, Verstand und ein kindliches Gerechtigkeitsgefühl noch am rechten Platz. Der kühne Held ist ein zu kurz geratener, aber unerschrockener Krieger, der egal wie stark die Übermacht ist, als Gewinner aus dem Getümmel hervorgeht. Und der fleischfressende Büffelop verkörpert mit seinem trockenen Humor und Sarkasmus den wahrhaft talentierten, geschwätzigen Entertainer, der aber für die Bühne nicht tauglich ist. Alle drei bilden ein eingeschworenes Dreamteam gegen den machtgierigen Herrscher und seine intriganten Absichten. Die schöne Prinzessin, die sich wie eine Furie aufführt, aber eigentlich doch ganz nett ist, darf nicht fehlen. Nun kann ein Abenteuer dem nächsten folgen.
Das Strickmuster ist bekannt und Philip Caveney lässt keine Masche fallen. Er spielt mit den unterschiedlichen Versatzstücken des Genres, wechselt die Perspektiven und lässt seine Helden gnadenlos ins Unglück laufen. Sprachlich bleibt Caveney ( und seine Übersetzerin Mareike Weber ) stellenweise in der gegenwärtigen Alltagssprache ( ";Mensch, hab ich einen Kohldampf!"), verhebt sich aber an einer aufgesetzten Hochsprache, die zu einzelnen Figuren nicht passt.
Fazit:
Nichtsdestotrotz ist die unterhaltsame Abenteuergeschichte ein Lesespaß für Jungen und Mädchen, denn sie ist reich an Dialogen, Actionszenen und winkt nach spannenden Erlebnissen mit einem sicheren Happy End.
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