Feuerträne
- Coppenrath
- Erschienen: Oktober 2007
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[ab 9 Jahren]
In welche Familie ist David Rain, der angehende Geografie-Student, da nur hineingeraten? Schon bald erkennt er, dass etwas im Haus von Liz Pennykettle und ihrer Tochter Lucy nicht stimmt. Die beiden scheinen ein Geheimnis zu verbergen und es hat ganz sicher etwas mit den zahlreichen Drachen aus Ton zu tun, die Liz selber herstellt. Doch da sind auch noch ganz andere tierische Hauptdarsteller, die die Aufmerksamkeit von David und den Lesern fordern, Eichhörnchen!
David sucht im Zuge seines anstehenden Geografiestudiums in Srubbley eine passende Bleibe. Eine Wohnungsanzeige, die sonderbarerweise darauf hinweist, dass der neue Mieter Drachen mögen sollte, führt ihn zur Familie Pennykettle, die aus Mutter Liz, Tochter Lucy und Kater Bonnington besteht. Der Hinweis auf die Drachen wird David schnell klar, als er unzählige Tondrachen im Hause der Vermieterfamilie ausmacht. Liz Pennykettle fertigt sie selber in einem Zimmer an, das sie ";Drachenhöhle" nennt.
Insbesondere Lucy freundet sich schnell mit dem neuen Familienmitglied an und findet in ihm einen geduldigen Zuhörer. Sie erzählt David von den Eichhörnchen, die in ihrem Garten gelebt haben, nun nach dem Fall der großen Eiche, aber alle verschwunden sind. Ein Tier hat Lucy ganz besonders ins Herz geschlossen - Conker, ein graues Eichhörnchen, das nur noch ein Auge hat und Lucy entsprechend Sorge bereitet. David verspricht Lucy zu helfen und trifft schon bald auf den mürrischen Nachbarn Mr. Bacon, der in den Eichhörnchen nur eine große Plage sieht...
Lucy wünscht sich von David nichts sehnlicher, als dass dieser ihr eine Geschichte über Conker schreibt. Dazu soll David auch bald einen Mitstreiter an seiner Seite wissen, denn er hat von Liz einen Tondrachen erhalten - einen ganz besonderen Drachen mit Notizblock und Bleistift. David tauft ihn ";Gadzooks". Allerdings erhält David mit dem Drachen auch einen bedeutenden ";Pflegehinweis": Er darf seinen Drachen niemals zum Weinen bringen. Über diesen sonderbaren Hinweis kann David anfangs nur rätseln und immer mehr Fragen stehen bald im Raum. Was hat es beispielsweise mit dem merkwürdigen Zimmer - der Drachenhöhle - auf sich, in der die Tondrachen von Liz angeblich gebrannt werden? Im ganzen Haus gibt es aber keinen Brennofen...
Es dauert nicht lange bis David und Gadzooks scheinbar in Gedanken miteinander kommunizieren. Der Drache gibt David hilfreiche Tipps für seine Geschichte. So richtig mag David das aber nicht wahr haben und eines Tages weist er den Drachen barsch zurück. Der Drache ist tief getroffen und die Ereignisse nehmen ihren, von Liz und Lucy vorhergesagten, Verlauf...
Wird es den Pennykettles gelingen, das verletzte Eichhörnchen zu retten oder wird die Krähe Caractacus ein weiteres Mal zuschlagen? Wird David sein Versprechen halten können und die Geschichte für Lucy zu Ende bringen? Was aber ist mit Gadzooks? Er und die anderen Tondrachen sind doch nicht wirklich lebendig, oder? Und was für ein Geheimnis verbergen Liz und Lucy noch, wer sind die beiden wirklich?
Chris D`Lacey macht es dem Leser mit ";Feuerträne" nicht ganz leicht, sich richtig in die Geschichte fallen zu lassen. Die anfängliche Neugier und Spannung über die Ereignisse, die im Hause der Pennykettles vor sich gehen, bekommen bereits einen frühen Dämpfer, als die Geschichte sich gänzlich von der erwarteten Drachenthematik abwendet und auf die Eichhörnchen-Rettungsaktion konzentriert. Auch wenn Chris D´Lacey bemüht ist, stets den Bogen zurück zum eigentlichen Geheimnis zu spannen, die Dramaturgie leidet zunächst merklich unter dieser konstruierten Zweiteilung der Geschichte. Es fehlt gerade im Mittelteil merklich an ansprechend inszenierten Höhepunkten und immer genau dann, wenn man sich erhofft, dass nun endlich einmal die Katze, oder besser gesagt der Drache, aus dem Sack gelassen wird, fallen wir doch wieder auf einen ernüchternden Punkt zurück. Schade, denn die ein oder andere raffinierte Wendung hätte dem Buch ganz sicher noch sehr gut getan. Spannende Anknüpfungspunkte schafft Chris D´Lacey zu genüge.
Dennoch, D´Laceys eingängiger unterhaltsamer Sprachstil motiviert zum Weiterlesen und man möchte unbedingt hinter das Geheimnis im Hause Pennykettle kommen und erfahren, wie es mit Conker und Gadzooks weitergeht. Die Charaktere sind - wenn auch einfach - äußerst sympathisch und authentisch gezeichnet und agieren dabei stets in einem verständlichen sozialen Kontext. Gerade das Dreiergespann Liz, Lucy und David ist dem Leser schnell vertraut. Hier spielt das Buch dann auch seine Stärken aus. Wir schließen die Hauptdarsteller schnell ins Herz und lassen uns von ihren lebendigen Dialogen und Aktionen nur zu gerne unterhalten. Zudem hält Chris D´Lacey mit dem Nachbar der Pennykettles - Mr. Bacon - noch einen schrägen Vogel und den einzigen wahren Gegenspieler parat - von der Krähe Caractacus einmal abgesehen. Und mit dem eigensinnigen Kater Bonnington gibt es einige humorvolle Einlagen.
Die Handlung verläuft linear, parallele Handlungsstränge gibt es nur rudimentär mit Davids selbst geschriebener Geschichte über die Eichhörnchen. Die wiederum ist bei dem ansonsten auch wunderbar vorzulesenden Buch eher hinderlich.
Fazit:
";Feuerträne" stellt über weite Strecken weniger Drachen, als vielmehr Eichhörnchen in den Vordergrund. Das muss nicht zwingend von Bedeutung sein, wenn man seine Erwartungshaltung erstmal ein wenig ";verschoben" hat. Aber etwas mehr ";Feuer" hätte dem Buch in dramaturgischer Hinsicht doch gut getan. Am Ende wird es ein lachendes und ein weinendes Auge geben - eine echte ";Träne" kann hier also durchaus vergossen werden. Chris D´Laceys Kinderbuch wird aber unter dem Strich unterhaltsame und spannende Lesestunden bereiten und punktet insbesondere mit ansprechenden Protagonisten.
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