[ab 5 Jahren]
Jeder, der Kinder hat, kennt dieses heikle Thema. Spätestens, wenn sich die Bauklötze schmerzhaft in die Fußsohle bohren, platzt den meisten Eltern der Kragen: ";Du räumst jetzt sofort dein Zimmer auf, sonst,..." heißt es dann - ja, was dann? ";Chaos im Kinderzimmer" von Matthias Sodtke und Steffen Butz beschreibt die Geschichte von Ole Brumm und seinem Vater, die sich gemeinsam Gedanken über das brisante Thema Ordnung machen.
Bärenvater Brumm versucht seinen Sohn Ole zum Aufräumen zu motivieren. Aber Ole ist ein pfiffiges Kerlchen und beginnt mit seinem Vater ein intensives Gespräch über den Sinn von Ordnung. Vater Brumm lässt sich auf das Spiel ein. Vater und Sohn suchen Beispiele und überlegen, ob in diesen Fällen Ordnung sinnvoll ist oder nicht. ";Wer hat schon mal einen aufgeräumten Dinosaurierwald oder einen säuberlich sortierten Sternenhimmel gesehen?", fordert Ole seinen Vater heraus. ";Ganz schön clever, der Junge," denkt der Bärenvater und ist ein bisschen stolz auf seinen Sohn. Natürlich holt der Vater zu einem Gegenzug aus und bringt die Vorstellung von ";unaufgeräumten Büchern und Zeitungen" sowie ein heilloses Durcheinander im Supermarkt ins Spiel.
Ole denkt dann doch eine Weile über die Sache mit der Ordnung nach. Als dann noch der Bärenvater seine tatkräftige Hilfe anbietet, fällt das Aufräumen gar nicht mehr schwer.
Matthias Sodtke und Steffen Butz greifen auf humorvolle Weise einen typischen Dialog zwischen Kindern und Eltern auf: Es gibt ebenso viele gute Gründe, das Chaos herrschen zu lassen, wie es auch zahlreiche gibt, die für die Ordnung sprechen. Stumme Begleiter sind die fünf ";wilden Affen" in Pagen-Uniform, die laut Vater Brumm wohl das Chaos angerichtet haben mögen; auf den Illustrationen von Steffen Butz in Szene gesetzt, sind sie überall im Zimmer verstreut vorzufinden. Und man mag sich fragen, wofür stehen sie? Etwa, wie bei den drei weisen Affen, die nichts sehen, hören, sagen - stehen diese für Chaos, Widerspenstigkeit, Gewitztheit, Kreativität und Fantasie?
Der gestalterische Aufbau der Geschichte kommt dem Leseverhalten junger Kinder sehr entgegen: Jedes Argument wird durch die nachfolgenden, doppelseitigen und vollständig colorierten Illustrationen wirkungsvoll bekräftigt. Steffen Butz setzt damit die markanten Beispiele für Ordnungssinn und -unsinn pointiert in Szene. Durch die alltagsnahen und detailverliebten Darstellungen werden auch jüngere Kinder animiert, sich rege an der ";philosophischen Diskussion" zu beteiligen. Und der Blick des scheinbar vollkommen schuld- und ahnungslosen Ole wird besonders uns Eltern sehr bekannt vorkommen.
Dieser ist dann auch weiter auf den jeweils nachfolgenden Text-Seiten zu sehen. Freigestellt, vor weissem Hintergrund, werden nur Details des Kinderzimmers an die Seite der beiden Protagonisten gestellt. Sie lassen wieder Ruhe einkehren und zeigen Vater und Sohn als Mittelpunkt.
Sprachlich wirken die Sätze für die anvisierte Leserschaft doch stellenweise ein wenig zu lang und verschachtelt. Die Wortwahl, wie auch die in Klammern eingefügten ";Hintergrundinformationen" legen nahe, dass der Autor auch ein wenig mit der erwachsenen Leserschaft liebäugelt. Dennoch: Die Sprache ist überwiegend locker und das Vorlesen und Zuhören macht allen Beteiligten Spaß.
Am Ende findet sich schließlich doch der vielzitierte und berühmte Satz aller Eltern ";Ordnung ist das halbe Leben" - doch Ole ist nicht dumm und kontert ganz richtig, dass dann die andere Hälfte wohl Unordnung sein muss. Denn auch die Affen fügen sich zunächst dem Ordnungssinn von Vater Brumm, aber nur, um am Ende wieder euphorisch beim Chaos-Schaffen mitzumachen.
Fazit:
Das Bilderbuch ";Chaos im Kinderzimmer" setzt das leidige Thema ";Ordnung" klug und humorvoll in Szene. Es liefert Eltern und Kindern gleichermassen reichlich Argumentationsstoff und entschärft das Reizthema auf liebenswerte und spielerische Art.
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