Ein ganz schön toller Mummelgeburtstag

  • Carlsen
  • Erschienen: März 2025
  • 0

Illustrationen von Pe Grigo; Hardcover, 40 Seiten

ISBN: 9783551523051

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Kathrin Walther
95%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonMär 2025

Idee

Eine tolle Idee, ein bedürfnisorientiertes Bilderbuch zu schreiben, in dem auch das Thema Grenzensetzen mit all seinen Schwierigkeiten familiengerecht thematisiert wird.

Bilder

Tolle farbenfrohe Bilder mit sympathischen Charakteren, die zum Entdecken einladen.

Text

Sowohl sprachlich als auch inhaltlich ein überzeugender Text, der sich ohne den moralischen Zeigefinger zu erheben einem nicht ganz so einfachen Thema widmet.

Die sympathische Mummelfamilie zeigt Kindern und Eltern, wie ein bedürfnisorientierter Umgang aussehen kann

Weihnachten, Ostern und Geburtstag: Diese Tage könnten für die meisten Kinder wahrscheinlich gerne mehrmals im Jahr stattfinden. Geschenke, Kuchen, Luftballons und Kerzen sind auch wirklich toll und versprechen ganz viel Spaß. Dass diese hohen Erwartungen manchmal aber auch in Enttäuschung umschlagen können, wissen viele Eltern, die dann traurige Kinder trösten müssen. In „Ein ganz schön schrecklicher toller Mummelgeburtstag“, dessen Titel mit dem durchgestrichenen Wort schon andeutet, dass beim Geburtstag erst einmal nicht alles nach Plan verläuft, wird genau auf dieses Thema eingegangen, denn das grün gescheckte Mummel hat Geburtstag und meint, dass man am Geburtstag alles bekommt, was man will. Dass das so nicht möglich ist, kann für alle Familienmitglieder ziemlich herausfordernd sein…

Happy Birthday, grün geschecktes Mummel!

Das grün gescheckte Mummel hat Geburtstag! Natürlich ist die Freude bei ihm groß, schließlich bekommt man am Geburtstag immer alles, was man will. Es hat auch ziemlich genaue Vorstellungen, wie der Tag ablaufen soll und kann kaum abwarten, bis endlich Aufstehzeit ist und steht schon mitten in der Nacht auf, schläft dann aber doch noch einmal bis zum Geburtstagsfrühstück ein.

Als es endlich soweit ist, dauert es noch eine Weile, bis auch wirklich alle Familienmitglieder am Tisch sitzen. Das coole Mummel will eigentlich noch schlafen, das Minimummel lieber Pfannkuchen als Geburtstagskuchen essen und dann knallt auch noch ein Luftballon, der zu dicht an die Kerze gehalten wurde, sodass das Minimummel weint. Als dann endlich alle am Tisch sitzen, geht es turbulent weiter. Auch das orange und das gelb getupfte Mummel wollen sofort etwas vom Piratenbootkuchen und jeder hat Angst, nicht genügend von den Gummibär-Piraten abzubekommen.

Noch während der Kuchen verteilt wird, klingelt das Telefon des coolen Mummels und das silbergraue Mummel ist mit Geburtstagsgrüßen am Apparat. Aufgeregt zeigt ihm das grüngescheckte Mummel seinen Kuchen, bevor auch die Mummelgeschwister unbedingt das Handy wollen, um dem silbergrauen Mummel den Handstand des rosalila Mummel zu zeigen. Als das silbergraue Mummel dann noch viel Spaß mit dem Geschenk wünscht, fällt dem grün gescheckten Mummel auf: Es hat sein Geschenk noch gar nicht bekommen! Schnell ausgepackt ist dann die Enttäuschung groß, als anstatt der Parkgarage ein Puppenhaus zum Vorschein kommt, denn das hatte es sich doch gestern gewünscht, heute wollte es doch viel lieber das Parkgarage für seine Autos haben!

Als dann auch noch weitere Anrufe kommen und ihm ein toller Geburtstag gewünscht wird, bricht alles aus ihm heraus: Es wollte keinen Piratenkuchen, sondern lieber einen Rennautokuchen und hat auch noch das falsche Geschenk bekommen und das an seinem Geburtstag, wo man doch alles bekommt, was man will!

Ob der Tag doch noch versöhnlich enden wird und das grün gescheckte Mummel mit seinem Ehrentag Frieden schließen kann?

Bedürfnisorientiert, aber dennoch mit Grenzen

Für viele kleine Leser sind die Mummels wahrscheinlich keine Unbekannten, denn mit „Ein total verpatzter genialer Mummeltag“ gibt es bereits einen Band der flauschigen Familie. Auch in diesem Buch geht es wieder darum, dass nicht immer alle Bedürfnisse erfüllt werden können, vor allem, wenn verschiedene Bedürfnisse aufeinander treffen. Nora Imlau, die auch für ihre bedürfnisorientierten Erziehungsratgeber bekannt ist, zeigt großen und kleinen Lesern mit ihrer Mummelfamilie, wie ein liebevolles Grenzenwahren aussehen kann. Das grün gescheckte Mummel ist natürlich enttäuscht, dass an seinem Geburtstag nicht alles nach seinen Plänen verläuft. Die vielen Möglichkeiten, wie die Feier ablaufen soll, angefangen beim Aussehen des Geburtstagskuchens bis hin zum Geburtstagswunsch, überfordern es jedoch völlig und machen es unmöglich, die sich immer wieder wandelnden Vorstellungen zu erfüllen.

Das gelb gescheckte Elternmummel begleitet die verschiedenen Gemütszustände seines Kindes und hält es im Arm. Es darf wütend und traurig sein, aber es weicht nicht von seinem Nein ab und bleibt dabei, dass es am Nachmittag spontan nicht noch eine große Party mit vielen Gästen gibt, um dann vielleicht doch noch die Parkgarage und den richtigen Kuchen zu bekommen.

Das Thema ist gut gewählt und spricht Kinder an, da wahrscheinlich jedes Kind das Erfahren von Grenzen und die damit verbundenen Gefühle kennt und sich somit gut mit dem grün gescheckten Mummel identifizieren kann. Auch wenn das Buch eine klare Botschaft hat, bekommt man an keiner Stelle das Gefühl, dass einem der moralische Zeigefinger übergestülpt wird, was bei vielen Kindern schnell auf Ablehnung stößt.

Im Nachwort, welches sich an die Erwachsenen richtet, geht Nora Imlau noch einmal genau auf dieses Thema Grenzenwahren und Bedürfnisse erfüllen ein und erinnert daran, wie wichtig das Ziehen von Grenzen ist: „Eine solche freundliche, klare Grenze aufzuzeigen, fällt vielen Eltern nicht leicht. Schließlich wollen wir unsere Kinder nicht traurig machen, und auch die Wutausbrüche, die auf solche Grenzziehung häufig folgen, sind oft nicht leicht auszuhalten. Doch für die kindliche Entwicklung ist es ganz wichtig, dass Kinder spüren: Manchmal stoße ich an eine Grenze – und dann darf ich darüber wütend oder traurig sein, aber die Grenze bleibt.“

Gestaltung

Wie auch im ersten Band stammen die Illustrationen von Pe Grigo. Die Bilder erstrecken sich dabei oft über die komplette Doppelseite, sodass es viel zu entdecken und zu betrachten gibt. Da die Szenen gut mit dem Text harmonieren, lässt sich die Geschichte leicht visuell verfolgen, was vor allem jüngeren Kindern beim Verstehen des Inhalts hilft. Die liebenswerten und bunten Mummelwesen, die an flauschige Monsterchen oder im Falle des grün gescheckten Mummels an einen kuscheligen Bommel erinnern, sprechen Kinder an und lassen sich schnell ins Herz schließen.

Auch sprachlich ist der Text gut gelungen. Die einzelnen Abschnitte passen gut zu Kindern zwischen 3 und 8 Jahren und obwohl sie für ein Bilderbuch ab 3 Jahren schon relativ lang sind, überfordern sie jüngere Kinder nicht, sorgen aber dafür, dass sie auch noch gut zu älteren Kindern passen.

Fazit

Ein tolles Buch, dass seinem erfolgreichen Vorgänger in Nichts nachsteht. Die sympathische Mummelfamilie zeigt Kindern und Eltern, wie ein bedürfnisorientierter Umgang aussehen kann, bei dem nicht nur die Bedürfnisse des Einzelnen sondern aller Familienmitglieder im Fokus stehen und dass das Setzen von Grenzen mit all seinen Gefühlen dazugehören darf und muss.

Ein ganz schön toller Mummelgeburtstag

Nora Imlau, Carlsen

Ein ganz schön toller Mummelgeburtstag

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