Von Büchern, Puppen und Neugier
Die meiste Zeit ihres Lebens sitzt Fox im Schaukelstuhl im Kinderzimmer und blättert in einem Buch. Daneben sitzt immer ihre Schwester Poppy und spielt mit ihren drei Puppen Teeparty. Das Baby liegt dabei ganz ruhig in seiner Wiege und das alte Puppenhaus steht unberührt im Raum. Natürlich dürfen die Kinder auch das Zimmer verlassen – wenn sie zum Essen gerufen werden oder im Schulzimmer bei Mister Parker Unterricht haben. Alles hat seine Ordnung und immer ist alles gleich.
Bis es eines Tages außerplanmäßig an der Tür klingelt.
„Hinter ihrer Stirn passierten Gedanken, und das war eine große, eine neue Sache für Fox.”
Nach der anfänglichen Aufregung im Haus wegen der außerordentlichen Störung trägt Fox ganz sachte ihr neues Buch ins Kinderzimmer. Als sie es aufschlägt, erkennt sie, dass es ganz anders ist als alle anderen Bücher im Haus. Denn es enthält Buchstaben.
Diese Buchstaben bilden Sätze, die Bilder und Fragen und Gedanken in ihr auslösen. Das alles gab es vorher nicht. Es ist, als ob sich Foxes Augen so richtig geöffnet haben und sie nun sehend durchs Haus geht.
Und dann will sie mehr. Mehr sehen, mehr erleben, mehr Antworten. Und sie sucht einen Ausgang.
Unglaublich überraschend und ganz leicht gruselig
Ganz langsam baut Maja Ilisch in ihrem Kinderbuch Die vierte Wand einen Spannungsbogen auf, der bis zur letzten Seite fesselt. Von Beginn an erscheint das Leben in Foxes Familie etwas komisch, man kann jedoch lange nicht richtig sehen, wo die Lesereise hinführt.
Nach und nach entfaltet sich die Magie der Geschichten aus dem besonderen Buch in Fox. Sie inspirieren sie. Sie hinterfragt Gegebenes, hat plötzlich eigene Ideen, Wünsche und Bedürfnisse. Das Haus wird ihr zu eng und sie erkundet die Welt, in der sie existiert. Und die ist so überraschend, dass ich hier gar nicht mehr von der Geschichte erzählen möchte.
Die vierte Wand ist ein Kinderbuch, welches ein wenig an Neil Gaimans Coraline erinnert und diesen ähnlichen, ganz unbestimmten, hintergründigen Grusel hervorragend transportiert. Dieser Grusel entsteht durch die Starre der Regeln und die eigenartige Freudlosigkeit des Familienlebens.
Die Ankunft des Buches zeigt sehr eindrucksvoll, welche Kraft das Lesen und das Erzählen auf uns haben und wie wichtig eine gewisse Aufmerksamkeit und Kreativität in unseren Leben ist. Fox wird mutig, denn sie will hinter das Geheimnis der Außenwelt kommen, und sie trifft auf die unterschiedlichsten Charaktere, die alle einen ganz besonderen Eindruck bei ihr hinterlassen.
Ganz besonders die letzte Person ...
Fazit
Einmal angefangen, kann man Die vierte Wand fast nicht wieder aus der Hand legen. Gemeinsam mit Fox muss diese unheimlich-spannende Welt erkundet und ihre Geheimnisse unbedingt gelöst werden.
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