Lesefluss: eher träge
Athena will Großes erreichen: Toten neues Leben einhauchen. Dafür führt sie fragwürdige Experimente durch, die nicht nur immer wieder schief gehen, sondern auch dazu führen, dass sie keine Freunde hat. Doch dank ihrer Fähigkeiten ergattert sie einen Platz auf der Prometheus Highschool. Denn hier wird an Leichen geforscht, um das Unmögliche zu schaffen. Athena fühlt sich endlich angekommen – wenn da nicht irgendwas verdammt Gruseliges in den Gängen herumschleichen würde ...
„Und wir wollen unsere Geschöpfe nicht nur zum Leben erwecken – wir wollen sie auch optimieren. Sie stärker und widerstandsfähiger machen.“
Eigentlich wollte Athena ihrer Nachbarin nur einen Gefallen tun: ein paar Blitze hier, ein paar Kabel da – achja, und Kater Erwin, der Athenas Meinung nach viel zu früh verstorben ist. Viel mehr braucht es eigentlich nicht, um ein totes Tier wieder ins Land der Lebenden zurückzuholen. Und tatsächlich klappt es – mit dem unerwünschten Nebeneffekt, dass ihr Zuhause beinahe abbrennt.
Athenas Mutter ist jedenfalls – gelinde gesagt – wenig begeistert von den vielen gruseligen Experimenten, die ihrer Tochter auch in der Schule bereits einige Probleme bereitet haben. Wer will schon mit einem Mädchen befreundet sein, die an Toten herumschnippelt? Doch offenbar gibt es andere wie sie, weshalb Athena von einer Majorin Stein die Option bekommt, auf der Prometheus Highschool unterrichtet zu werden. Es braucht einiges an Überredungskunst, damit ihre Mutter den Schulwechsel erlaubt. Kein Wunder, ist die Schule schließlich ein nicht mehr ganz fahrtüchtiges, ausgedientes Kreuzfahrtschiff, das mehr schlecht als recht über die Wellen schippert.
Auf der Prometheus angekommen, findet es Athena dort sogar noch besser, als sie es sich hätte vorstellen können. Mit Strom werden Frösche zum Zucken gebracht, Blitze werden zum Erwecken von Toten eingefangen und schließlich werden sogar Leichen auseinandergenommen oder zusammengenäht. Sogar Freunde findet sie, auch wenn jeder Anfang schwer ist. Es könnte so schön sein – wenn da nicht ein unheimliches Wesen durch die Gänge des Schiffes streifen und die Leichen aus den Kühlräumen stehlen würde. Nur gemeinsam können sich die Schüler der Prometheus der Gefahr stellen.
Von Leichenteilen und untoten Monstern
Man fühlt sich mit dem Buch glatt an Frankensteins Monster erinnert, das ebenfalls aus Leichenteilen bestehend zum Leben erweckt wurde. Die Originalgeschichte von Mary Shelley ist jedoch um einiges dramatischer als diese hier. Dafür muss Athena einige gruselige Momente überstehen, die auf dem alten Schiff gleich doppelt zur Geltung kommen.
Die Story an sich hat mir jedoch weniger gut gefallen. Mir ist auch nach Beenden des Buches die Berechtigung einer Schule nicht klar, die das Ziel hat, Tote zum Leben zu erwecken. Welche höheren Ziele verfolgt diese? Warum sollen Kinder in dieses Wissen eingeweiht werden? Die Gründe, die Autor Stuart Wilson einbringt, erschließen sich weder ganz, noch sind sie einfallsreich. Dementsprechend ist das Konzept der Schule nicht sehr tragfähig, wodurch alles drumherum sich nicht stimmig zusammenfügen will.
Dazu gehört dann schließlich auch die Protagonistin Athena (sowie beinahe alle anderen Hauptfiguren). Athena fällt durch so gut wie gar nichts sonderlich auf. Sie ist blass und unscheinbar; ihre unklugen Entscheidungen führen zu desaströsen Konsequenzen, die man hätte vorausahnen können, wenn man vorher drüber nachgedacht hätte. Selbst die Lehrpersonen der Schule sind eindimensional und uninteressant. Insgesamt fragt man sich einfach, was das Konzept des Buches ist und wo der Lesespaß sein soll.
Fazit
Die noch recht gute Wertung ist den durchaus gruseligen und spannenden Momenten zuzusprechen, die ein wenig Abwechslung in eine ansonsten eher träge Geschichte bringen. Wer zudem ein paar Frankenstein-Vibes haben möchte, sollte das Buch zumindest mal ausprobieren.
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