Kim und die Verschwörung am Königshof
- Coppenrath
- Erschienen: September 2007
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[ab 9 Jahren]
Kim, halb Europäer halb Chinese, wird, nachdem dessen Mutter vor kurzem verstorben ist, bei seiner Tante Betty in dem ländlichen Drensteinfurt einquartiert. Für Kim, der aus der Weltstadt Shanghai kommt, ist das wie eine kulturelle kalte Dusche. Doch zum Glück hat er ja noch die geheimnisvolle Uhr von seinem Großvater Kao.
Diese merkwürdige Uhr nämlich, so verspricht der Großvater es bei seinem Abschied, kann Kim jederzeit zu ihm nach Shanghai bringen. Als Kim seine nörgelnde Tante Betty, die ländliche Idylle, die ärgernden Mitschüler und das schlechte Essen nicht mehr aushält, wagt er es, das Versprechen seines Großvaters zu überprüfen. Doch leider, als sich die Zeiger der Uhr unaufhaltsam in Bewegung setzen, geraten auch die Nachbarsgeschwister Lisa und Dennis mitsamt Hund Willie in eine Art Zeitstrudel - hätte Lisa doch nur den Zeiger der Uhr nicht angetippt.
Vollkommen ratlos finden sich die drei Kinder in einer ganz und gar fremden Umgebung wieder. Nicht nur ihre Kleidung ist auf einmal so eng und seltsam, auch mit der Zeit, in der sie nun leben, stimmt etwas überhaupt nicht. Kein Wunder, denn sie finden heraus, dass sie sich im Jahr 1617 am Hof des Köngis Ludwig XIII von Frankreich befinden. Durch ihr plötzliches Auftauchen geraten sie schnell unter Verdacht, Spione zu sein. Unversehens stehen die Kinder zwischen den Fronten einer niederträchtigen Verschwörung. Die Königin und Mutter des erst fünfzehnjährigen Königs Ludwig will ihren Sohn mit allen Mitteln stürzen, um den Thron für sich zu beanspruchen. Die Rädelsführer der Verschwörung, die Concinis, wollen mit allen Mitteln aus den Kindern herauspressen, was sie bei ihrer Ankunft im Kabinett der Königin gehört haben. Alles wird aber noch dadurch erschwert, dass Lisas heißgeliebter Hund Willie, von den Wachen des Königs eingefangen, in dem riesigen Königspalast unauffindbar ist.
Immer wieder gelingt es Kim, Lisa und Dennis durch die vielen geheimen und verwinkelten Gängen des riesigen Louvre zu fliehen. Sie finden schließlich auch Freunde, die ihnen zur Seite stehen. Am Ende greifen die drei sogar in den Verlauf der Geschichte ein: Sie warnen die treuen Gefolgsleute des Königs in allerletzter Sekunde vor einem geplanten Attentat auf Ludwig. Nun ist die direkte Auseinandersetzung mit den Verschwörern unvermeidlich.
Aber Kim, Lisa und Dennis haben trotz des dramatischen Verlaufs nur noch eines im Sinn: Sie wollen wieder zurück in ihre Zeit und sie haben nur 24 Stunden, um Willie wiederzufinden und zu Großvater Kaos Uhr zu gelangen, die versteckt im Kabinett liegt.
Eva Maaser bettet ihre Geschichte in authentische Begebenheiten des damaligen Alltags und entwirft ein glaubhaftes Szenario vor dem Hintergrund historischer Personen und Ereignisse. Die farblose wie auch tragische Figur des jungen Köngis, der zeitlebens seinen Anspruch auf den Thron gegen seine eigene Familie ausfechten muss, gibt Eva Maaser sehr greifbar wieder. Auch der Ausgangspunkt des Abenteuers, das münsterländische Drensteinfurt sowie die Stadt Münster stellen einen ebenso realen Bezug dar, wie auch die Schilderungen über Kims ";Ursprungskultur" aus China. Nicht nur die Zeit des Ludwig XIII ist gut recherchiert - auch hinsichtlich der alltäglichen Begebeheiten, die viele Kinder nicht unbedingt im Geschichtsunterricht vermittelt bekommen - auch die Zwiegespaltenheit Kims, der im inneren Dialog viele Dinge aus chinesischer Sicht beleuchtet, ist lebensnah und realistisch. Diese zwei Seelen, die in Kim einen stillen, inneren Kampf ausfechten, machen den Jungen zu einer sehr interessanten wie auch sympathischen Person.
Die Geschichte richtet ihren Spannungsbogen ganz auf die Rückkehr der Kinder in ihre eigene Zeit aus. Ein echter Höhepunkt stellt am Ende aber die verhinderte Ermordung des Königs dar und die Zeitreise nimmt hier an Fahrt zu. Bis dahin aber zieht sich die Geschichte ein wenig. Auf der Suche nach dem Hund, beim Ausharren in ausweglosen Situationen, bei der Arbeit in der Küche und bei den vielen Gelegenheit die Verräter zu belauschen, vergeht so manche Stunde - auch für den Leser. Dabei fällt Kindern natürlich nicht auf, wie viel Geschichte ihnen auf diesem Weg begegnet ist. Positiv ist daher, dass Eva Maaser den realistischen Umbau, der sich aus dieser Zeitreise ergibt, nicht verlässt und die Verhältnisse und damit auch die Personen um 1617 durchgängig glaubhaft darstellt. Auch über das gewaltsame Ende eines Verschwörers geht sie nicht reisserisch hinweg, sondern lässt die Erschütterung der Kinder stehen.
Sprachlich bedient sich Eva Maaser klassischer und bekannter Erzählmuster wie Formulierungen, die von Kindern der anvisierten Zielgruppe gut zu verstehen sind. Die attraktiven s/w Illustration von Joachim Knappe zeigen Details von den Schauplätzen der Geschichte und haben teilweise eine schöne Tiefe.
Fazit:
Eine unterhaltsames Zeitreise-Motiv, das so manch historisch belegte Begebenheit am Hofe des Königs XIII in die Erzählung einfliessen lässt. Mit der sympathischen Hauptfigur und den vielen Hinweisen auf die Geschichte kann es vielleicht auch ein Auslöser sein, sich auch einmal mit dem historischen König Ludwig XIII und seiner Zeit auseinander zu setzen.
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