Geister

übersetzt von Ann Lecker; Hardcover, 256 Seiten

ISBN: 9783743209961

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Theresa Mürmann
95%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonSep 2024

Idee

Kreativ und fantasievoll werden die schwierigen Themen Krankheit und Tod aufge-arbeitet.

Bilder

Farbenfroh und humorvoll werden die Lebenden und Toten gefeiert.

Text

Lustige und tiefgründige Dialoge wechseln sich wunderbar miteinander ab, sodass nie das Gefühl von zu viel Schwere aufkommt.

Diese Graphic Novel geht unter die Haut

Gemeinsam feiern wir das Leben! Was wäre, wenn es in deiner Stadt Geister gäbe? Wenn alle den Tag der Toten feiern - und du das als Einzige gruselig findest? So geht es Cat: Wegen der Erkrankung ihrer Schwester Maya zieht sie mit ihrer Familie ans Meer. Dort peitscht der Wind, dort dominiert der Nebel - und das ist gut für Mayas Lungen. Und beliebt bei Geistern, wie die beiden von Carlos erfahren. Doch während Maya ihnen umgehend begegnen möchte, tut Cat alles, um dies zu verhindern. Ob es ihr gelingt? Eine mitreißende Geschichte über die Schwestern Cat und Maya, über die Kraft der Familie - und über eine Verbundenheit, die über das Leben hinausgeht. Ein neues preisgekröntes und zahlreich ausgezeichnetes Comicbuch der New York Times-Bestsellerautorin Raina Telgemeier : In mystischem Ton und atmosphärischen Bildwelten erzählt Telgemeier mitreißend von den Schwestern Cat und Maya, von dem familiären Umgang mit der Krankheit Mukoviszidose und von der Kraft und dem Zusammenhalt der Familie . Ein unglaublich wichtiges Comicbuch für Mädchen und Jungen ab 10 Jahren , das zeigt, wie wichtig es ist, seine Ängste zu überwinden - für die Liebsten, und auch für sich selbst.

Für Cat und ihre Familie steht eine große Veränderung an: Sie ziehen ans Meer, genauer nach Bahía de la Luna, das an der nördlichen Küste Kaliforniens liegt. Denn Cats Schwester Maya ist schwer krank: Sie hat Mukoviszidose und das Klima ihres neuen Wohnorts soll ihr dabei helfen, besser zu atmen. Von den wenigen Sonnentagen im Jahr wusste Cat bereits vorher, doch dass es in Bahía de la Luna düster und neblig ist, überrascht sie dann doch. Noch dazu scheinen alle Bewohnerinnen und Bewohner wie besessen zu sein von Geistern…

Am liebsten würde Cat sich erstmal ein paar Tage in ihrem Zimmer verkriechen, zumal sie ihre alten Freunde sehr vermisst. Doch nichts da: Maya würde am liebsten gar nicht mehr aufhören mit ihrer Erkundungstour und da muss Cat notgedrungen mit. Auf die Begegnung mit dem selbsternannten GeisterTour-Guide Carlos hätte sie aber wirklich gerne verzichtet. Die ganze Stadt scheint nur so auf den Día de los Muertos (Tag der Toten) hinzufiebern. Cat muss zu zugeben, dass sie das Ganze schon ein bisschen gruselig findet. Und das nicht erst, als sie auf ihren ersten Geist trifft.

„Und was ist, wenn ich sterbe, Cat? Hast du dann auch vor meinem Geist Angst?“

Auch in dieser Graphic Novel steckt viel von der Autorin Raina Telgemeier selbst: Sie ist an der nebligen Küste Nordkaliforniens aufgewachsen und liebt die spukige Atmosphäre dort. Eine große Inspiration für „Geister“ waren zudem die „Tag der Toten“-Feierlichkeiten in San Francisco, an denen Telgemeier selbst sehr gerne teilgenommen hat. Aber auch das Thema Krankheit spielte in ihrer eigenen Geschichte eine Rolle: So ist ihre Cousine schon mit 13 Jahren an Krebs verstorben, was sie tief geprägt hat. Leben und Tod werden in dieser Geschichte auf eine eindrucksvolle und berührende Art und Weise miteinander verwoben.

Die Vorstellung, dass die kleine Maya an der unheilbaren Mukoviszidose erkrankt ist, ist nur schwer zu ertragen: Da ist so viel Energie, so viel Lebensfreude in Cats Schwester. Obwohl ihr das Atmen extrem schwerfällt, saugt sie jeden Moment in sich auf. Niemals aufgeben und immer positiv bleiben - das ist die Devise der gesamten Familie. Ihr ganzes Leben wird um Mayas Erkrankung herum aufgebaut. Aber hier und da bricht sie sich Bahn: die Angst vor dem Tod und dem Verlust eines geliebten Menschen. Immer wieder sind die Eltern hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, ihrer Tochter ein Stück weit Normalität zu verschaffen, und der Sorge um ihre Gesundheit.

„Ich brauchte etwas Eigenes. Etwas nur für mich.“

Sensibel und einfühlsam wird geschildert, wie sich die große Schwester Cat in ihrer Rolle fühlt. Niemals würde sie sich beschweren oder ihre kleine Schwester im Stich lassen. Cat weiß, warum sie umziehen müssen, wie es um Maya steht und was da irgendwann auf sie alle zukommt. Aber natürlich hat auch Cat Bedürfnisse, Träume und Wünsche, die sich zwischendurch Bahn brechen. Manchmal möchte sie neuen Freundinnen also nicht direkt erzählen, dass ihre kleine Schwester schwer krank ist. Manchmal möchten sie auch als erste von den Eltern gefragt werden, wie es ihr mit der Situation geht. Und das, so zeigt die Geschichte, ist auch gut so. Auch Cat darf mal traurig und wütend sein. Am Ende finden die großartige große und die bewundernswerte kleine Schwester aber immer wieder zusammen.

Und dann ist da natürlich noch die Sache mit den Geistern, die beim Lesen des Klappentextes vermutlich etwas skurril herüberkommt. Die Story ist frei von Horror und Thrill: Es geht vielmehr um eine Brücke zwischen dem Leben und dem Tod. So treffen Carlos, Cat und Maya in dem nebligen Küstenort auf zahlreiche nette Geister, die einst auch mal so lebendig waren wie sie selbst. Sie haben alle ihre eigene Geschichte und besonders Maya ist unglaublich fasziniert von ihnen. Für sie ist es ein wohltuender Gedanke zu wissen, dass da etwas auf sie wartet und sie die Möglichkeit hat, ihre Liebsten zumindest auf diese Weise immer wieder zu besuchen.

Wenn man es so liest, klingt es dennoch nach einer sehr schwermütigen Graphic Novel. Auf gewisse Weise ist sie das auch, aber im Vordergrund steht eher der positive Blick aufs Leben, das es jeden Tag aufs Neue zu feiern gilt. Gleichermaßen wird vor Augen geführt, dass wir alle irgendwann sterben müssen, früher oder später. Mit einer wunderbaren Fantasie und einer guten Prise Humor wird der Angst dabei ein bisschen ihres Fundaments entzogen.

Fazit

Eine beeindruckende Graphic Novel mit einer ganz anderen Herangehensweise an das Thema Sterben. Sehr gerne empfohlen.

Geister

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