Gaby Scholz hat mit den ";Geschichten aus der Arche Noah" für den Pattloch Verlag, einem traditionsreichen christlichen Verlag, insgesamt sechs Begebenheiten aus dem alten Testament zu einer spannenden und lebendigen Geschichte verwoben. Das gelingt, indem Noah immer, je nach Konfliktlage, genau das richtige bilblische Gleichnis kennt und damit die Gemüter der Tiere an Bord zu beruhigen weiss.
An Bord der Arche herrscht vorerst gute Laune unter den Tieren. Doch schon bald kippt die Stimmung und es herrscht dicke Luft. Um die Konflikte unter den Tieren zu schlichten, erzählt Noah verschiedene Geschichten aus der Bibel, die stets im direkten Zusammenhang mit dem Geschehen an Bord stehen.
Die Geschichte von Klein-David beschwichtigt z.B. die kleinen Tiere an Bord, denn alle erkennen, dass Körpergrösse allein nicht zur ";Grösse" eines Lebewesens beiträgt. Wie verwerflich es sein kann, sich falsche Gottheiten auszudenken, oder sich selbst als Gott zu ernennen (wie der königliche Löwe) zeigt die Geschichte vom goldenen Kalb.
Die auf einem Schiff gegebene Enge ist zwar fast immer nervenaufreibend und reizt die Passagiere, aber auch hier zeigt Noah mit der Geschichte von Jona im Walbauch, dass eine solche Enge sogar zu einer gewissen Bewusstseinserweiterung führen kann.
Die letzte Geschichte von der Speisung in der Wüste rettet die kleinen Tierpassagiere davor, von den Grösseren gefressen zu werden. Als die Giraffen ihre langen Hälse recken, ist endlich das erhoffte Land in Sicht. Glücklich und froh verlassen alle Tiere die Arche und brechen freudig in eine spannende Zukunft auf.
Sechs Geschichten aus dem alten Testament sind hier sehr schön kompakt und gut verständlich für Kinder zu einer Geschichte zusammengefasst worden.
Die Sprache dieser Bibelgeschichten ist lebendig und kann Kinder selbst komplexere Zusammenhänge verstehen lassen. Dennoch finden wir zu Anfang etwas aus der ";alten Sprache", die so manchen stören könnte: ";Seit Jahren ärgerte sich Gott schon über die vielen bösen Menschen auf Erden. Darum wollte er eine gewaltige Flut schicken, in der alles Böse untergeht." Eine Formulierung, die Kindern heute im Kontakt zur Kirche und Religion grösstenteils erspart bleibt. Und es stört gerade am Anfang in einem Masse, dass man einen positiver Einstieg kaum noch für möglich halten mag. Dennoch gelingt es Gaby Scholz, durch ihre direkte Ansprache in der Einleitung und ihrer lebendigen Sprache, dies im weiteren Verlauf weitestgehend auszublenden.
Insgesamt gibt es zwar viel Text für vierjährige Zuhörer, aber die in sich abgeschlossenen Episoden, über jeweils zwei Doppelseiten, ermöglichen einen seperaten und individuellen Umgang. In den einzelnen Geschichten wird kurz und knapp das wichtigste gesagt, ohne das Wesentliche vermissen zu lassen.
Die hier verwandten Illustrationen von Martina Mair vermögen hingegen nicht so recht zu überzeugen. Mit Bleistift konturiert und in Aquarellfarben coloriert lassen sie eine gewisse Tiefe vermissen. Zudem sind sie zum Teil sehr unterschiedlich gezeichnet. Manchmal sind die Bilder sehr ansprechend und liebevoll illustriert, an anderer Stelle wirken sie eher zu flüchtig, zu ungenau und zu flächig angelegt. Die verwendeten Farben sind jedoch freundlich und ansprechend. Jede Einzelepisode umfasst zwei Doppelseiten und wird stets mit großflächigen Illustrationen begleitet.
Da die Geschichten aus dem alten Testament immer in Bezug zum Geschehen an Bord gesetzt werden, fällt es den Kindern sicherlich leicht, die dortigen Konflikte mit eigenen, vielleicht schon erlebten Situationen zu vergleichen. Vielleicht ein Denkanstoss mit Hintergrund.
Die Hinweise auf die Bibelstellen in der heiligen Schrift am Schluss runden die Geschichte ab.
Fazit:
Eine interessante Idee, schön umgesetzt, leider können die Illustrationen da nicht immer mithalten. Positiv ist, dass es sich hier nicht um ";starr" erzählte ";Bibelgeschichten" aus dem alten Testament handelt, sondern mehrere Bibelgeschichten zu einer zusammengefasst wurden, und im direkten Bezug zum Bordgeschehen, bzw. zum Leben erzählt werden. Sie lassen den Kindern damit Raum und die Möglichkeit, mit- und nachzuempfinden.
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