Die Weisheit der Eisbären

Miki kann es kaum erwarten, endlich groß zu sein und wie ihre Mama Robben zu jagen und über das Eis zu wandern. Doch bis dahin muss sie einige Lektionen lernen, die ihr das Überleben sichern. Als ihre Mutter ihr schließlich erklärt, dass es nun für sie Zeit ist, alleine die Weite der Arktis zu erkunden, soll sich zeigen, ob sie genug gelernt hat ...

„Wer stehen bleibt, den holt der Winter. Nur wer geht, erreicht den Frühling. Nur wer geht, überlebt.“

So wunderschön die Arktis auch ist, funkelnd und glitzernd vor Schnee, so lebensfeindlich ist sie. Das ewige Eis und die stechende Kälte erlauben es nur wenigen Spezialisten, hier zu überleben. Zu den charismatischsten gehört sicher der Eisbär, weshalb dieser die „Arktis“-Reihe aus „Das geheime Leben der Tiere“ einläutet. Man begleitet Eisbärin Miki, wie sie vom tollpatschigen Jungtier zur erwachsenen Bärin heranwächst und viele Gefahren meistert.

Gemeinsam mit ihrem Bruder Nuka verbringt sie ihre ersten Lebenswochen in einer Höhle, wo sie sicher vor Wind und Wetter ist. Die fetthaltige Milch ist ihre einzige Nahrung und ermöglicht ihr ein schnelles Wachstum. Miki ist neugierig und möchte so schnell wie möglich das Eis erkunden. Als ihre Mutter die Geschwister schließlich mit hinausnimmt, warten Abenteuer, leckere Robben und das bedrohliche Meer auf die kleinen Bären.

Doch mit jeder Herausforderung und jeder Gefahr lernen Miki und Nuka etwas fürs Leben dazu. Bis es allzu schnell Zeit wird, sich zu verabschieden und das Gelernte umzusetzen. Wie wird Miki das Leben als Einzelgängerin meistern?

Eine süße und spannende Geschichte

Ich habe nun schon einige Bücher aus „Das geheime Leben der Tiere“ gelesen und wiederholt klargemacht, dass mich bisher nur die „Wald“-Bücher von Vanessa Walder überzeugen konnten. Obwohl diese Autorin nach wie vor unübertroffen das Leben der Tiere einzufangen weiß, so freut es mich, dass auch Anna Lisa Kiesel sehr vieles richtig gemacht hat. Die Eisbären und ihr Verhalten werden lebensnah beschrieben, die Härte der Natur wird nicht beschönigt und der tägliche Kampf in Zeiten des Klimawandels als reale Bedrohung dargestellt.

Manchmal tritt die Autorin dennoch in die gleiche Falle wie andere vor ihr: die Tiere in ihren Gedanken zu vermenschlichen. Dadurch wird die Geschichte schnell unglaubwürdig, etwa wenn Eisbären Worte wie „Mathematik“ benutzen, die in der Tierwelt keine Rolle spielen, weil sie menschengemachte Konstrukte sind. Kinder wird das vielleicht weniger stören, schließlich ist es eine süße und spannende Geschichte. Dem ein oder anderen könnte das aber schon auffallen, besonders wenn die Eisbären menschliche Begriffe beim Namen nennen, andere aber in ihrer eigenen Sprache umschreiben. Hier sollte man konsequenter in der Umsetzung sein.

Aber, um das nochmal zu verdeutlichen: Anna Lisa Kiesel hat eine herzerwärmende Geschichte geschrieben, die die Natur und die Bedrohung der Eisbären sehr gut einfängt. Die Illustrationen von Sanna Wandtke sind passend gestaltet und zahlreich vorhanden. Rundum handelt es sich also um einen würdigen Teil der Reihe, den man sich nicht entgehen lassen sollte.

Fazit

Endlich wieder ein Buch aus „Das geheime Leben der Tiere“, das eine natürliche Sicht auf die Tiere erlaubt und nicht zu viel vermenschlicht. Mit vielen kleinen Abenteuern und niedlichen Bildern ist es ein Genuss zu lesen.