Hier kommt Mila!

Es ist Milas erster Tag in ihrem neuen Kindergarten und ihr ist ein bisschen mulmig zumute. Denn sowohl für sie als auch für die anderen Kindern ist vieles neu: Mila sitzt nämlich im Rollstuhl. Wie immer begegnen ihr die anderen mit neugierigen Blicken und Fragen. Doch nach dem ersten Morgenkreis und einem Ausflug in den Zoo sind alle Unsicherheiten verflogen und Mila fühlt sich wunderbar willkommen in der Gruppe.

Für Mila ist es leider Alltag, dass Gehwege, Spielplätze oder Haltestellen nicht barrierefrei gebaut sind. Die anderen Kinder sehen ihre Umwelt nun mit ganz anderen Augen. Manchmal müssen nun neue Ideen her: So werden einige Spiele ab sofort einfach im Stehen gespielt oder der Bus statt der U-Bahn mit defektem Aufzug genommen. Aber was ist mit der unerreichbaren Nestschaukel auf dem Spielplatz? Mila und ihre neuen Freunde haben eine tolle Idee…

Barrierefreies Denken lernen

Für die Autorin Kristina Vogel sind die Themen Inklusion, Diversität sowie der Abbau von Barrieren und Vorurteilen Herzensthemen. Zwei Olympiasiege und 17 Weltmeistertitel im Bahnradsport gehen auf ihr Konto, doch 2018 änderte sich mit einem Trainingsunfall plötzlich alles: Kristina Vogel ist querschnittsgelähmt und sitzt seitdem im Rollstuhl. Neben Vogels politischem und sozialen Engagement adressiert sie mit diesem Bilderbuch nun auch die ganz kleinen Zuhörerinnen und Zuhörer.

Milas Geschichte öffnet die Augen für jedes noch so kleine Hindernis im Alltag: Treppen jeglicher Art, Bodenbeläge, Lücken zwischen Zügen und Bahnsteigkanten, Toiletten und noch vieles mehr. Da vermutlich nicht viele der jungen Leserinnen und Leser inklusive Kindergärten besuchen, ist es umso wichtiger, durch Bücher wie dieses eine Sensibilität für das Thema zu schaffen. Denn nur so lassen sich auch Barrieren und Ängste im Kopf abbauen. Je früher man damit beginnt, umso nachhaltiger werden Unsicherheiten genommen. Die Zielgruppe genau dort abzuholen, wo sie gerade steht, nämlich im „normalen“ Kitalltag zwischen Morgenkreis und Kuschelecke, ist dabei ein sehr sinnvoller Ansatz. Und auch die Erwachsenen werden ihr Denken und Verhalten sicherlich hier und da in Frage stellen.

Ein ruckeliges Kopfsteinpflaster ist das eine, aber wie mag es sich für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer zum Beispiel anfühlen, wenn von ihrer körperlichen Einschränkung direkt Rückschlüsse auf ihre geistige Verfassung gezogen werden? Mila findet es nämlich nicht so toll, dass die Eisverkäuferin bei ihr als einzige die Erzieherin fragt, welche Sorte es sein darf. Das kann sie doch selbst sagen!

Diversität wird in diesem Bilderbuch in vielerlei Hinsicht gelebt: verschiedene Kulturen, Hautfarben, Sprachen und Familienformen. Es ist ein wunderbares Plädoyer für mehr Zusammenhalt und Mitgefühl. Denn zusammen lässt sich so viel erreichen: Mithilfe einer großen Spendenaktion und einem aufregenden Spielplatzfest schaffen sie es als Gemeinschaft, einen barrierefreien Spielplatz zu errichten.

Fazit

Eine Geschichte, die Groß und Klein zum Nachdenken anregen wird: Beim nächsten Kita-Besuch lohnt es sich auf jeden Fall, den Weg dorthin auf unnötige Barrieren zu prüfen.