Kinder des Treibsands

Die Sommerferien hatte sich Simi eigentlich ganz anders vorgestellt. Doch nun sitzt sie in einem müffelnden Taxi, das sich durch tiefe Krater auf der unbefestigten Straße in das Dorf ihrer Großmutter kämpft.

Das moderne Großstadtleben in Lagos gewöhnt, ist die kleine Hütte der Großmutter und ihr Wirken als Heilerin und Vorsteherin des Dorfes Ajao im Dschungel Nigerias Teil einer ganz anderen Welt. Vor allem, weil Simis Mutter immer über ihre Familie geschwiegen hat und sie bisher noch nichts über weitere Angehörige wusste.

Zum ersten Mal in ihrem Leben hat Simi eine Großmutter und sie genießt die Freiheiten, die ihr ihre überängstliche Mutter in der Großstadt nie erlaubt hatte.

„In Ajao sind wir eins mit der Erde und mit der Natur, die der Ursprung aller Kräfte ist. Hier gibt es mehr zu sehen und zu spüren, als du ahnst.”

Auf einer ihrer ersten Erkundungstouren wird Simi in den Dschungel hinterm Haus gelockt. Dort findet sie sich schnell am Ufer eines Sees wieder, dessen rote Wellen sie wie magisch anziehen. Nur knapp entkommt sie dem Geheimnis auf dessen Grund. Während sie sich ihrer Großmutter und der Vergangenheit ihrer Mutter annähert, lernt sie die uralten Geschichten über den Kampf der Göttinnen Oya und Oshun kennen, die ganz eng mit der Gegend um das Dorf – und ihrer eigenen Familie – verknüpft sind.

Eine magische Reise

Kinder des Treibsands verbindet ein modernes Nigeria mit einer fantastischen uralten Sagenwelt. Simi wächst in einer Großstadt auf und führt ein Leben, mit dem sich auch viele Leser*innen in Deutschland identifizieren können.

Ihre Reise ins Hinterland bringt sie nicht nur ihrer Familie näher, sondern auch der Historie und den Geschichten eines traditionelleren Nigerias. Ihre Großmutter lebt ein ursprünglicheres Leben, wo die Zubereitung von Mahlzeiten aufwendiger ist, die Kräfte der Natur bei Erkrankungen wertgeschätzt werden und die Menschen nach den Regeln der Natur handeln.

Simi erfährt auch mehr über die Beweggründe ihrer Mutter, deren Geheimniskrämerei und Ängste schwer auf ihr und ihren Beziehungen lasten.

Verwoben wird die Vergangenheit mit der Gegenwart durch die Handlungen uralter Göttinnen, die das Wetter bestimmen und durch eine schwierige Entscheidung das Leben der Menschen rund um das Dorf und den See im Dschungel auf das Schmerzlichste beeinflussen. Die Großmutter steht vor der schwierigen Aufgabe, die Überlieferungen und den traditionellen Glauben mit dem Einzug der Moderne vereinbar zu machen.

Efua Traoré erzählt mit Kinder des Treibsands eine fesselnde Geschichte, die uns in einen in Deutschland noch unbekannteren Teil der Welt einlädt. Sie zeigt Verbindungen auf und macht uns mit neuen Figuren und Orten bekannt, die ganz neu die Fantasie anregen und Lust auf noch viel mehr solcher Geschichten machen.

Fazit

Gegenwart und Vergangenheit verbinden sich in Kinder des Treibsands auf fantastisch-magische Weise. Packend erzählt, öffnet sich hier eine erstaunliche und originelle Welt, die begeistert und von der man noch einiges mehr erfahren möchte.