Ein Anton zu viel

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Kinderbuch Couch
83%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonJul 2007

Idee

Anton, die Hauptperson, ist liebenswert dargestellt und ermöglicht den Kindern einen guten Zugang zu der Geschichte. Eine gute Umsetzung der Thematik Identität und Selbstbewusstsein.

Bilder

Bilder in satten, meist kräftigen Farben gehalten, mit einigen kleinen Details. Die Illustrationen sind klar strukturiert und zeigen interessante Texturen und dynamische Perspektivwechsel.

Text

Wenig Text, der aber alles Wesentliche beinhaltet. Kurze, spritzige und prägnante Sätze ohne Schnörkel. Schöner Erzählbogen.

Anton versucht in der neuen Kindergartengruppe Fuss zu fassen - aber da ist schon ein ziemlich großer und starker Junge, der denselben Namen hat. Er sagt, Anton sei ein ";Niemand" - aber wie kann Anton ";Niemand" sein, wenn ihn doch so viel ausmacht? Das neue Buch von Jörg Wolfradt erzählt eine Geschichte über Selbstvertrauen, Mut und das Entdecken der eigenen Identität.

Anton Schmidt ist neu in der Stadt und geht nun in einen neuen Kindergarten. Er bekommt gleich am ersten Tag Schwierigkeiten mit ";Tonne", der ebenfalls Anton Schmidt heißt. Dieser Tonne ist ein ziemliches Schwergewicht und macht gleich klar, dass es nur einen Anton Schmidt geben kann, nämlich ihn! Darum nennt er Anton ein ";Niemand". Aber, so denkt sich Anton, wie soll das gehen? Er ist doch da! Jeder hat doch einen Namen, manchmal schon vor der Geburt, und manche haben noch einen Namen obwohl sie gar nicht mehr da sind! Außerdem könnte ein Niemand doch auch nicht so gut klettern wie Anton - und das beweist er beim Kindergartenfest. Erst als beim Wettklettern nach den ";Tonne-Anfeuerungsrufen" ein lauterwerdendes ";Anton" ertönt, fasst der Junge Mut und Selbstvertrauen und holt Tonne ein. Beide Antons sind Sieger! ";Die Kinder jubeln: Niemand kann so super klettern wie unsere beiden Antons!" Wer ist dann eigentlich dieser Niemand?

Eine unangenehme Situation: Der erste Tag in einer neuen Gruppe. Was kann es da viel Schlimmeres geben, als ein starkes, grosses Kind mit absolut gleichem Namen, der den kleinen Anton auch noch vor allen in die Knie zwingt mit einem ";Du bist ein Niemand!". Das ist niederschmetternd! Antons Verunsicherung sitzt so tief, dass er sich selbst von der Erzieherin nicht angesprochen fühlt, wenn sie seinen Namen ruft. Tonne kommt ihm zuvor, erledigt die gestellte Aufgabe und wieder lachen alle anderen auf Antons Kosten. Anton findet es gemein, lässt sich aber nicht unterkriegen. Vielmehr will er verstehen, ob es überhaupt geht, ";ein Niemand" zu sein - so findet Anton heraus, dass wir umgeben sind von Schildern, auf denen Namen stehen, lange Reihen Klingeln zeigen an Hochhäusern die Namen ihrer Bewohner, auch Grabsteine auf dem Friedhof geben Aufschluss über die Identität der Verstorbenen.

Und Anton weiss: Er kann besonders gut klettern - es ist etwas, das ihn ausmacht, ihn zu etwas Besonderem macht. Als die anderen Kinder ihn mit seinem Namen anfeuern, gewinnt Anton seinen Mut und damit seine Zugehörigkeit zurück. Dieser Mut und der geteilte Sieg beim Klettern wird mit der Aufnahme in die Gruppe und der Akzeptanz von Tonne belohnt.

Jörg Wolfradt versteht es mit wenigen Worten, den kleinen Zuhörern Antons Dilemma plausibel zu übermitteln. Mit kurzen, prägnanten Sätzen und knappen Dialogen schafft es der Autor, der Geschichte einen schönen Erzählbogen zu verleihen. Kindern wird hier verdeutlicht, dass mutig sein auch bedeutet, sich selbst treu zu bleiben. Besonders gelungen ist dem Autor daher das ";Happy End", denn hier wird nochmals gezeigt, dass man mit gesundem Selbstvertrauen authentisch sein kann und dafür Anerkennung ernten darf.

Die Illustrationen von Birgit Antoni zeigen eine fröhliche und abwechslungsreiche Bilderwelt, die den Handlungsablauf sehr gut widerspiegelt. Interessant und ausdrucksstark werden die Bilder jedoch durch die Collagen und den dynamischen Perspektivwechsel. Mal schaut man aus der Vogelperspektive auf das Geschehen und ein anderes Mal nimmt man Antons Welt ganz durch seine Kinderaugen wahr. Birgit Antoni arbeitet immer wieder mit realistischen Aufnahmen und Texturen und integriert diese in ihre Illustrationen. Ein ständiger Begleiter Antons ist sein Schmusetier- ein kleiner Hase, der den gleichen Gefühlsweg wie Anton geht. Ein sympathischer und fröhlicher Hingucker, der durch seine Solidarität Anton ein wenig den Rücken zu stärken vermag.

Fazit:

Ein Mutmach-Buch mit einem ";Happy-End". Die Geschichte von Anton zeigt, wie wichtig es ist, an sich selbst zu glauben, um auch anderen zeigen zu können, wer man ist und welche Stärken man hat.

Sylke Wilmer-Gruchmann


Ein Anton zu viel

Jörg Wolfradt, Sauerländer

Ein Anton zu viel

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