Im Bärenhaus

Im Bärenhaus
Im Bärenhaus
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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonJul 2007

Idee

Eine Neuinterpretation eines alt bewährten Märchens, zeitgemäß mit liebenswerten Charakteren in einer spannenden aber harmonisch, heiteren Geschichte.

Bilder

Die nostalgisch anmutenden Illustrationen unterstützen diese Geschichte warmherzig und heiter. Sie überzeugen durch ihre klare Aussage, den feinen klaren Strichen, dem harmonischen Bildaufbau und den zarten Farben.

Text

Die gekonnte Mischung aus erzählendem Text und den Dialogen lässt den Zuhörer leicht in die Geschichte gleiten. Eine wichtige Botschaft feinfühlig vermittelt.

Das berühmte Märchen ";Goldlöckchen und die drei Bären" von Tolstoi, in einer Neuinterpretation von Gerda Muller, erschienen im Moritz Verlag, zeigt ein liebenswertes, heiteres kleines Mädchen. Die inzwischen 80-jährige Bilderbuchkünstlerin schafft eine Geschichte voller Wärme und Harmonie. Ein ähnliches aber dennoch ganz anderes Märchen als das Original!

Goldlöckchen ist ein kleines Zirkusmädchen. Trotz der mütterlichen Ermahnungen entfernt sie sich zu weit vom Zirkuszelt, da die schönsten Blumen immer tiefer im Wald zu sein scheinen. Als sie merkt, dass sie hat sich verirrt hat, weint sie; wischt sie sich aber schnell ihre Tränen weg, als sie ein kleines Waldhäuschen entdeckt. Im Haus findet sie drei Stühle und drei Schüsseln mit Suppe vor. Der kleine Stuhl und die kleine Suppenschüssel sind genau richtig für sie. Nach der Mahlzeit wird sie müde und legt sich in das kleine Bettchen, da die anderen beiden zu groß oder zu hart sind. Als die Bärenfamilie zu ihrem Haus zurückkommt, merken alle - Vater, Mutter und Bärenkind- sofort: Hier stimmt doch was nicht. Jemand hat auf den Stühlen gesessen, hat die Suppe probiert unddie Betten durcheinandergebracht. Schnell finden sie den Übeltäter im Bett des kleinen Bären und sind überaus überrascht.
Doch die Bären haben keine Gelegenheit, mehr über ihren heimlichen Gast zu erfahren. Denn kaum wird Goldlöckchen wach, läuft sie auch schon schnell aus dem Haus. Die Bären belehren sie auf Zuruf noch freundlich, dass man nicht so einfach in ein fremdes Haus geht und die Mahlzeit aufisst. Der kleine Bär bietet ihr sogar noch ein weiteres Schüsselchen an, doch Goldlöckchen entschuldigt sich, läuft aber schnell weiter und gelangt dann doch noch wieder zu ihrem Zirkus.

Schon der Einband mit einer Illustration aus dem Buch von Gerda Muller zeigt, welche warmherzigen und fein gezeichneten Bilder uns hier erwarten. Die feinen Bleistiftzeichnungen Muller`s zeigen eine friedliche und warme Welt, ohne jedoch kitschig oder unklar zu wirken. Gekonnt setzt sie Farbaktzente ins Bild, um das Augenmerk auf das Wesentliche der Geschichte und des Bildinhaltes zu lenken; die Aussage der Bilder ist somit klar definiert. Beim genauen Betrachten der doppelseitigen Illustrationen sind viele kleine liebenswerte Details zu entdecken, die die heimelige Atmosphäre und damit das Flair der Illustrationen, die sehr an die 50er/60er Jahre erinnern, unaufdringlich unterstützen. So findet man gut getarnte Nachtfalter auf einem Baumstamm oder etwa ein Eichhörnchen, das Goldlöckchen beobachtet. Die Bären wirken liebenswert in der Geschichte und oft rührend dargestellt. So kann man ihren Gesichtern ihre Besorgnis wie auch ihre Überraschung ablesen.

Obwohl der Bezug zu dem Klassiker, dem alten Märchen von Tolstoi, klar hergestellt ist, ist hier vieles anders. Gerda Muller geht die Geschichte sehr behutsam an. Hier ist Goldlöckchen kein sehr ungezogenes Kind, welches sich den Bitten der Mutter trotzig widersetzt. Muller`s Goldlöckchen ist ein liebenswertes kleines Mädchen, welches sich von den schönen Wiesenblumen verleiten lässt, tiefer in den Wald zu gehen, um einen schönen Strauss zu pflücken. Ganz ohne böswillige Absicht gerät dieses Mädchen in ein unheimliche, nicht gewollte Situation.

Gerda Muller versteht es, der Geschichte einen packenden Erzählbogen zu verleihen, der stetig ansteigt und sicherlich jeden kleinen Zuhörer mit Spannung aufhorchen lässt.

Dadurch, das Gerda Muller die Geschichte so entschärft hat, ist sie in erster Linie eine spannende Geschichte, bei dessen Ende die Kleinen aufatmen können, denn es sind ja nette Bären. Dass man nicht einfach in fremde Häuser geht und schon gar nicht einfach fortläuft, wird sicherlich sowieso nach der Lektüre besprochen und hat somit in der Auseinandersetzung einen viel positiveren pädagogischen Wert als die ursprüngliche Version.

Fazit:

";Im Bärenhaus" ist ein beeindruckendes ";Remake" des Tolstoi Klassikers.Ein intensives und spannendes Leseerlebnis mit warmherzigen, nostalgischen Illustrationen. Die Intention, Kindern schon im frühen Alter Märchen nahe zu bringen ist zeitgemäß umgesetzt

Sylke Wilmer-Gruchmann


Im Bärenhaus

Gerda Muller, Moritz

Im Bärenhaus

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