Bei diesem Bilderbuch ist Lachen nicht verboten
Eigentlich ist es ja kein Wunder, dass „nein“ häufig zu den ersten Wörtern gehört, die ein Kind aussprechen kann. Schließlich bekommt es das Wort tagtäglich mehrfach zu hören. Aber warum darf man in der Bibliothek nicht durch die Gänge flitzen? Wieso kann man das Obst im Supermarkt nicht direkt essen? Warum muss das Bonbonpapier in die Mülltonne wandern? Für Kinder mögen sich die ganzen Verbote im Alltag manchmal wie ein dichter Dschungel anfühlen, in dem man sich nur schwer orientieren kann. Kein Wunder, denn während einiges wirklich Sinn ergibt, müssen sich die Großen bei anderen Verboten doch selbst mal an die Nase fassen.
Mit welchen Verboten haben wir es in diesem Bilderbuch zu tun? Vom Beckenrand springen, Mundraub, schief singen, vermüllen, faul rumliegen, dreckig lachen, heimlich pupsen, ausrasten und wild tanzen - da wird von einem kleinen Tier mit langem Schwanz und Rüssel, dessen Art ich nicht genau bestimmen kann, schnellstens eingegriffen und ein entsprechendes Verbot ausgesprochen. Bis, ja bis es den anderen Tieren irgendwann zu bunt wird und sie dem Rüsseltierchen das Verbieten verbieten.
Die Botschaft kommt vermutlich nur bei den Älteren an
Das Bilderbuch-Debüt der Illustratorin Hanna Däumer überzeugt auf künstlerischer Ebene voll und ganz. Die doppelseitigen Tier-Collagen laden ein zum gemeinsamen Verweilen und Entdecken. Witzig, humorvoll und ironisch werden dabei Sinn und Unsinn der einzelnen Verbote aufgezeigt. Hand aufs Herz: Wer hätte bei einer Partie „Mensch ärgere dich nicht“ nicht auch schon mal so ausrasten können wie der Wolf? Und faul rumliegen hat doch auch seine guten Seiten, oder? Auf der anderen Seite können wir das kleine Rüsseltierchen bei seinem Einsatz gegen die Vermüllung der Natur nur voll und ganz unterstützen. Und dass das Springen vom Beckenrand gefährlich ist, geht auch klar.
Für Kinder ist es schwer zu verstehen, warum sie Gefühlen wie Freude und Wut in der Öffentlichkeit manchmal nicht einfach freien Lauf lassen können. Da heißt es dann häufig: „Psst!“. Oder beim Wutanfall im Einkaufszentrum schauen die Eltern peinlich berührt umher. Dabei ist der Umgang mit Emotionen gerade für die Kleinsten noch schwer zu steuern und muss erst erlernt werden. Verbote sind da eher kontraproduktiv. Außerdem geht es nach einem kleinen Gefühlsausbruch doch meistens wieder besser.
Tatsächlich wird das Buch für die jüngeren Kinder wohl gerade von den lustigen Bildern leben, denn die Message dahinter dürfte vielleicht noch zu schwer zu verstehen sein. Obwohl der Text eigentlich nicht kürzer sein könnte, braucht es ein paar Durchgänge, bis man die Story dahinter erfasst hat. Für den Begriff „Mundraub“ werden wahrscheinlich auch die Erwachsenen nicht direkt eine kindgerechte Erklärung finden. Zumindest kann man „dreckig lachen“ oder „schief singen“ beim Vorlesen einmal exemplarisch vormachen.
Fazit
Wunderbar illustriert, jedoch für die Kleinen auf Anhieb nicht direkt verständlich. Dennoch ein toller Anreiz, um mit den Kindern über das Thema Verbote ins Gespräch zu kommen.
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