Die Superkrabbler

Eigentlich ist es für die drei Käfer Rüsselchen, Nasi und Klein-Hubert ein Tag wie jeder andere, doch dann entdecken sie in den Müllresten einer vorbeigerauschten Schülergruppe etwas Außergewöhnliches: eine Sammlerkarte. Der Afrikanische Elefant soll bis zu 7000 Kilo schwer und bis zu 7 Metern lang werden. Nicht zu vernachlässigen die Größe von 4 Metern. Wow, Rüsselkäfer Rüsselchen weiß, was das ist - sein Blick in die Zukunft. Auch Hirschkäfer Klein-Hubert und Nasi, der Nashornkäfer finden „ihre“ Sammlerkarten: ein Hirsch und ein Nashorn mit ebenso atemberaubenden Prognosen. Die drei Freunde sind sich sicher, dass sie eigentlich Superhelden sind und sie, wenn sie groß sind, vor nichts und niemandem mehr Angst haben müssen.

Aufgrund ihrer neuen Superkräfte müssen sie sich erst einmal andere Namen zulegen. Riesenrüssel, Superhorn und Groß-Hubert gehen auf Superheldenmission! Im Überschwang der Gefühle möchten sie gerne mit ein paar Tieren des Waldes abrechnen, die ihnen sonst nicht so wohlgesinnt erscheinen. Die Spinnen, die Blindschleiche und die Eulen sollen dran glauben.

Doch dann hören sie einen Hilferuf aus einem Wasserloch: Max, der Mistkäfer, ist in Not. Normalerweise wäre das hier kein Problem für die drei Freunde, doch als Superhelden sind sie zu groß, um in das kleine Gewässer zu steigen. Aber was ist das? Im Spiegelbild der Wasseroberfläche erkennt Superhorn, dass er noch immer wie der kleine Nashornkäfer von vorhin aussieht. Max kann gerettet werden und Rüsselchen, Nasi und Klein-Hubert finden sich klein, wie sie sind, plötzlich ganz schön groß.

Superhelden ohne Empathie

Die Idee des bekannten Kinderbuchautors Werner Holzwarth („Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“) ist sehr schön: Um mutig zu sein und Großes zu bewirken, muss man nicht immer stark und hochgewachsen sein. Manchmal sind die Kleinsten die Größten. Doch an der Umsetzung scheint es bei dieser Geschichte ein bisschen zu hapern. Die drei Käfer Rüsselchen, Nasi und Klein-Hubert mutieren in ihrer Rolle als Riesenrüssel, Superhorn und Groß-Hubert zu rachsüchtigen Superhelden.

Die Spinnennetze sollen weggepustet, die Spinnen aufgespießt und mit Groß-Huberts Geweih zerfetzt werden. Der Blindschleiche, die Superhorns Bruder auf dem Gewissen hat, droht ein ähnlich brutales Schicksal. Die Eulen werden mit ein paar Beulen k.o. gehen. So der Plan. Glücklicherweise kommt alles ein bisschen anders und die drei Käfer können ihre heldenhaften Kräfte für eine viel wichtigere Aufgabe einsetzen - der Rettung von Mistkäfer Max.

Zwar soll das heroische Gehabe der drei Freunde natürlich witzig sein, doch in Kombination mit den breit grinsenden, etwas bedrohlich wirkenden Insekten, wird doch das eine oder andere Kind beim Vorlesen wohl wenig Sympathien für Riesenrüssel, Superhorn und Groß-Hubert empfinden. Ein Superheld oder eine Superheldin mit ein wenig mehr Empathie und Großherzigkeit für seine Mitlebewesen wäre eine bessere Message gewesen. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass Krabbeltiere bei kleinen (und großen!) Menschen vor den flauschigen Haustieren in der Regel zurückstecken müssen, hätten Insekten mit mehr Herz eine größere Wirkung erzielt.

Fazit

Eine gute Idee trifft auf eine wenig überzeugende Umsetzung. Ein Glück, dass Riesenrüssel, Superhorn und Groß-Hubert nicht durch unsere Gärten schwirren.