Alles Zauber, oder was?
- Fischer Schatzinsel
- Erschienen: März 2007
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Tim Kennemore hat es in ihrem Kinderroman ";Alles Zauber, oder was?" geschafft, der Familie Sharp viele alltägliche Probleme und Phantasien zuzuschreiben. Die dreizehnjährige Lizzy kann angeblich zaubern und der 10-jährige Dan ist genervt von den imaginären Freunden seines kleinen Bruders Max. Der 7-jährige Max hingegen hat arge Probleme mit seinem Klassenerzfeind Nathan, die er mit Hilfe seiner Schwester Lizzy und seines Bruders Dan aber zu lösen weiß. Wie diese chaotischen drei Geschwister ihre Probleme letztlich aus der Welt schaffen und wie man wirksame Zaubertränke herstellt, das erfahren junge Leser in diesem wahrhaftig bezaubernden Buch!
Die dreizehnjährige Lizzy und ihre Brüder sind total genervt von ihren Nachbarn. Immer, wenn sie mal etwas Tolles spielen oder ein bisschen lauter sind, beschwert sich das alte Ehepaar. Das muss ein Ende haben! Also beschließt Lizzy, dass sie eine junge Hexe werden muss, um die alten Leute dann einfach wegzuzaubern. Und nichts leichter als das: Lizzy braut mit Hilfe ihres kleinen Bruders Max einen Zaubertrank, den sie um das Haus der Nachbarn verteilen. Und siehe da: ein paar Tage später ziehen die alten Leute aus und das Haus steht zum Verkauf!
Genauso verfährt Lizzy auch mit ihrer strengen Physiklehrerin. Sie braut wieder einen Zaubertrank und schwups, ihre Lehrerin ist schwanger und verlässt die Schule vorerst.
Somit denkt sich Lizzy: ";Mensch, wenn das alles so klappt, dann zaubere ich mir jetzt einige Dinge, die ich mir schon so lange wünsche!"
";Alles Zauber, oder was?" ist ein in wohldosierte 18 Kapitel aufgeteilter Kinderroman, der die alltäglichen und außergewöhnlichen Probleme einer fünfköpfigen Familie vortrefflich wiedergibt. Der Autorin Tim Kennemore gelingt es, die Alltagsprobleme dieser Familie auf eine leserorientierte Art und Weise darzustellen. Gerade am Beispiel des kleinen Max wird deutlich, welche - für uns scheinbar banalen - Probleme unsere Kinder verzweifeln lassen. Max ist total allein. Er hat keine Freunde, weil die Familie soweit außerhalb wohnt und auch seine Geschwister haben oftmals Besseres zu tun, als mit ihm zu spielen. Und in der Schule geht es ihm auch nicht viel besser: ständig wird er von Nathan gemobbt, er klaut Max sein Pausenbrot, er trinkt seine Milch, .... Deshalb erfindet Max seine eigenen Freunde, und zwar die Familie Knödel. Jeder aus der Knödel-Sippe ist so, wie Max ihn gerne hätte. Ja - sie sitzen sogar teilweise abends mit am Esstisch! Und als seine Geschwister ihm dann seine Knödel-Sippe wegzaubern, sehen sie erst, was sie da angerichtet haben. Sie versuchen also, Max zu neuen Freunden zu verhelfen und wollen ihn von dem fiesen Nathan befreien. Ein ultimativer Zaubertrank muss her!
So versuchen auch Lizzy und Dan immer wieder ihre Probleme zu lösen.
Je mehr die Kinder aber zaubern, umso mehr Ungereimtheiten treten auf. So will sich Lizzy tolle CD`s herzaubern, die aber partout nicht kommen wollen. Während Lizzy die Hoffnung auf eine Hexenkarriere aber nie aufgibt, weiß Dan schon lange, was wirklich dahinter steckt: Man muss nur an etwas glauben, und wenn man das tut, dann wirkt es auch! Denn mal ganz ehrlich: was kann ein Zaubertrank aus Bier, Sherry, Weißwein, Ölsardinen und Co. denn schon ausrichten, wenn man ihn nicht gerade trinkt?! Genau das tut aber Nathan Dursley und das Chaos nimmt seinen Lauf!
Die Autorin schildert, untermalt von einigen sehr lustigen Passagen, wie Hoffnung und Glaube einen Menschen und sein Leben verändern können. Max wird in der Annahme, dass er einen sehr wirkungsvollen alkoholischen Zaubertrank besitzt, mutig. Er hat keine Angst mehr vor Nathan und genau das ist der springende Punkt!
Die teils sehr lustigen Passagen lockern das eigentlich sehr ernste Thema perfekt auf. Sowohl große als auch kleine Leser werden aus dem Lachen stellenweise nicht mehr rauskommen.
Unterstützt durch viel wörtliche Rede bringt Tim Kennemore einen altersgerechten sprachlichen Aufbau an den Leser, der zum Selberlesen anregt. Die immer wiederkehrende Problemlösungsstrategie ";Zaubertrank brauen" wirkt darüber hinaus ganz und gar nicht eintönig oder langatmig, da die Probleme der Geschwister so vielseitig sind.
Nur hinsichtlich der Charaktere vermisst man hier und da ein wenig Tiefe. Der einzige, für mich vollkommen gut dargestellte Charakter ist Max. Man kann sich gut in den kleinen Jungen hineinversetzen und seine Sorgen und Ängste verstehen. Leider erfährt man sowohl von ihm als auch von seinen Geschwistern wenig über deren äußerliches Erscheinungsbild, was die Sache noch abrunden würde. Lizzy und Dan werden eher zwischen den Zeilen, durch ihr Verhalten, beschrieben. So kann man sich vorstellen, dass Dan kein hochgewachsener, kräftiger Bursche ist, wenn er Modellschiffe bastelt und viel Zeit am Computer verbringt. Diese vom Leser erwarteten Transferleistungen birgen somit die Gefahr, nicht vollständig erbracht zu werden und so das Identifikationspotential zu schmälern. Andererseits bieten sie die Möglichkeit, die eigene Phantasie mitspielen zu lassen.
Interessant wirkt aber die Tatsache, dass die drei Geschwister gleichermaßen Hauptfiguren sind. Eine Besonderheit, die die Geschichte für sich schon zu einem besonderen ";Erlebnis" macht.
Fazit:
Eine gelungene, streckenweise ziemlich lustige und spannende Geschichte über die alltäglichen Probleme von drei besonderen Geschwistern. Die Zauberei hilft den Hauptdarstellern in erster Linie, an sich selbst zu glauben - und das allein beseitigt schon so manches Problem. Die liebenswerte und lebendige Art, mit der Tim Kennemore die Charaktere miteinander umgehen lässt, sowie die gute sprachliche Anpassung an den jungen Leser machen dieses Buch lesenswert.
Tim Kennemore, Fischer Schatzinsel
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