Der Zottelbär
- Bohem Press
- Erschienen: März 2007
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Bärenstark fühlt sich der kleine Bär, als er den zotteligen Konkurrenten mit seinem Brüllen vertreibt. Aber hat er sich auch richtig verhalten? Seine Freunde reden ihm ins Gewissen und helfen dem Kleinen dabei, den richtigen Weg zu einer Bären-Freundschaft einzuschlagen.
An einem wunderschönen Tag im tiefen Wald macht sich der kleine Bär auf den Weg Beeren zu pflücken. Ganz versteckt steht seine Quelle für die schönsten Himbeeren im Wald. Als er mit dem Pflücken beginnen will raschelt es im Unterholz. Er dreht sich vorsichtig herum und entdeckt einen zotteligen Bärenkopf. Entsetzt beginnt der kleine Bär sofort bedrohlich zu brüllen. Nicht etwa, weil er nur Angst um die leckeren Himbeeren hat, sondern weil der Zottelbär einfach nicht hierher gehört und er noch nie einen solchen Bären gesehen hat. Nachdem er den Eindringling in die Flucht geschlagen hat ist der kleine Bär aber noch immer nicht zufrieden. Er folgt der Spur des Artgenossen, um diesen für immer zu vertreiben. Auf seiner Suche begegnet er anderen Tieren, die sich allesamt wundern, warum ein Bär einen anderen Bären jagt und das obwohl die beiden überhaupt nichts voneinander wissen. Die sollten doch Freunde sein. Die Tiere wundern sich auch, dass der Kleine alleine aufgrund des zotteligen Aussehens den anderen Bären jagt.
Ganz allmählich beginnt der kleine Bär zu begreifen, dass die anderen Tiere Recht haben könnten. Ganz unangenehm ist im plötzlich, dass er gar nicht versucht hat, den Zottelbär kennen zu lernen. Also dreht er wieder um. Ganz in Gedanken versunken trabt er langsam zu seiner Höhle, als er zufällig an der Höhle des Zottelbären vorbeikommt. Vorsichtig beobachtet er, wie dieser Nüsse in den Hönig rührt. Da läuft ihm das Wasser im Mund zusammen, doch der Zottelbär ist ganz sprachlos und will dem kleinen Bär nicht erzählen, was er mit dem Honig vorhat. Da spürt der Kleine, wie traurig das zottelige Tier ist und entschuldigt sich.
Und weil Zottelbär weiß, dass der Honig mit Himbeeren noch besser schmeckt (altes Großmutterbärenrezept), zeigt er seinem neuen Freund schnell den geheimen Platz, wo die tollsten Himbeeren wachsen.
Mit dem kleinen Bären hat die Autorin einen ganz liebenswerten kleinen Kerl geschaffen. Fast traut man ihm nicht zu, dass er so überreagiert. Ein wenig Verständnis entwickelt man für sein Verhalten, wenn man sich den geheimen Ort der Himbeersträucher näher betrachtet. Unmengen leckere, reife Früchte, auf einer ganz einsamen Lichtung in einem dunklen Wald. Fast bedrohlich wirken die riesigen Bäume rund um ihn herum und die Farben sind düster und schmutzig. Als dort der Zottelbär auftaucht, zwar ein Wesen seiner Gattung aber nie zuvor gesehen, reagiert er mit blinder Verteidigung seines Territoriums. Phantastisch wie hier die Brücke zu unserer menschlichen Gesellschaft geschlagen wird. Tagtäglich werden Menschen allein aufgrund ihres ";anders seins" oder ihres Aussehens vertrieben bzw. nicht als gleichwertig akzeptiert. Selten gibt man sich die Mühe und versucht den anderen erst einmal kennen zu lernen. Grundsätzlich wird erstmal das eigene Hab und Gut oder aber der persönliche Wirkungskreis verteidigt. An diesem Punkt geht die Geschichte aber noch weiter. Aus lauter Angst man könne ihm etwas streitig machen, wird der andere verfolgt, um ihn für immer zu vertreiben, auf das man sich nie mehr mit diesem Wesen auseinandersetzen muss.
Viele Kinder im Alter zwischen 3 und 4 Jahren legen ein solches Verhalten an den Tag. Da braucht der Andere gar nicht großartig gefährlich sein, da wird einfach blind Spielzeug verteidigt. Ein gesunder Egoismus ist sicher ein Teil einer starken Persönlichkeit, auf lange Sicht gesehen, macht so ein Verhalten aber einsam.
Glücklicherweise hat der Kleine Bär Freunde, die ihn so sehr mögen, dass sie ihn auf den richtigen Weg führen. Und das macht das Buch für Kinder so wertvoll. Sie erfahren, dass man sich auch mal irren darf und mit einer Entschuldigung viel erreicht werden kann. Darüber hinaus wird gezeigt, was alle Eltern ihren Kleinen immer wieder nahe bringen möchten, nämlich, wie wichtig das Teilen ist. Und wie schön Teilen sein kann, wenn man sich gut versteht. Erst einmal nachdenken, dann handeln, steht da ganz deutlich zwischen den Zeilen. Eine wichtige Botschaft, die in dieser Bärengeschichte sehr schön transportiert wird.
Wer die Bilder Eric Battuts schätzt, der wird auch in diesem Buch wieder viele schöne Details entdecken. Mit schwungvollem Pinselstrich legt er Flächen an, gestaltet Himmel indem er mutig grün-rote Farbflächen übereinander legt und Flüsse in ihrer Spiegelung ungewöhnlich bunt zeigt. Die Bären scheinen von Kinderhand gezeichnet, so einfach kommen sie daher. Für Kinder hätte der Zottelbär viel zotteliger sein müssen. Scheinbar will Battut aber zeigen, dass die Unterschiede gar nicht so groß sein müssen, um sich bedroht zu fühlen.
Insgesamt ist das Buch ein wenig zu dunkel illustriert, was beim Vorlesen bei Nachttischlampenlicht dazu führt, dass wichtige und auch schöne Details verschluckt werden. Alleine das Schlussbild, auf dem die beiden Bären, Hand in Hand, dem Sonnenuntergang entgegengehen, leuchtet in einem intensiven Rot.
Fazit:
Auf den ersten Blick ein einfaches Buch über eine Bärenfreundschaft. Bei genauerem Betrachten aber eine vielschichtige Geschichte mit eingängigen Botschaften, die sämtlich auf den Alltag unserer Kleinen projiziert werden können.
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